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MELDUNG/065: Wintergerstenernte unterdurchschnittlich (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 22. Juli 2010

Wintergerstenernte unterdurchschnittlich

DBV legt 1. Erntebericht vor


In allen Regionen Deutschlands sind die Bauern voll in der Getreideernte. Derzeit geerntet werden Wintergerste und Raps. Das Erntejahr 2010 ist von Wetterextremen geprägt, wie der Deutsche Bauernverband (DBV) in seiner 1. Erntemeldung mitteilte.

Noch im Frühjahr hatte sich das Getreide durch den langen schneereichen Winter und die anhaltend nass-kalte Witterung im April nur verzögert entwickelt. Die nunmehr seit Mitte Juni vorherrschenden hohen Temperaturen und die anhaltende Trockenheit haben jetzt die Abreife der Getreidebestände zu sehr beschleunigt und den Erntebeginn verfrüht. Damit sind alle Aussichten auf eine Ernte im mehrjährigen Durchschnitt geschwunden. Die Ernteberichte des DBV basieren auf den in den Landesbauernverbänden erhobenen tatsächlich geernteten Erntemengen. Den 2. und 3. Erntebericht veröffentlicht der DBV im Verlauf der Ernte in der 31. und 33. Kalenderwoche.

In den klassischen Frühdruschregionen im Süden Hessens, in Rheinland-Pfalz und in Baden-Württemberg sowie auf den leichteren Standorten in Niedersachsen und den östlichen Bundesländern ist die Wintergerstenernte weitgehend abgeschlossen. Auf den schweren Böden in den nördlichen Teilen Deutschlands ist sie in vollem Gange. Die Druscharbeiten sind häufig nicht einfach, da durch den Hitzestress das Korn bereits reif ist, das Stroh hingegen noch nicht. In Bayern liegen viele Getreidebestände aufgrund der heftigen Regenfälle Ende Mai und Anfang Juni am Boden. Dies erschwert die Erntearbeiten zusätzlich.

Die Erträge bei Gerste weisen bundesweit eine erhebliche Spannweite auf. Auf besonders trockenen Standorten in Thüringen wurden im Vergleich zum Vorjahr bis zu 30 Prozent weniger Wintergerste geerntet. Aus anderen Regionen wird von Ertragsminderungen von 5 bis 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr berichtet. Dagegen wurden in Bayern im Mittel 10 Prozent höhere Wintergerstenerträge eingefahren. Da auf vielen Gerstenstandorten in der pflanzenphysiologisch wichtigen Phase der Kornfüllung noch ausreichend Feuchtigkeit vorhanden war, wird bei der Wintergerste in der Summe mit einem Ertrag leicht unter Vorjahresniveau gerechnet, nach den bisherigen Ergebnissen knapp 3 Prozent weniger.

Die Qualitäten der geernteten Wintergerste fallen überraschend gut aus. So bewegen sich die Hektolitergewichte je nach Standort im Bereich von 62 bis 70 Kilogramm je Hektoliter und entsprechen damit normalen bis guten Werten. Insbesondere in den östlichen Bundesländern sind jedoch Qualitätsverluste durch kleine Körner zu beklagen. Die Erzeugerpreise liegen zum jetzigen Zeitpunkt bei über 120 Euro je Tonne.

Auch die Rapsernte hat in einigen Regionen Deutschlands bereits begonnen. Größere Flächenanteile wurden bisher allerdings lediglich in Südhessen geerntet, so dass eine belastbare Aussage zur Ertragshöhe und zum Ölgehalt noch nicht getätigt werden kann. Die wenigen vorliegenden Ergebnisse bestätigen jedoch die Prognose, dass auch beim Raps hitzebedingt mit im Vergleich zum Vorjahr niedrigeren Erträgen gerechnet werden muss. In der Folge haben die Erzeugerpreise auf über 340 Euro je Tonne angezogen.

Die Ernte der übrigen Getreidearten hat zum gegenwärtigen Zeitpunkt erst begonnen. Weizen ist die bedeutendste Getreidekultur in Deutschland mit einer Anbaufläche von 3,25 Millionen Hektar der 6,7 Millionen Hektar Getreidefläche. Die Ertragserwartungen werden jedoch deutlich gebremst, da in den für die Ertragsbildung wichtigen Wochen der Kornfüllungsphase auf den meisten Standorten Bodenfeuchte und Niederschläge fehlten. Weizen ist in weiten Teilen Deutschlands in die Notreife gegangen. Die Wurzeln der Weizenpflanze können infolge des Hitzestresses auf leichten und mittleren Böden kein Wasser und damit auch keine Nährstoffe mehr in die Ähre liefern. Die Pflanze wird viel zu schnell gelb und die Ähren können die einzelnen Körner nicht mehr voll ausbilden. Die ersten Druschergebnisse bestätigen das. Die Hektarerträge werden wohl 10 bis 20 Prozent unter dem letztjährigen Niveau liegen. Bei Brotweizen werden gegenwärtig auf Erzeugerebene 140 Euro je Tonne und mehr geboten.

Auch in den Kartoffelbeständen hat der Witterungsverlauf dieses Jahres deutliche Spuren hinterlassen. Im Frühjahr waren die Böden zunächst nasskalt, wodurch die Startbedingungen für die Kartoffeln ungünstig waren. Derzeit befinden sich die Pflanzen durch die nunmehr seit Wochen anhaltende Trockenheit bei hohen Temperaturen erneut in einer Stresssituation. Eine Beregnung der Pflanzen kann in dieser ausgeprägten Situation lediglich für ein Überleben der Pflanzen sorgen; eine Ertragssteigerung, insbesondere eine Größenzunahme der vielen angelegten Knollen, ist dagegen wohl nur schwerlich zu erreichen. Daher werden große Kartoffeln etwa für die Herstellung von Pommes Frites dieses Jahr Mangelware sein. Insgesamt wird mit Ertragseinbußen zwischen 10 und 30 Prozent gerechnet. Etwas besser stellt sich die Situation bei den Frühkartoffeln dar. Die Frühkartoffeln werden in hohem Maße beregnet, so dass die Trockenheit diesen Beständen weniger zusetzte. Ein Ausgleich wird zudem durch die derzeit hohen Preise für Speiseware in einer Größenordnung von 40 Euro je 100 Kilogramm geschaffen.

Ähnliche Auswirkungen der Wetterlage in diesem Jahr sind auch beim Spargel zu verzeichnen gewesen. Durch die fehlende Sonneneinstrahlung im April und Mai wuchs lediglich eine durchschnittliche Spargelernte heran, die mit 4,9 Tonnen je Hektar in etwa dem Durchschnitt der vergangenen Jahre entsprach.

Die Hitze beeinflusst ferner die Obsternte. So geht seit Wochenbeginn das Angebot an deutschen Erdbeeren aufgrund der hitzebedingt schnellen Reife zurück. Bei den Süßkirschen geht die Ernte im Südwesten Deutschlands bereits in die Schlussphase über. Vornehmlich wird nun in den späteren Gebieten in Mittelfranken, Thüringen, Sachsen sowie in Niedersachsen geerntet. Durch das trockene und heiße Wetter schreitet die Ernte zügig voran.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 22. Juli 2010
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juli 2010