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BILDUNG/951: 7,5 Millionen funktionale Analphabeten sind ein Armutszeugnis für Deutschland


Pressemitteilung der SPD-Bundestagsfraktion - 7. September 2012

Arbeitsgruppe: Bildung und Forschung

7,5 Millionen funktionale Analphabeten sind ein Armutszeugnis für Deutschland



Zum internationalen Weltalphabetisierungstag der UNESCO am 08. September erklären die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Dagmar Ziegler, der bildungs- und forschungspolitische Sprecher Ernst Dieter Rossmann und der zuständige Berichterstatter Oliver Kaczmarek:

Die SPD-Bundestagsfraktion engagiert sich verstärkt für Alphabetisierungsarbeit in Deutschland. Dafür hat die SPD als erste Fraktion ihren aktuellen Antrag "Alphabetisierung und Grundbildung fördern - Für eine nationale Alphabetisierungsdekade" in "Einfache Sprache" übersetzt.

"Einfache Sprache" arbeitet mit leichten Wörtern, einfachem Satzbau und vermeidet Passivkonstruktionen und Füllwörter. So können Menschen, die Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben haben, besser erreicht werden.

Die aktuell veröffentlichte Studie der EU-Expertenkommission zur Lese- und Schreibkompetenz in Europa bestätigt erneut die alarmierende Situation: jedem fünften Jugendlichen im Alter von 15 Jahren fehlt eine grundlegende Lese- und Schreibfähigkeit. In Deutschland haben laut der leo. - Level- One Studie aus dem Jahr 2010 7,5 Millionen Menschen Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben. Die eingeschränkte gesellschaftliche Teilhabe dieser Menschen muss endlich ein Ende haben.

Deswegen fordert die SPD-Bundestagsfraktion eine Alphabetisierungsdekade in Deutschland: eine gemeinsame Kraftanstrengung aller relevanten Akteure aus Politik, Wirtschaft, Medien und Verbänden, um schrittweise die Zahl der Menschen mit Lese- und Rechtschreibschwäche zu verringern.

Anfang 2011 hat Bundesbildungsministerin Annette Schavan angekündigt, einen gesellschaftlichen Pakt für Alphabetisierung und Grundbildung zu initiieren. Geschehen ist wenig. Zwar gibt es inzwischen eine gemeinsame Vereinbarung mit den Ländern, doch diese weisen kaum konkrete Ziele auf. Statt auch finanziell eine Vorreiterrolle einzunehmen, schiebt die Bundesregierung die Verantwortung über wesentliche Maßnahmen auf die Länder und Kommunen ab. Dies ist keine wirksame Hilfe für die 7,5 Millionen funktionalen Analphabeten in Deutschland.

Unsere Kernforderungen sind:

- Alphabetisierung muss gesamtgesellschaftlich als drängende bildungspolitische Herausforderung verstanden werden.

- Die Zahl der funktionalen Analphabeten muss absehbar halbiert werden. Dazu müssen dauerhafte und tragfähige Strukturen als Teil des allgemeinen Weiterbildungssystems in Deutschland aufgebaut und gestärkt werden.

- Wir verfolgen das Ziel, schrittweise die Anzahl der Kursplätze für Alphabetisierung und Grundbildung an den Volkshochschulen und weiteren Trägern auf mindestens 100.000 jährlich zu erhöhen. Dazu bedarf es einer verbindlichen Vereinbarung über den dauerhaften Mitteleinsatz der jeweiligen politischen Ebene. Wir wollen, dass der Bund ab 2013 jährlich mindestens 50 Millionen Euro für die Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit bereitstellt.

- Wir brauchen eine für die Belange von funktionalen Analphabeten sensibilisierte Öffentlichkeit. Dazu wollen wir ein positives Klima und niedrigschwellige Strukturen für mehr Lese- und Schreibfähigkeit, zum Beispiel mit Texten in "Einfacher Sprache", schaffen.

Copyright 2012 SPD-Bundestagsfraktion

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 922 vom 7. September 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. September 2012