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MELDUNG/208: Online-Studienselbsttests fallen durch die Prüfung (idw)


Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft - 05.09.2014

Online-Studienselbsttests fallen durch die Prüfung



Studieninteressenten, die mit Hilfe eines im Internet angebotenen Studienselbsttests ihren optimalen Studiengang finden wollen, werden fast immer enttäuscht. Das ist das Ergebnis einer Stifterverbands-Untersuchung, die sechs Online-Tests auf den Prüfstand stellte. Der Stifterverband fordert deshalb einen bundesweit zentral entwickelten Orientierungs- und Eignungstest und mehr professionelles Beratungspersonal an Schulen und Hochschulen.

Berlin, 05.09.2014. Was soll ich studieren und wo? Fragen, die sich jährlich hunderttausende Studieninteressenten stellen, bevor sie sich für eine bestimmte Fachrichtung in eine Hochschule einschreiben. Viele erhoffen sich Hilfe von Studienselbsttests, die im Internet von Hochschulen und anderen Anbietern als Orientierungs- und Entscheidungshelfer angeboten werden.

Der Stifterverband hat im Zuge einer Untersuchung gefragt: Halten diese Tests auch das, was sie versprechen? Testpersonen haben sechs im Internet zugängliche Eignungs- und Orientierungstests geprüft.

Das Ergebnis: Alle untersuchten Testverfahren haben die Prüfung nicht bestanden. Sie sind für einen Studieninteressierten in der Regel keine verlässliche Entscheidungshilfe. Testpersonen mit einer klaren fachlichen Neigung bekamen zwar akzeptable Studienvorschläge. Aber gerade diejenigen, die ein breites Interesse vorweisen und eine verlässliche Orientierung dringend benötigen, wurden enttäuscht. Sie bekamen Studienvorschläge, die dem Interessensprofil sogar widersprachen.

Julia Gollub, Leiterin der Stifterverbands-Untersuchung, sagt: "Die Ergebnisse waren sehr ernüchternd. Sie zeigen, dass die Studienselbsttests der Hochschulen den Hilfesuchenden wenig nützen. Bei allen sechs untersuchten Selbsttests haben wir festgestellt, dass es keinen richtigen Abgleich zwischen den Interessen und Kompetenzen der Testpersonen gibt. Dazu kommt, dass einzelne Fragen eine übermäßige Gewichtung erfahren. Das führt zu vielen unterschiedlichen und bisweilen abwegigen Studienvorschlägen, was Hilfesuchende eher frustriert als ihnen hilft."

Fazit: Die angebotenen Studienselbsttests können ein erster grober Ansatzpunkt zur Studienorientierung sein. Sie sind aber kein Ersatz für persönliche Beratungsgespräche. Um die Qualität und Aussagekraft von Self-Assessment-Tests zu steigern, schlägt der Stifterverband vor, die dazu nötigen Ressourcen zu bündeln und sie nicht auf einzelne Hochschulen zu verteilen.

Volker Meyer-Guckel, stellvertretender Generalsekretär des Stifterverbands, stellt fest: "Kaum eine einzelne Hochschule ist wissenschaftlich und finanziell in der Lage, verlässliche Tests zu erarbeiten. Der Stifterverband plädiert deshalb für bundesweit zentralisierte Tests, ähnlich wie bei den Medizinern." Meyer-Guckel weiter: "Ideal wäre ein zentrales, modular und sequentiell aufgebautes Portal, das Orientierung verschafft, Eignung valide prüft und zugleich den Kontakt zu den Studierendenberatungsstellen herstellt. Dies wäre eine wirkliche Hilfe für die künftigen Studierenden und kostengünstiger dazu." Darüber hinaus müsse für die richtige Studienentscheidung mehr Beratungspersonal an Schulen und Hochschulen eingestellt werden.

Die sechs untersuchten Testverfahren sind: der Online-Interessentest zur Studienfachwahl der Universität Würzburg, der Studium-Interessentest von HRK und Zeit Online, der Online-Studienwahltest von Studieren-Studium.com, das Orientierungs-SelfAssessment der RWTH Aachen, der StudiFinder der Hochschulen NRW und der Orientierungstest der Hochschulen Baden-Württemberg.

Mehr Informationen zur Studie unter:
www.stifterverband.de/sit

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution424

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Peggy Groß, 05.09.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. September 2014