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HOCHSCHULE/1704: Studentenberg erweist sich als Hochplateau (idw)


CHE Centrum für Hochschulentwicklung - 05.03.2012

Studentenberg erweist sich als Hochplateau

Langfristiges Studierendenhoch verlangt dauerhafte Lösungen


Neueste CHE-Berechnungen zeigen: Ca. 1.1 Millionen zusätzliche Studienanfänger(innen) werden von 2011 - 2025 gegenüber dem Niveau von 2005 erwartet. Erst im Jahr 2045 werden die Studierendenzahlen wieder die Höhe von 2005 erreichen. Die bisherigen Hochschulpakte waren erfolgreich, greifen für die Zukunft aber zu kurz.

Alle Prognosen zu den Studienanfängerzahlen seit 2005 wurden von der Realität überholt: In den Jahren 2007 bis 2011 stieg die Zahl der Erstsemester in Deutschland um über 40 Prozent; bis zum Jahr 2010 sollten mit dem Hochschulpakt I 91.000 zusätzliche Studienplätze geschaffen werden - 182.000 zusätzliche Studierwillige fanden letztlich Einlass in die Hochschulen. Auch für den Hochschulpakt II sind viel zu geringe Mittel angesetzt. Neue Berechnungen von CHE Consult gehen von über 500.000 zusätzlichen Studienberechtigten bis zum Jahr 2015 aus. Damit entsteht eine Lücke von 200.000 Studienplätzen, die nicht eingeplant und ausfinanziert ist. Die Berechnungen zeigen zudem, dass sich bis mindestens zum Jahr 2045 die höhere Bildungsbeteiligung stärker auswirken wird als der demographische Wandel: Es wird zwar weniger junge Menschen geben, aber mehr Studierwillige.

CHE-Geschäftsführer Dr. Jörg Dräger mahnt: "Der Ansturm auf die deutschen Hochschulen ist ungebrochen. Der vermeintliche "Studentenberg" ist kein Berg, sondern ein ausgedehntes Hochplateau. Die Finanzierung der eine Millionen zusätzlichen Studierenden muss jetzt dauerhaft gesichert werden." Bei einem Zeithorizont von 30 Jahren verbiete sich jeder Gedanke an "Untertunnelung" eines vermeintlichen Berges. "Wir dürfen die Fehler der 1970er Jahre nicht wiederholen: die Hochschulen sehen immer noch kein Licht am Ende des damaligen Tunnels", so Dräger.

Die steigenden Studienanfängerzahlen gehen nicht nur auf die doppelten Abiturjahrgänge und die dadurch erhöhten Schulabgängerzahlen zurück. Zusätzlich wurde die Wehrpflicht ausgesetzt und es strömen im Moment die Kinder der Babyboomer der 60er Jahre an die deutschen Hochschulen, ein sogenannter demographischer Echoeffekt. Gleichzeitig erwerben immer mehr junge Menschen eine Hochschulzugangsberechtigung: Waren es 2007 noch knapp 45 Prozent der gleichaltrigen Wohnbevölkerung, die eine Hochschulzugangsberechtigung erwarben, sind es nun schon 58 Prozent.

Das "Hochplateau" muss als Chance begriffen werden, trotz sinkender Bevölkerungszahlen ausreichend Fachkräfte für eine globalisierte, wissensintensive Gesellschaft zu qualifizieren. Das gelingt jedoch nicht mit kurzfristigen Einzelprogrammen. "Für die Länder fehlen bisher Anreize, über die Zahl ihrer Landeskinder hinaus Studienplätze bereit zu halten. In Sachsen und Thüringen wird daher schon jetzt der Kapazitätsabbau geplant. Es dürfen aber auf keinen Fall Studienplätze abgebaut werden, nur weil nicht genügend Landeskinder sie belegen. Das CHE hat unter dem Titel "AktiHF" schon vor Jahren ein Finanzierungsmodell vorgestellt, dass für die Länder und Hochschulen Anreize bietet, Studierende anzuwerben statt Studienplätze abzubauen", erläutert Prof. Dr. Frank Ziegele, ebenfalls Geschäftsführer des CHE. "Dabei folgt das staatliche Geld bundesweit den Studierendenzahlen. Das Modell ist auch geeignet, eine klar abgegrenzte und dauerhafte Rolle des Bundes in der Hochschulfinanzierung zu schaffen."

Weitere Informationen unter:
http://www.che.de/downloads/Aktihf_AP96.pdf
- Studie "AktiHF"

http://www.che.de/downloads/CHE_AP152_Studienanfaengerprognose.pdf - Studie von CHE Consult

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution409


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
CHE Centrum für Hochschulentwicklung, Britta Hoffmann-Kobert, 05.03.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. März 2012