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NAHOST/562: Ankara verzögert die Einreise der kurdischen Friedensgruppe aus Europa (Dialog-Kreis)


Dialog-Kreis - 29. Oktober 2009

"Die Zeit ist reif für eine politische Lösung im Konflikt zwischen Türken und Kurden"

Ankara verzögert die Einreise der kurdischen Friedensgruppe aus Europa


Von den drei kurdischen Friedensgruppen, die auf dem Wege zur Türkei sind, hat die Gruppe aus EU-Europa bisher keine Erlaubnis bekommen, in die Türkei einzureisen. Persönlichkeiten aus Politik, Friedensbewegung, Friedensforschung, Kirche und Gewerkschaften, die sich seit langer Zeit mit dem türkisch-kurdischen Konflikt befassen, fordern die türkische Regierung, aber auch die EU-europäischen Regierungen auf, die historische Chance zur Beilegung des Konflikts und zur Aussöhnung nicht verstreichen zu lassen.


Dr. Norbert Blüm (Bundesminister a. D.); Dr. Manfred Budzinski (Ev. Akademie Bad Boll); Prof. Dr. Andreas Buro (Koordinator des Dialog-Kreises); Prof. Dr. med. Ulrich Gottstein; Heiko Kauffmann (Pro Asyl); Prof. Dr. Ekkehard Krippendorff; Dr. Jürgen Micksch (Interkultureller Rat); Prof. Dr. Wolf-Dieter Narr; Dr. Gisela Penteker (IPPNW); Prof. Dr. Dr. Horst-Eberhard Richter; Bergrun Richter; Mehmet Sahin (Geschäftsführer des Dialog-Kreises); Horst Schmitthenner (IG Metall); Dr. Herbert Schnoor (Staatsminister a. D.); Prof. Dr. Dieter Senghaas; Prof. Dr. Eva Senghaas-Knobloch; Otmar Steinbicker (Vorsitzender Aachener Friedenspreis) und Manfred Stenner (Geschäftsführer des Netzwerks Friedenskooperative) fordern gemeinsam:

Die historische Chance für Frieden im türkisch-kurdischen Konflikt ergreifen!

Drei kurdische Gruppen sind auf dem Weg in die Türkei, um einer friedlichen und demokratischen Lösung des türkisch-kurdischen Konflikts neue Impulse zu geben. Wir begrüßen diese Initiative und hoffen auf ihren Erfolg. Nach den langen Kämpfen mit vielen Wunden ist die notwendige Aussöhnung eine für alle Seiten schwierige aber auch unumgängliche Aufgabe. Sie wäre gleichzeitig ein großer Schritt auf das multikulturelle und multiethnische EU-Europa zu.

Der türkische Staatspräsident Abdullah Gül hat die Lösung der "Kurdenfrage" zur wichtigsten Aufgabe der Türkei erklärt. Ministerpräsident R. Tayyip Erdogan hat mit dem Fraktionsvorsitzenden Ahmet Türk der kurdischen Partei (DTP) darüber gesprochen. In anderen Bereichen, wie zum Beispiel Armenien, weitet Ankara seine Kooperation mit Nachbarstaaten aus. Die in der Türkei ankommenden kurdischen Gruppen, die aus dem irakischen Flüchtlingslager Mahmur, aus "dem PKK-Hauptquartier in den Kandil Bergen" und aus EU-Europa kommen, demonstrieren nun ihre Friedensbereitschaft.

Doch ist der Widerstand gegen eine friedliche Lösung in der Türkei noch erheblich und behindert bislang ein großzügiges Angebot an die kurdische Seite. Diese wiederum zögert, eine Beendigung des bewaffneten Kampfes und das Niederlegen der Waffen unter internationaler Kontrolle anzubieten. Wir möchten beide Seiten zu großen und großzügigen Schritten der Aussöhnung ermutigen. Es gilt jetzt nicht, die Vergangenheit gegen einander aufzurechnen, sondern gemeinsam in einem geschwisterlichen Sinne beider Völker die Zukunft zu gestalten.

Freundschaft zur Türkei kann in dieser historischen Situation nur heißen, ihrer großen Gesellschaft aus Türken, Kurden, Armeniern, aus Moslems, Christen und vielen anderen Völkern und Religionen beizustehen, um Gespräche und Verhandlungen für das zukünftige friedliche Zusammenleben endlich beginnen zu lassen.

In diesem Sinne fordern wir die Politik der EU und die Politikerinnen und Politiker der Bundesrepublik auf, sich für eine friedliche Lösung einzusetzen. Es besteht jetzt eine historische Chance, diesen überfälligen Konflikt zu beenden. Solche Möglichkeiten kommen nicht oft und bleiben nicht lange. Wir plädieren und bitten alle, diese Chance zu nutzen, damit die seit Jahrhunderten bestehende Freundschaftsbrücke zwischen Türken und Kurden nicht weiter zerstört wird, die zivilen Kräfte sich stärken, sowie Frieden und Gerechtigkeit, der Wunsch der Mehrheit dieser Völker, Wirklichkeit werden können.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 29. Oktober 2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Oktober 2009