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INTERNATIONAL/050: Papua-Neuguinea - Vom Feld in den Müll, Hälfte der Agrarprodukte vergammelt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 14. August 2012

Papua-Neuguinea: Vom Feld in den Müll - Hälfte der Agrarprodukte vergammelt

von Catherine Wilson

Rund die Hälfte der Nahrungsmittel in Papua-Neuguinea geht auf dem Weg von der Ernte zum Verbraucher verloren - Bild: © Catherine Wilson/IPS

Rund die Hälfte der Nahrungsmittel in Papua-Neuguinea geht auf dem Weg von der Ernte zum Verbraucher verloren
Bild: © Catherine Wilson/IPS

Port Moresby, 14. August (IPS) - Die Mehrheit der Bevölkerung Papua-Neuguineas lebt von der Landwirtschaft. Doch fast die Hälfte der Erzeugnisse geht auf dem Weg vom Feld zum Verbraucher verloren - und macht so die Bemühungen des Landes um Ernährungssicherheit zunichte.

"Wir verkaufen unsere Waren, aber werden in der Regel nicht alles los", erzählt Kirul, ein Kleinbauer, der sein Gemüse selbst auf dem Gordon-Markt in Papua-Neuguineas Hauptstadt Port Moresby anbietet. "Was wir nicht verkaufen, geben wir am Abend an Straßenhändler weiter oder werfen es weg."

Das Problem: Kirul kann seine Waren nicht lagern. Das Klima des Inselstaates im Südwestpazifik zeichnet sich durch eine große Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit aus. Und er ist nicht der einzige, der seine Produkte nicht kühlen kann. Einer Studie der Entwicklungsagentur für frische Produkte (FPDA) zufolge verkaufen nur 13 Prozent der Bauern in der Zentralprovinz ihre Erzeugnisse an Abnehmer, die Kühlräume zur Verfügung haben.

Laut Welternährungsorganisation FAO findet rund ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel seinen Weg nicht zu den Verbrauchern. Stattdessen geht ein Teil verloren, ein anderer wird weggeworfen. Insgesamt macht das 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel jährlich aus. Darüber hinaus bemängelt die FAO die Verschwendung von Wasser, Energie und Ressourcen bei der Nahrungsmittelproduktion und -vermarktung.


Industrieländer sind größte Verschwender

Die meisten Lebensmittel werden in den Industrieländern weggeworfen: 40 Prozent aller Nahrungsmittel, die in der westlichen Welt auf dem Markt sind, werden entweder direkt von den Händlern oder von den Konsumenten entsorgt, so die FAO. In Entwicklungs- und Schwellenländern stellen sich 40 Prozent des Verlusts bereits direkt nach der Ernte ein, bevor die Erzeugnisse die Zwischenhändler oder Verbraucher überhaupt erreichen. Neben einem Mangel an Kühlhäusern fehlt es auch an anderer Infrastruktur.

Die Nahrungsmittel erfüllen daher häufig nicht die Anforderungen der Supermärkte. So müssen die Erzeuger sie unter Wert verkaufen oder gar wegwerfen. Zu den am häufigsten angebauten Produkten gehören Kartoffeln, Brokkoli, Karotten, Tomaten, Wasserbrotwurzeln, Yams, Mangos und Papayas.

"Die Straßen hier sind oft schlecht befahrbar. Transport-Infrastruktur ist ein wichtiges Thema in Bezug auf Ernährungssicherheit in Papua-Neuguinea", sagt Nalau Bingeding, Wissenschaftler am Nationalen Forschungsinstitut, gegenüber IPS. "Auf dem Land wird viel angebaut, aber weil es oft keine Möglichkeit gibt, die Ware in die Städte zu bringen, wird sie weggeworfen oder den Tieren zum Fressen gegeben."

Seine Aussagen decken sich mit einer Studie der FPDA aus dem Jahr 2008. 175 Bauern und 160 Bäuerinnen aus sechs Provinzen wurden befragt, was ihrer Meinung nach die größte Hürde sei, ihre Ware an den Markt zu bringen. 73 Prozent gaben als Antwort die schwierigen Transportbedingungen an, 43 Prozent machten ein Überangebot verantwortlich. 22 Prozent der Befragten nannten zu niedrige Preise als Hindernis, und 21 Prozent erklärten Verschwendung zum Problem.


Viele Straßen unbefahrbar

Nur vier Prozent der Bauern besitzen ihr eigenes Transportmittel. Daher nutzen 85 Prozent - wenn möglich - das öffentliche Bussystem, um ihre Waren zu befördern.

In Papua-Neuguinea gibt es 8.738 Kilometer Straßen, doch nach Angaben des Amts für Straßenbau sind nur 2.609 davon gut in Schuss. 64 Prozent aller Straßen sind Schotterpisten. Schuld an der Misere ist Missmanagement. Doch auch die geologischen Gegebenheiten erschweren den Straßenbau: Ein Teil des Landes liegt in den Bergen. Um von Port Moresby an der Südküste zu einem der anderen urbanen Zentren zu gelangen, beispielsweise nach Popondetta im Nordosten oder Wewak an der Nordküste, muss man ein Schiff oder Flugzeug besteigen.

Die Regierung hat vor, die Straßen auszubauen. Laut Entwicklungsstrategieplan von 2010 bis 2030 soll das bisherige Straßennetz verbessert und die Straßenkilometer in den kommenden 18 Jahren verdreifacht werden, sodass im Jahr 2030 rund 25.000 Kilometer Straßen befahrbar sind. Bis dahin ist die FPDA damit beschäftigt, Bauern Technologien beizubringen, um ihr Qualitätsmanagement zu verbessern, sodass sie ihre Beziehungen zu den Abnehmern - vor allem Großhändlern - verbessern können. (ENDE/IPS/jt/2012)


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http://www.ipsnews.net/2012/08/from-the-field-to-the-rubbish-heap/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. August 2012