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INTERNATIONAL/062: Nigeria - Konflikt mit Boko Haram hält Zehntausende Kinder von Schulen fern (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 2. Oktober 2015

Nigeria: Konflikt mit Boko Haram hält Zehntausende Kinder von Schulen fern



Foto: Susan Elden/DFID - CC BY-SA 2.0 - Wikimedia Commons

Frauen und Kinder im Norden Nigerias
Foto: Susan Elden/DFID - CC BY-SA 2.0 - Wikimedia Commons

DAMATURU, NIGERIA/BERLIN (IPS) - Im Bundesstaat Yobe im Norden Nigerias können nach Angaben von UNICEF mehr als 126.000 Kinder aufgrund der fortdauernden Angriffe der islamistischen Miliz Boko Haram nicht zur Schule gehen.

Das Weltkinderhilfswerk arbeite mit der Regierung Nigerias und den Regierungen der Bundesstaaten zusammen, um die durch den Konflikt in Yobe vertriebenen Kinder dennoch von Lehrern unterrichten zu lassen, sagte die UNICEF-Vertreterin Mary Bimba bei der Vorstellung einer Kampagne 'Back to school' in der Hauptstadt des Bundesstaates, Damaturu. "Qualitativ hochwertige Bildung ist ein Grundrecht aller Kinder. Regierungen, Eltern und Entwicklungspartner haben die Pflicht, jedem Kind den Zugang zu einer solchen Bildung zu garantieren."


UNICEF fördert Unterricht in Flüchtlingscamps

Laut Bimba hat UNICEF in Vertriebenenlagern Schulunterricht im Schichtbetrieb ermöglicht. Zudem wurden den Kindern und Lehrern Zelte, Taschen und Lehrmaterial zur Verfügung gestellt. "Wenn Frieden und Stabilität in das Land zurückkehren, werden wir uns darauf konzentrieren, die Bemühungen der Regierung von Yobe zur Wiedereröffnung von Schulen für Rückkehrer zu unterstützen", erklärte Bimba.

Bildungsminister Alhaji Mohammed Daura bekräftigte auf einer Veranstaltung zum Start der Kampagne, dass die Entwicklung des Bildungssektors in Yobe durch die fortdauernden Unruhen behindert werde.

Wie die Organisation Amnesty International am 30. September mitteilte, sind bei Anschlägen und Überfällen der islamistischen Miliz Boko Haram im Norden Nigerias seit Jahresbeginn etwa 3500 Menschen getötet worden. Ungefähr 1600 Einwohner der Region fielen demnach seit dem Amtsantritt von Staatspräsident Muhammadu Buhari Ende Mai der Gewalt zum Opfer.

Laut einem im September veröffentlichten UNICEF-Bericht hat Boko Haram allein in Nigeria etwa 1,2 Millionen Kinder vertrieben. In der Region um den Tschadsee in Westafrika seien insgesamt 1,4 Millionen Minderjährige vor den Extremisten geflohen, davon 500.000 allein in den vergangenen fünf Monaten.


Polio-Gefahr nahezu gebannt

Positive Nachrichten kamen hingegen von der Weltgesundheitsorganisation WHO, die am 25. September die Kinderlähmung in dem westafrikanischen Land für nahezu besiegt erklärte. Polio sei in Nigeria nicht mehr endemisch, teilte die UN-Organisation in einer gemeinsam mit UNICEF verbreiteten Erklärung mit. Nachdem die Übertragung des 'wilden' Poliovirus' habe gestoppt werden können, seien das Land und die Region dem Ziel, die Krankheit zu besiegen, einen großen Schritt näher gekommen.

Die 'Global Polio Eradication Initiative' (GPEI), eine öffentlich-private Partnerschaft, die sich für die Ausrottung der Kinderlähmung einsetzt, sprach von einem "historischen Fortschritt" für die Weltgesundheit. Seit Juli 2014 ist in Nigeria kein Fall von Ansteckung mit dem wilden Poliovirus mehr gemeldet worden.

"Die Tatsache, dass Nigeria nicht mehr auf der Liste der Polio-endemischen Länder steht, bedeutet für die Kinder in dem Land einen großen Sieg", sagte UNICEF-Exekutivdirektor Anthony Lake. In dem Fortschritt sieht er einen "Beweis für das Engagement der Regierung Nigerias, lokaler Politiker und der Arbeitskräfte, die an vorderster Front im Einsatz waren".


Erfolg im Kampf gegen Polio

Noch im Jahr 2012 waren in Nigeria mehr als die Hälfte aller weltweiten Polio-Fälle registriert worden. Die jüngsten Erfolge sehen UNICEF und WHO als Ergebnis gemeinschaftlicher Anstrengungen auf allen Ebenen der Regierung und der Zivilgesellschaft. Auch Religionsführern und Zehntausenden Ärzten und Pflegern wurde Lob gezollt. Mehr als 200.000 Freiwillige haben landesweit mehr als 45.000 Kinder bis zum Alter von fünf Jahren mehrmals immunisiert. Auch eine stärkere Einbindung der Bevölkerung in die Impfkampagnen und die Errichtung von Nothilfezentren auf nationaler und bundesstaatlicher Ebene haben den Kampf gegen die Krankheit entscheidend vorangebracht.

Nach 25-jährigen Anstrengungen seitens der Weltgemeinschaft ist die Kinderlähmung, die zu lebenslangen Behinderungen führen kann, inzwischen fast überall auf der Welt ausgerottet. Nur in Pakistan und Afghanistan ist sie nach wie vor endemisch. (Ende/IPS/ck/02.10.2015)

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IPS-Tagesdienst vom 2. Oktober 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Oktober 2015

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