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OZEANIEN/015: Kritiker des Bösen - Legendärer Aborigine posthum geehrt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 27. Januar 2011

Menschenrechte: Kritiker des Bösen - Legendärer Aborigine posthum geehrt

Von Stephen de Tarczynski


Melbourne, 27. Januar (IPS) - Mehr als 70 Jahre ist es her, da protestierte ein noch älterer australischer Aborigine vor der deutschen Botschaft in Melbourne gegen die Zerstörung jüdischer Einrichtungen und die Ermordung und Deportation von Juden während der Novemberpogrome 1938. In Israel ist William Cooper ein Held, und auch sein eigenen Land Australien schickt sich langsam an, einen Aktivisten zu ehren, der sich mit den weltweiten Opfern von Unrecht und Gewalt solidarisierte.

"Seine wichtigste Botschaft lautete, dass wir nicht schweigen im Angesicht des Bösen, und das Unrecht noch mehr Unrecht gebiert", sagt sein Urgroßenkel Kevin Russel. "Er wusste, was es heißt, verfolgt und unterdrückt zu werden. Er erkannte, dass die Unmenschlichkeit in vielen Teilen der Welt die gleichen Züge aufweist. Wo immer es zu Ungerechtigkeiten kam, William war der erste, der sich dagegen erhob. Er war ein Visionär und seiner Zeit weit voraus."

Coopers Protest zum Auftakt der systematischen Judenverfolgung durch die Nazis erfolgte im Dezember 1938. Elf Monate zuvor hatte Australien seinen 150. Jahrestag der Kolonisierung Australiens gefeiert. Doch am Nationalfeiertag am 26. Januar organisierte der Indigenenführer einen Protestmarsch gegen die Unterdrückung der australischen Aborigines.

Wie Russel berichtet, erzählte Cooper seinen Leuten, dass es für sie, den ersten Siedlern des fünften Kontinents, nichts zu feiern gebe und der Nationalfeiertag deshalb für sie ein 'Tag der Trauer' sei. "Wir haben keine Rechte, unsere Gesundheit ist schlecht, wir sind in unseren Bewegungen eingeschränkt und dürfen unsere Sprache nicht sprechen. Uns werden die elementarsten Menschenrechte vorenthalten", sagte er.

Russel zufolge kämpfte Cooper unermüdlich dafür, die Lage der australischen Ureinwohner zu verbessern. Zu Anfang der 1930er Jahre richtete er eine entsprechende Petition an den britischen König Georg V. 1934 gründete er die Australische Aborigines-Liga, die erste politische Indigenenorganisation seines Landes. 1939, zwei Jahre vor seinem Tod, beteiligte er sich am ersten australischen Massenaufstand der Bewohner der 'Cummeragunja Mission', einer Aborigines-Reservation. Die Proteste richteten sich gegen die miserablen Lebensbedingungen in den Reservationen und die schlechte Behandlung der Aborigines durch die Weißen.

Doch Coopers Menschenrechtsengagement wird erst seit kurzem gewürdigt. Israel hatte ihm zu Ehren Bäume gepflanzt und die Stadtverwaltung von Melbourne im vergangenen Oktober das neue Gerichtsgebäude nach ihm benannt. Im Dezember wurde Cooper in Israel eine erneute Ehrung zuteil, als ihn das Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem mit einer Tafel und einem Lehrstuhl für Widerstand bedachte. Coopers Urenkel Russell nahm als Ehrengast an der Ehrung in Jerusalem teil. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Februar 2011