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INTERNATIONAL/002: Afrika - Schlecht bezahlte Lehrer auf der Suche nach lukrativeren Jobs (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 20. April 2011

Afrika: Nix wie weg! - Schlecht bezahlte Lehrer auf der Suche nach lukrativeren Jobs

Von Noël Kokou Tadégnon


Lomé, 20. April (IPS) - Wenn Afrika bis 2015 allen Kindern eine Grundschulbildung ermöglichen und damit eines der so genannten Millenniumsziele (MDG) erreichen will, müssen in den nächsten vier Jahren bis zu vier Millionen neue Lehrer eingestellt werden. Zu wenig, meinen Fachleute, denn immer häufiger geben schlecht bezahlte Pädagogen ihren Job auf und sehen sich nach besseren Verdienstmöglichkeiten um.

Nur mit durchgreifenden Reformen im Bildungswesen lässt sich der Lehrermangel auf dem afrikanischen Kontinent beheben und das Abwandern qualifizierter Lehrkräfte verhindern. Zu diesem Schluss kam eine Bildungskonferenz Mitte April in Togos Hauptstadt Lomé, zu der die Wirtschaftskommission für Afrika (ECA), das regionale UNESCO-Büro für Bildung, das Weltkinderhilfswerk UNICEF und Togos Regierung geladen hatten.

Die in Lomé versammelten afrikanischen Schulminister versprachen, den Lehrerberuf attraktiver zu machen, in ihren Ländern für bessere Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte zu sorgen und sie besser zu bezahlen. Vor allem sollten die Bildungsbudgets aufgestockt werden, lautete eine zentrale Forderung der Konferenzteilnehmer.

Togos Lehrer können nur hoffen, dass es nicht bei diesen Ankündigungen bleibt. "Der Lehrermangel erschwert unsere Arbeit erheblich", klagte der in Lomé arbeitenden Grundschullehrer Venceslas Combaté. Seine Kollegin Massara Gbétoglo berichtete: "Selbst wenn unsere Gehälter regelmäßig ausgezahlt werden, reichen sie kaum zum Leben." In Togo verdienen Lehrer im Durchschnitt zwischen 15.000 und 50.000 CFA-Franc monatlich, umgerechnet etwa 33 bis 111 US-Dollar.


Überfüllte Klassen, miserable Gehälter

"Mit über 100 Schülern in einer Klasse ist das Arbeiten sehr schwierig", stellte der Lehrer Koffi Akakpo fest. "Die Einführung des kostenlosen Grundschulbesuchs in immer mehr afrikanischen Ländern bringt viele Kinder in die Schule, doch dort fehlen die Lehrer", kritisierte er. Seine Kollegin Gbétoglo beklagt die mangelnde Fachkompetenz junger Lehrer. "Sie sind schlecht ausgebildet und geben schnell auf."

"Kein Wunder, wenn die Lehrkräfte den Eindruck haben, ihre Arbeit werde nicht geschätzt. Sie brauchen mehr Hilfe vom Staat und seinen Partnern", betonte Adoté Bill Cataria vom Verband für Bildungsentwicklung in Afrika (ADEA).

"Es gibt eine deutliche Abwanderung von Lehrkräften in andere Arbeitsgebiete", berichtete die Schulministerin der Republik Kongo, Rosalie Kama Niamayoua. "Bei uns kommen besonders viele in der Finanzbranche unter oder sie wandern aus in der Hoffnung, in einem anderen Land mehr zu verdienen", bedauerte sie.


Problem der Lehrer-Landflucht

Auch ihre Ressortkollegin aus Togo, Bernadette Legzim-Balouki, kennt die Probleme des einheimischen Schulwesens nur allzu gut. "Viele Lehrer weigern sich, auf dem Land zu arbeiten und bleiben lieber in städtischen Regionen. Ich denke deshalb an eine Umschichtung des Lehrpersonals."

Die für die Grundschulbildung zuständige Regionaldirektorin der UNESCO, Ann Thérèse Ndong-Jatta, machte den in Lomé versammelten afrikanischen Bildungspolitikern nachdrücklich klar: "Afrika wird seine Defizite im Bildungswesen nur dann beheben können, wenn es für mehr und gut ausgebildete Lehrer sorgt." (Ende/IPS/mp/2011)


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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. April 2011