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INTERNATIONAL/038: Karibik - Nahrungssicherheit durch Brotfrucht, NGOs treiben Anbau voran (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 11. Juni 2012

Karibik: Nahrungssicherheit durch Brotfrucht - NGOs treiben Anbau voran

von John Letman

Kleine Ma'afala-Brotfruchtbäume, die von Hawaii ins Ausland verschifft werden - Bild: © John Letman/IPS

Kleine Ma'afala-Brotfruchtbäume, die von Hawaii ins Ausland verschifft werden
Bild: © John Letman/IPS

Kauai, Hawaii, 11. Juni (IPS) - Der rasch wachsende Brotfruchtbaum mit seinen nahrhaften Früchten kann nach Ansicht von Forschern nicht nur den Hunger, sondern auch die Arbeitslosigkeit und die Entwaldung in der Karibik verringern.

In der Pazifikregion gehört die Brotfrucht seit Tausenden Jahren zu den Grundnahrungsmitteln. Seit rund 200 Jahren ist sie auch in der Karibik verbreitet. Doch erst jetzt wurde die aus Samoa stammende und besonders protein- und mineralhaltige Ma'afala-Varietät eingeführt. Sie ist reich an Eiweiß, Eisen, Kalium und Zink und gilt als besonders schmackhaft.

Alle im karibischen Raum wachsenden Ma'afala-Bäume stammen aus dem 'Breadfruit Institute', das Teil des Nationalen Tropischen Botanischen Gartens von Hawaii ist. Institutsdirektorin Diane Ragone, die die weltgrößte und variantenreichste Brotfruchtbaumsammlung auf den Inseln Maui und Kauai verwaltet, arbeitet mit der Chemikerin Susan Murch von der Universität von British Columbia zusammen.


Nahrungssicherheit geht Hand in Hand mit Umweltschutz

Eine der Organisationen, die den Anbau und den Konsum von Ma'afala fördern, ist die Stiftung 'Agro Forestry Regional Nursery' (ARN) in Haiti. Die Stiftung ist überzeugt, dass Ernährungssicherheit, Beschäftigung, intakte Wassereinzugsgebiete und gesunde Wälder miteinander in Zusammenhang stehen.

Die Stiftung, die jährlich eine Million neuer Bäume anpflanzen kann, will den Zustand der haitianischen Wasserscheiden verbessern. Nach Erkenntnissen von ARN-Gründer James Kishlar sind 90 Prozent durch Mensch und Tier verschmutzt worden. Auch der Waldschwund hatte negative Folgen.

Ein Anbau von Ma'afala auf Haiti würde die Diversifizierung des Agrarsektors vorantreiben. Die Einführung unterschiedlicher Sorten könnte mehrere Ernten im Jahr sicherstellen. "Wir wollen zurück zu verschiedenen Kulturen und weg von der Monokultur", sagte Kishlar.

Die Non-Profit-Organisation 'Trees That Feed Foundation' (TTFF) mit Sitz in Chicago verteilt Ma'afala-Bäume an Schulen, Krankenhäuser und Kinderheime in Jamaica und lässt sie an öffentlichen Plätzen anpflanzen. TTFF arbeitet eng mit dem jamaikanischen Landwirtschaftsmuseum zusammen, das die Setzlinge in Empfang nimmt und sie zu einer Baumschule bringt. Später werden sie an Bauern verteilt, die bis zu 25 Bäume gratis erhalten.

In Haiti ist TTFF eine Partnerschaft mit einem Waisenhaus in Port-au-Prince eingegangen, das ebenfalls eine Baumschule betreibt. Seit 2009 hat 'Trees That Feed' insgesamt mehr als 12.000 Ma'afala-Bäume verschifft, allein in diesem Jahr fast 3.000 nach Haiti.


Jährlich 200 Kilo Frucht pro Baum

Brotfruchtbäume wachsen schnell und liefern jährlich jeweils etwa 200 Kilo Früchte. Da die Brotfrucht im reifen Zustand nicht lange haltbar ist, werden Früchte getrocknet und zu glutenfreiem Mehl vermahlen, aus dem Brot, Kuchen und andere Backerzeugnisse herstellt werden können, wie Camille George von der 'University of St. Thomas' (UST) ausführt. Gemeinsam mit der Organisation 'Compatible Technology International' (CTI) in Minnesota vertreibt UST eigene Geräte zur Weiterverarbeitung der Brotfrucht.

Wie Murch erklärt, ist eine in-vitro gezüchtete Ma'afala-Brotfruchtsorte bereits weltweit auf dem Markt. 2011 wurden 1.000 Setzlinge nach Ghana geliefert. Eine zweite Brotfrucht-Varietät aus Samoa - 'Ulu fiti' - hat schon eine Viruskontrolle und Feldversuche durchlaufen. (Ende/IPS/ck/2012)


Links:
http://ntbg.org/breadfruit/
http://www.globalbreadfruit.com/
http://www.treesthatfeed.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=108051

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Juni 2012