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HOCHSCHULE/1295: Kampagne - Studieren in Ostdeutschland (idw)


HoF Wittenberg - Institut für Hochschulforschung - 30.03.2009

Hochschulkampagne - Studieren in Ostdeutschland: vier neue Studien von CHE, HIS und HoF


Mit einer länderübergreifenden Hochschulkampagne sollen mehr Abiturienten für ein Studium an ostdeutschen Hochschulen gewonnen werden, um so die Differenz zwischen Studienplatzangebot und Nachfrage auszugleichen. Begleitend wurden von CHE-Consult, HIS und HoF Studien zu Studienwahlmotiven und -verläufen, zur Einschätzung der Studienqualität und zu möglichen Zielregionen veröffentlicht.

Den ostdeutschen Ländern wird in den nächsten Jahren ein gravierender Rückgang der Studienberechtigten und damit letztlich auch der Studierenden prognostiziert. Das politische Ziel ist es daher, Abiturienten, insbesondere aus Westdeutschland, für ein Studium in den neuen Ländern zu gewinnen. Um dies zu befördern, werden vielfältige Maßnahmen zur "Vermarktung der Studienstandorte und Studienangebote der ostdeutschen Länder und ihrer Hochschulen" durchgeführt. Im Rahmen der fachlichen Begleitung dieser "Hochschulkampagne Ost" sind von HIS, HoF und CHE-Consult vier Studien zu Studienwahlmotiven und verläufen, zur Einschätzung der Studienqualität und zu potenziellen Zielregionen der Studienwerbung erstellt worden. Die Untersuchungen sind auf der Startseite des Internetauftritts "Informationsplattform Hochschulkampagne Ost" http://www.hochschulkampagne.de/ unter der Rubrik "Studien 2009" verfügbar.

Mit Veröffentlichung dieser vier Studien ist das Projekt "Fachliche Begleitung der Image- und Hochschulmarketingkampagne im Kontext des Hochschulpaktes 2020" abgeschlossen. Finanziert wurde das vom Institut für Hochschulforschung (HoF) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg koordinierte Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft. Im Folgenden werden die vier Studien im Einzelnen vorgestellt:


Heine, Christoph/Willich, Julia /Schneider, Heidrun (2009):
Informationsverhalten und Hochschulwahl von Studienanfängern in West- und Ostdeutschland. Eine Sekundäranalyse der HIS Studienanfängerbefragung des Wintersemesters 2007/08. HIS Hannover

Die Studienanfänger, die ein Studium in Ostdeutschland aufgenommen haben, schätzen ihren Informationsstand im allgemeinen sowie auch hinsichtlich einzelner Studien- und Arbeitsmarktaspekte durchschnittlich häufiger als gut oder sogar sehr gut ein als die Studienanfänger an westdeutschen Hochschulen. Hinsichtlich der Nutzung von Informationsquellen der Studien- und Hochschulwahl und der Beurteilung der Qualität dieser Informationen sind die regionalen Unterschiede mehrheitlich marginal. Studienanfänger empfehlen besonders häufig das Internet, das Gespräch mit bereits Studierenden und die Hochschulinformationstage als Informationsquellen für die Wahl des Studienortes.

Die Studienanfänger in den neuen Bundesländern legen bei der Wahl ihrer Hochschule häufiger großen Wert auf Studiengebührenfreiheit, günstige Lebensbedingungen und eine gute Ausstattung der Hochschule als ihre Kommilitonen in den alten Ländern. Für lediglich ein gutes Drittel der Studienanfänger, die von West- nach Ostdeutschland wechseln, aber für jeden zweiten Studienanfänger, der zur Studienaufnahme von Ost- nach Westdeutschland geht, sind hochschulinterne Bedingungen, wie ein den fachlichen Interessen entsprechendes Studienangebot oder Ruf und Ausstattung der Hochschule, entscheidend. Bei den west-ost-mobilen Studienanfängern spielt dagegen die Beschränkung der freien Hochschulwahl, insbesondere weil der gewählte Studiengang nur an einer bestimmten Hochschule angeboten wird, und die Studiengebührenfreiheit eine große Rolle als letztlich entscheidendes Wahlmotiv.

Download:
http://www.hochschulkampagne.de/dateien/HIS-Infoverhalten-Studienanfaenger-2009.pdf


Herrmann, Viola/Winter, Martin (2009): Studienwahl Ost. Befragung von westdeutschen Studierenden an ostdeutschen Hochschulen. HoF Wittenberg

Die Abiturientenzahlen in Ostdeutschland werden in den nächsten Jahren stark sinken. Angesichts steigender Abiturientenzahlen in Westdeutschland ist es ein erklärtes politisches Ziel, Studierwillige aus Westdeutschland für ein Studium in den neuen Ländern zu gewinnen. Diese Gruppe von West-Ost-Wanderern ist bislang eine Minderheit unter den Studierenden an ostdeutschen Hochschulen. Um deren Motive zur Studienwahl und den Verlauf ihres Entscheidungsprozesses zu erkunden, wurden leitfadengestützte Interviews zum individuellen Studienwahlverhalten mit Studienanfängern an ostdeutschen Hochschulen geführt, die ihr Abitur in Westdeutschland gemacht hatten.

