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SYRIEN/074: Dominostein Damaskus - der Feind meines Feindes ist nicht mein Freund ... (Civaka Azad)


Civaka Azad - Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V.
Pressemitteilung vom 2. Oktober 2014

Aktuelles zu den Kämpfen zwischen den Kurden und dem IS

Kämpfe zwischen IS und Kurden in Südkurdistan/Irak - Kämpfe in Kobanê halten unverändert an - Fernsehaufnahmen: IS-Kämpfer passieren im Beisein türkischer Soldaten die Grenze



Während die Belagerung der Stadt Kobanê in Rojava/Nordsyrien durch den Islamischen Staat (IS) weiter anhält, haben sich nun auch die Kämpfe zwischen den Kurden und der IS in Südkurdistan/Nordirak intensiviert. So wird sowohl von heftigen Gefechten in den Städten Kirkuk und Mosul als auch weiter im Westen im Gebiet Sengal (Sindschar), Rabia und Cezaa berichtet. Den Kampf gegen den IS führen in Südkurdistan die Volksverteidigungseinheiten (YPG), die Volksverteidigungskräfte (HPG), die den bewaffneten Arm der PKK darstellen, und die Peshmergakräfte. An einigen Fronten kämpfen die verschiedenen Einheiten auch gemeinsam gegen den IS.

Die Kämpfe im Grenzgebiet Sengal-Rabia-Cezaa halten nun seit knapp fünf Tagen an. Vor allem bei den Kämpfen in Rabia vermelden die kurdischen Kräfte wichtige Erfolge gegen den IS. Die meisten Mitglieder des Islamischen Staates seien in der Stadt eingekesselt worden, und man habe drei Panzer und zahlreiche schwere Waffen des IS erbeutet, vermeldeten die kurdischen Kämpfer gegenüber der Nachrichtenagentur Firat (ANF).

Die Kräfte des IS versuchen, dieses Gebiet mit allen Mitteln unter ihre Kontrolle zu bringen, um von dort aus den Osten des Kantons Cizîrê in Rojava zu kontrollieren. Der Grenzübergang Rabia-Til Kocer (Al-Ya'rubiyah) befindet sich in diesem Gebiet, welcher derzeit auf beiden Seiten der Grenze von den Volksverteidigungseinheiten (YPG) kontrolliert wird. "Ziel des IS ist es wohl, durch die Einnahme von Kobanê den größten Kanton Rojava Cizîrê vom Westen her und durch die Einnahme von Rabia vom Osten her zu isolieren, um anschließend einen Großangriff auf den Kanton zu starten", erklärt Nilüfer Koç, Ko-Vorsitzende des Kurdistan Nationalkongresses (KNK), uns gegenüber telefonisch aus der südkurdischen Hauptstadt Hewler (Erbil).


Kämpfe in Kobanê halten unverändert an

Während die Kämpfe in Südkurdistan zunehmen, gibt es aus Kobanê auch weiterhin keine Entwarnung. Die Angriffe des IS halten weiterhin an drei Fronten an. In den gestrigen Abendstunden wurden vor allem die Kämpfe an der Südfront von Kobanê heftiger, aber auch die Kämpfe im Osten und im Westen der Stadt hielten über die ganze Nacht weiter an. Zuvor hatten am Morgen des 1. Oktobers US-Kampflugzeuge im Osten von Kobanê erneut Stellungen des IS bombardiert. Dabei soll ein Panzer der Islamisten zerstört worden sein. Die kurdischen Kräfte in Kobanê begrüßten die Luftangriffe, erklärten zugleich aber, dass vereinzelte Luftschläge nicht ausreichen würden, um den IS zurückzudrängen.

Unterdessen soll der IS die Order an seine Mitglieder herausgegeben haben, weniger Funkgespräche zu führen, kein Mobiltelefon zu benutzen, sich in kleinen Gruppen zu bewegen und sich vermehrt mit Motorrädern anstatt mit großen Fahrzeugen fortzubewegen. Mit diesen Maßnahmen will sich der IS besser gegen die Luftschläge der Anti-IS-Koalition wappnen.


"Wenn sich in Kobanê ein Massaker ereignet, sind die internationalen Mächte mitverantwortlich"

Der Vorsitzende des Kanton Kobanê Enver Müslüm erklärte am gestrigen späten Abend telefonisch gegenüber dem kurdischen Fernsehsender Med Nuçe, dass die YPG seit 17 Tagen einen großartigen Widerstand gegen den IS leiste und fuhr wie folgt fort: "Allerdings werden die Kämpfe auch immer heftiger. Heute fanden die bislang schwersten Auseinandersetzungen statt. Die Meldungen, dass der IS bereits in der Stadt sei, stimmen nicht. Doch für den Fall, dass es ihnen gelingt in die Stadt zu gelangen, werden wir auch hier mit ihnen bis zum bitteren Ende kämpfen."

Müslim erklärte auch, dass der IS im Falle der Einnahme von Kobanê Rache für den Widerstand der Bevölkerung nehmen wolle und ein Massaker verüben werde. "Die vereinzelten Luftschläge gegen den IS reichen nicht aus. Wenn sich in Kobanê ein Massaker ereignet, sind die internationalen Mächte mitverantwortlich", so Müslüm.


Fernsehaufnahmen: IS-Kämpfer passieren im Beisein türkischer Soldaten die Grenze

Für Aufregung in den türkischen Medien sorgten gestern im Fernsehsender IMC TV ausgestrahlte Bilder, die zeigen, wie Mitglieder des IS unbekümmert die türkisch-syrische Grenze im Beisein türkischer Soldaten passieren. Kurz nachdem IMC TV die Bilder ausstrahlte, wurde in den Fernsehstudios des Senders in Istanbul der Strom gekappt.

Die Aufzeichnungen wurden mittlerweile auch auf der Videoplattform Youtube unter folgenden Links veröffentlicht:

http://www.youtube.com/watch?v=tahTWH-3pX8

http://www.youtube.com/watch?v=dvsmC2WIOks

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Quelle:
Civaka Azad - Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V.
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Telefon: 069/84772084
E-Mail: info@civaka-azad.org
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Oktober 2014