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GESUNDHEIT/757: Medikamententests an DDR-Kliniken rückhaltlos aufklären


SPD-Pressemitteilung 200/13 vom 13. Mai 2013

Matschie: Medikamententests an DDR-Kliniken rückhaltlos aufklären / Forschungsverbund unter dem Dach der Deutschen Forschungsgemeinschaft angeregt



Zu Medienberichten vom heutigen Tag, nach denen westliche Pharmakonzerne in DDR-Kliniken unerprobte Arzneien zu Testzwecken einsetzten, erklärt der Vorsitzende des Wissenschaftsforums der SPD, Christoph Matschie:

Die Medikamententests an DDR-Kliniken im Auftrag westlicher Pharmakonzerne müssen rückhaltlos aufgeklärt werden. Dabei ist die Frage zu beantworten, ob hier alle ethischen, wissenschaftlichen und rechtlichen Standards zur Durchführung von medizinischer Forschung eingehalten wurden.

Wenn Medienberichte zutreffen, dass an bis zu 50 Kliniken, darunter Universitätskliniken wie die Berliner Charité, zu DDR-Zeiten Tests an Patienten ohne deren Wissen vorgenommen wurden, wäre das ein ungeheuerlicher Vorgang, der sich weder mit dem wissenschaftlichen und ärztlichen Ethos noch mit den für solche Studien geltenden strengen Standards vereinbaren lässt. Das muss umfassend aufgearbeitet werden. Dabei steht auch die Frage im Raum, welche etwaigen Folgen die Tests für betroffene Patienten hatten. Sollte es Sterbefälle gegeben haben, muss geklärt werden, ob diese im Zusammenhang mit den pharmazeutischen Tests standen.

Um diese und zahlreiche andere offene Fragen zu beantworten, sollte unter dem Dach der Deutschen Forschungsgemeinschaft ein Forschungsverbund gegründet werden. Dieser eröffnet die Möglichkeit, bei der Aufarbeitung nach wissenschaftlichen Standards und länderübergreifend tätig zu werden. Seine Aufgabe wäre es, einerseits die Unterlagen in den Kliniken der neuen Länder zu sichten. Andererseits müssen auch die Archive der Pharmafirmen geöffnet werden. Und es ist nach der Verantwortung des damals für die Zulassung von Arzneimitteln zuständigen Bundesgesundheitsamtes zu fragen.

Es ist besonders auch an den betroffenen Pharmafirmen, sich aktiv an der Aufklärung zu beteiligen. Die im Raum stehenden Vorwürfe haben eine Tragweite, die eine umfassende Aufarbeitung erfordert. Nur so können wir in der Zukunft die strikte Einhaltung wissenschaftlicher und medizinischer Standards garantieren.

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Quelle:
SPD-Pressemitteilung 200/13 vom 13. Mai 2013
Herausgeber: SPD Parteivorstand, Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Mai 2013