Die Studie zeigt, dass bei allen Interviewpartnern die Fachwahl vor der Hochschulwahl rangiert. Erst nach ihrer abgeschlossenen Studienfachwahl haben sie nach Hochschulen recherchiert, die das von ihnen gewählte Fach anbieten. Dabei verlief der Entscheidungsprozess bei den Befragten durchaus unterschiedlich: Die einen haben explizit nach einer Studiermöglichkeit an einer ostdeutschen Hochschule gesucht, die anderen sind an eine ostdeutsche Hochschulen gegangen, weil nur dort ihr Wunschfach angeboten wird und die dritten sind nach Ostdeutschland gezogen, weil sie in ihrem Wunschfach an einer westdeutschen Hochschule nicht zugelassen wurden.

Download:
http://www.hochschulkampagne.de/dateien/HoF-Studienwahl-Ost-2009.pdf


Heine, Christoph/Willich, Julia/Schneider, Heidrun/Sommer, Dieter (2009): Studienqualität in Ost- und Westdeutschland. Eine Sekundäranalyse des Studienqualitätsmonitors 2008. HIS Hannover

Studierende in den neuen Ländern bewerten nahezu alle erhobenen Aspekte von Studienbedingungen und Studienqualität (teilweise deutlich) besser als ihre Kommilitonen in den alten Ländern - besonders gilt dies beispielsweise für die sachlich-räumliche Ausstattung, die Serviceleistungen der Hochschule und die Teilnehmerzahl in den Lehrveranstaltungen. Gegenüber dem Vorjahr hat sich das Ost-West-Gefälle jedoch - überwiegend durch "Aufholen" der alten Länder - fast durchgängig leicht verringert. Dennoch sind Studierende an ostdeutschen Hochschulen nach wie vor auch in ihren resümierenden Urteilen ("alles in allem") nicht nur mit den Studienbedingungen und der Studienqualität häufiger zufrieden als die Studierenden an westdeutschen Hochschulen, sondern studieren zudem (wohl auch deshalb) häufiger gern oder sogar sehr gern an ihrer jetzigen Hochschule.

Besonders gilt dies für die universitären Studierenden der Mathematik/Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Medizin und Jura sowie diejenigen der Ingenieurwissenschaften, der Sprach- und Kulturwissenschaften und der Mathematik/Naturwissenschaften an den Fachhochschulen in Ostdeutschland. Diese sind überdurchschnittlich zufrieden mit den Bedingungen und der Qualität ihres Studiums. Besonders große Ost-West-Unterschiede zugunsten der neuen Länder sind für die Rechtswissenschaften und die Medizin zu beobachten. Gemeinsam ist dagegen beiden Hochschulregionen die ausgeprägte Unzufriedenheit der Studierenden der Lehramtsstudiengänge mit allen einzelnen Aspekten ihres Studiums. Dies signalisiert akuten "gesamtdeutschen" Handlungsbedarf.

Download:
http://www.hochschulkampagne.de/dateien/HIS-Einschaetzung-Studienqualitaet-2009.pdf


Langer, Markus/Stuckrad, Thimo von 2009: Marktanalyse für prioritäre Zielregionen der Hochschulen der neuen Bundesländer. CHE-Consult Gütersloh

Die Hochschulen der neuen Länder haben bereits umfängliche Marketingaktivitäten entwickelt, um den prognostizierten Rückgang der ostdeutschen Abiturienten- und damit Studienfängerzahlen auszugleichen. Dabei bedienen sie indes vornehmlich das unmittelbare regionale Umfeld. Überregional finden Aktivitäten meistens nur punktuell, in aller Regel undifferenziert und häufig orientiert am Angebot (z.B. Standorte der Bildungsmessen) statt. Potenziale von Studienanfängerinnen und Studienanfängern lassen sich indes besser erschließen, wenn Zielregionen systematisch identifiziert, bewertet und mit spezifischen Marketingstrategien bearbeitet werden. Die Hochschulen müssen daher mit den notwendigen Informationen zu den Zielregionen für die Studierendengewinnung ausgestattet werden. CHE-Consult verfügt mit dem CHE Datenatlas für das deutsche Hochschulsystem über eine Basis für derartige Analysen. Ausgehend von den umfänglichen Erfahrungen von CHE-Consult in der Identifikation und Beschreibung sowie Analyse von Zielregionen hat CHE-Consult daher Marktanalysen für das Studierendenmarketing ostdeutscher Hochschulen für folgende Zielregionen durchgeführt:
- Raum Hamburg mit den Landkreisen bzw. kreisfreien Städten,
- Region Hannover als eigenständiger Kreis,
- Braunschweig Region mit den Landkreisen bzw. kreisfreien Städten,
- und Oberfranken mit den Landkreisen bzw. kreisfreien Städten.

Weitere Informationen unter:
http://www.hochschulkampagne.de
http://www.hof.uni-halle.de/aktuelles.htm

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution370


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
HoF Wittenberg - Institut für Hochschulforschung, HoF Wittenberg,
30.03.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. April 2009