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INTERNATIONAL/035: Niger - Verbilligtes Getreide und Schulmahlzeiten gegen Landflucht (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 30. Mai 2012

Niger: Hunger vertreibt die Menschen - Verbilligtes Getreide und Schulmahlzeiten gegen Landflucht

von Souleymane Maâzou



Niamey, 30. Mai (IPS) - In Nigers Dürregebieten mit ihrer prekären Versorgungslage vertreibt der Hunger viele tausend Kinder aus den Schulen. Sie wandern mit ihren Familien in urbane Regionen ab oder machen sich selbst auf den Weg, um sich in den Städten allein durchzuschlagen. Um der Landflucht entgegenzuwirken, gibt die Regierung in besonders betroffenen Regionen ab Juni kostenlos Getreide ab. Zudem versorgen internationale und lokale Hilfsorganisationen seit Februar Schulkinder in eigens eingerichteten Kantinen mit kostenlosen Mahlzeiten.

Hassane Issa hat sein Heimatdorf Daytagui im Südwesten des westafrikanischen Landes vor drei Monaten verlassen. Der Vater war weggegangen, doch die übrige Familie ist geblieben. "Es gab für uns nichts mehr zu essen. Jetzt kann ich ein bisschen Geld nach Hause schicken", berichtete der 15-Jährige. Als Schuhputzer verdient er in Niamey umgerechnet etwa 46 US-Dollar im Monat. Davon bekommt seine Familie 34 Dollar. Zu Hause hatte der Junge die 5. Klasse der Sekundarstufe besucht. "Ich bin gerne zur Schule gegangen", sagte er.

Auch der 13-jährige Mamane Sani aus Marmari im südöstlichen Distrikt Gouré vermisst seine Dorfschule. Seine Eltern sind mit ihm vor einem Monat an den Stadtrand von Zinder, der zweitgrößten Stadt im Süden des Landes, umgezogen. Jetzt rackert sich der Junge im Dienste einer mehr als 20-köpfigen Familie ab.

Besonders der westliche Niger gilt als Problemregion. Nach Angaben des Agrarministeriums hatten Trockenheit und Heuschreckenplage 2011 schwere Ernteausfälle verursacht. Die geringen Vorräte waren schon nach wenigen Wochen aufgebraucht.


Nahrungsmittelversorgung gefährdet

Amtliche Agrarstatistiken rechnen 2012 mit einem Getreidedefizit von 500.000 Tonnen, das sind 14 Prozent des Bedarfs der 16 Millionen Nigrer. Einer von der Regierung im November 2011 durchgeführten Untersuchung zufolge ist die Nahrungsmittelversorgung für mehr als 4,5 Millionen Nigrer nicht gesichert.

Nach Schätzungen der Regierung hat der Anteil unterernährter Kinder in sieben von acht Regionen des Landes, vor allem im Westteil, mit 13 Prozent ein kritisches Stadium erreicht. Das UN-Kinderhilfswerk (UNICEF) zieht die Grenze für dringenden Handlungsbedarf bei 15 Prozent.

"Die verbilligten und kostenlos verteilten Lebensmittel können die Landflucht verringern", stellte Amadou Boukari, Mitglied des Wirtschaftskomitees für Schulangelegenheiten", fest. "Andernfalls gäbe es hier nur noch leere Schulen." (Ende/IPS/mp/2012)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Mai 2012