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INTERNATIONAL/027: Afrika - Supermarkt und Hausapotheke, besser leben mit dem Moringabaum (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 30. Januar 2012

Afrika: Supermarkt und Hausapotheke - Besser leben mit dem Moringabaum

von Kristin Palitza


Kapstadt, 30. Januar (IPS) - Mavis Mathabatha ist für ihr Dorf Tooseng in Limpopo, einer der ärmsten Provinzen Südafrikas, eine gute Fee. Die 52-Jährige besitzt eine 15 Hektar große Plantage von Moringabäumen (Moringa oleifera). Das Mehl aus getrockneten Blättern gilt als außerordentlich nahrhaft, ist reich an lebenswichtigen Vitaminen und Mineralstoffen und verbessert die Qualität der bescheidenen Mahlzeiten, die das Zentrum 'Circle of Love' täglich an 400 Kinder austeilt.

"Dieser Wunderbaum ist ein Supermarkt", schwärmt die ehemalige Lehrerein Mathabatha. Sie hatte 2009 begonnen, mit ein paar Bäumen eine Moringaplantage aufzubauen. Inzwischen ist sie Herrin von 13.000 der rasch wachsenden, anspruchslosen Bäume, die auch in regenarmen Regionen und auf kargen Böden gedeihen. Der unabhängige 'Southern Africa Trust' (SAT) hat das Projekt finanziell unterstützt.

Mathabatha hatte sich über die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten des ursprünglich aus Indien stammenden Moringabaums informiert. "Mit meinem Projekt wollte in meiner Region, in der Provinz und im ganzen Land etwas Positives schaffen", betonte sie.

Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. In ihrer bitterarmen, unter HIV/Aids und Arbeitslosigkeit leidenden Heimatgemeinde Tooseng streut sie regelmäßig einen Teelöffel Moringamehl aus den getrockneten Blättern ihrer Bäume den Kindern im Betreuungszentrum aufs Essen.

"Schon nach kurzer Zeit verbesserte sich der Gesundheitszustand der Kinder", berichtete Elisabeth Serogole, die das Zentrum leitet und eng mit Mathabatha zusammenarbeitet. "Anzeichen von Mangelernährung wie offene Hautwunden heilten schnell ab. Das Moringapulver stärkt das Immunsystem der Kinder und verbessert ihre Konzentrationsfähigkeit in der Schule", erklärte die Sozialarbeiterin.

Wissenschaftler loben Moringa als ein außerordentlich gehaltvolles Nahrungsmittel. Sie entdeckten, dass 100 Gramm Blätter viermal mehr Kalzium enthalten als Milch, viermal mehr Vitamin A als Karotten und siebenmal mehr Vitamin C als Orangen. Sein Kaliumgehalt entspricht dem von drei Bananen. Sein Eisengehalt ist dreimal größer als der von Spinat.

Der Mediziner Samson Tesfay von der Fakultät für Gartenbau der südafrikanischen Universität von KwaZulu-Natal teilt Mathabathas Begeisterung für den Moringabaum. "Diese einzigartige Pflanze lässt sich vielfältig nutzen: medizinisch, therapeutisch, als praktische Anwendung und als wichtiges Lebensmittel gegen Mangelernährung", erklärte er. In Nordindien ist sie seit Jahrhunderten Bestandteil der Ayurveda-Naturheilkunde."

Auf dem Land, wo sauberes Trinkwasser oft Mangelware ist, lassen sich die Moringasamen als Wasserfilter einsetzen. "Sie entfernen rund 98 Prozent der Mikroben und andere Verunreinigungen aus dem Wasser. Der Baum kommt mit relativ wenig Wasser und ohne komplizierte Anbaumethoden aus und wächst bis zu drei Meter jährlich."


Mit Moringa weltweit Mangelernährung bekämpfen

Nahrungsmittelexperten räumten dem Moringabaum gute Chancen im Kampf gegen den Hunger ein. Er lässt sich weltweit in subtropischen Regionen anbauen, in denen die Menschen besonders unter Dürren und Mangelernährung leiden.

Mit ihrem ansehnlichen Bestand von 13.000 Moringabäumen gibt sich die Aktivistin Mathabatha nicht zufrieden. Andere sollen an ihrem Erfolg teilhaben. Deshalb hat sie in den Dörfern der Umgebung mehr als 6.000 Jungpflanzen an arme Familien verteilt und informiert sie über den Nährwert des 'Wunderbaums'.

"Der Anbau von Moringabäumen ist ein ganzheitlicher Ansatz zur Bekämpfung der in dieser Region weit verbreiteten unsicheren Versorgung mit Nahrungsmitteln", begründete Ashley Green-Thompson von SAT die Unterstützung des Projekts.

Inzwischen hat sich Mathabathas Plantage zu einem florierenden Unternehmen entwickelt. Bis zu zehn Tonnen Moringamehl verkauft sie jährlich in Südafrika und in den armen Nachbarländern Botswana, Lesotho und Swasiland. "Das Interesse an meinem Produkt ist groß. Ich hoffe, dass ich das Geschäft in den nächsten Jahren erweitern kann", sagte sie. Ihr Produkt soll erschwinglich bleiben. Der Monatsbedarf von 40 Gramm kostet umgerechnet 60 Cent. (Ende/IPS/mp/2012)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Januar 2012