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LATEINAMERIKA/1593: Guatemala - Mörder von Bischof Gerardi getötet (poonal)


poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen

Guatemala
Mörder von Bischof Gerardi getötet

Von Darius Ossami


(Berlin, 20. Juli 2016, telesur-npl) - In der guatemaltekischen Haftanstalt Pavón bei Guatemala-Stadt ist es am Montag, 18. Juli zu schweren Unruhen gekommen; dabei sollen mindestens zehn Häftlinge ums Leben gekommen sein. Unter den Toten befindet sich der Ex-Oberst Byron Lima Oliva, der wegen seiner Beteiligung am Mord an Bischof Juan Gerardi eine 20-jährige Haftstrafe absaß.


Granatwurf auf Mithäftling

Nach Angaben des Anwaltes von Lima sowie mehrerer Mithäftlinge, wurde Lima durch eine Granate getötet, die von Marvin Montiel Marín geworfen worden sein soll. Der ehemalige Drogenhändler Montiel verbüßt wegen der Ermordung von 15 Nicaraguanern und einem holländischen Touristen im Jahr 2008 eine Haftstrafe von sage und schreibe 820 Jahren.

Bischof Juan Gerardi war am 26. April 1998 in der Garage seines Hauses in Guatemala-Stadt erschlagen worden. Nur zwei Tage zuvor hatte Gerardi den Bericht "Guatemala Nunca Más" des Projektes zur Erinnerung an die Ereignisse des Bürgerkrieges REMHI (Recuperación de la Memoria Histórica) vorgestellt. Der Bericht hat über 54.000 Menschenrechtsverbrechen dokumentiert, die während des Bürgerkrieges von 1960 bis 1996 begangen worden waren; die meisten Verbrechen werden darin der Armee und Funktionären der Regierung zugeschrieben.


Geheimdienst EMP in Mord an Bischof verwickelt

Nachdem Regierung und Ermittlungsbehörden versucht hatten, den Mord an Gerardi als Alltagsverbrechen darzustellen, verdichteten sich die Hinweise, dass der Militärgeheimdienst EMP hinter dem Mordanschlag steckte. Am 8. Juni 2001 wurden drei Armeeoffiziere - Hauptmann Byron Lima Oliva, sein Vater Oberst Byron Disrael Lima Estrada und José Obdulio Villanueva - als Mörder Gerardis zu einer je 30-jährigen Haftstrafe verurteilt. Oberst Lima Estrada war in der sogenannten School of the Americas von amerikanischen Armee- und Geheimdienstoffizieren ausgebildet worden. Das Strafmaß für Vater und Sohn Lima wurde später auf je 20 Jahre herabgesetzt; Villanueva wurde bereits 2003 im Gefängnis ermordet.


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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Juli 2016

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