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INTERNATIONAL/064: Mexiko - Kartoffel in Gefahr, Produzenten fürchten Freihandelsabkommen TPP (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 22. Oktober 2012

Mexiko: Kartoffel in Gefahr - Produzenten fürchten Freihandelsabkommen TPP

von Emilio Godoy



Mexiko-Stadt, 22. Oktober (IPS) - Im Dezember will Mexiko der Transpazifischen strategischen wirtschaftlichen Partnerschaft (TPP) beitreten. Mexikanische Bauern fürchten, dass das Land durch das Wirtschaftsabkommen mit landwirtschaftlichen Produkten aus dem Ausland überschwemmt wird und sie gegen die billige Konkurrenz nicht ankommen.

"Die mexikanische Regierung ist dabei, Verhandlungen aufzunehmen, mit denen sie sich nicht auskennt", warnte Timothy Wise, Direktor des Programms für Forschung und Politik des Instituts für Umwelt und globale Entwicklung der Tufts-Universität in Massachusetts, USA. "Die USA diktieren ihre Agenda, und die Aussichten für Mexiko sind nicht besonders positiv." Es gehe lediglich darum, den Handel weiter zu liberalisieren.

Zunächst waren am Freihandelsabkommen TPP Chile, Brunei, Neuseeland und Singapur beteiligt. 2008 wurden Verhandlungen mit Australien, den USA, Peru und Vietnam aufgenommen und 2010 mit Malaysia. Im Juni dieses Jahres einigten sich die Mitgliedstaaten darauf, auch mit Mexiko und Kanada Beitrittsverhandlungen aufzunehmen. Im Dezember treffen sich die Vertreter der Länder in Neuseeland; dann soll über den Beitritt der beiden Staaten diskutiert werden.


Erster Schritt: NAFTA

Bereits 1994 gründeten Mexiko, die USA und Kanada das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA). Seitdem ist der Zugang zum mexikanischen Markt für die beiden Partnerländer weitgehend offen. Doch einige wenige Protektionsmechanismen sind erhalten geblieben, um die heimische Landwirtschaft vor den Produkten aus dem Ausland zu schützen. Importzölle wurden beispielsweise weiterhin auf Pflanzenschutzmittel erhoben sowie auf mehrere landwirtschaftliche Produkte.

Auf landwirtschaftliche Produkte aus Ländern, die nicht zum NAFTA gehören, erhebt Mexiko einen Einfuhrzoll von durchschnittlich 21,5 Prozent. Kaffee und Geflügel darf gar nicht eingeführt werden. Darüber hinaus ist Mexiko Mitglied weiterer Handelsabkommen, die wieder andere Regeln mit sich bringen.

Am besten geschützt war lange die Kartoffel. Nur Einfuhren aus den USA und Kanada waren erlaubt, allerdings war der Import in einen Teil des mexikanischen Grenzgebietes verboten. Außerdem hatte Mexiko einen Importzoll von 272 Prozent auf die Kartoffel erhoben. Im Jahr 2002 unterschrieben die Regierungen schließlich ein Abkommen, in dem Mexiko die Einfuhr der Knolle ohne Einschränkungen in das 26 Kilometer breite mexikanische Grenzgebiet der Bundesstaaten Baja California, Sonora, Chihuahua, Coahuila und Tamaulipas erlaubte.

Im vergangenen Jahr exportierten die US-amerikanischen Bauern daraufhin Kartoffeln im Wert von 39 Millionen US-Dollar nach Mexiko. Die mexikanischen Bauern warfen der Regierung in Mexiko-Stadt vor, sie als Verhandlungsmasse für den Beitritt zum TPP benutzt zu haben. Die Regierung soll in Aussicht gestellt haben, die Einfuhr der Knolle auf dem gesamten Staatsgebiet zu erlauben.


Produzenten haben nichts zu sagen

"Wir wurden überhaupt nicht in die Verhandlungen einbezogen", kritisierte Cecilia Ríos, Geschäftsführerin des Nationalen Komitees für die Kartoffel (Conpapa), dem Produzenten und Händler der Kartoffel angehören, aber auch Forscher und Regierungsvertreter.

Der freie Zugang zum mexikanischen Markt bedroht laut Conpapa die Existenz von 8.700 Kartoffelproduzenten, die zusammen 55.000 Hektar bewirtschaften und über ein Marktvolumen von 900 Millionen US-Dollar verfügen.

Im Gegensatz zur mexikanischen Regierung hat die US-amerikanische sehr wohl die verschiedenen Akteure im Land dazu befragt, was sie sich von einem Beitritt Mexikos zum TPP erhoffen. Sie hatten neun Monate Zeit, ihre Wünsche und Bedenken zu äußern. Ende September dieses Jahres lud der Handelsvertreter der Vereinigten Staaten (USTR) nach Washington, D.C., ein.

Auch der Nationale Kartoffelrat der USA beteiligte sich an der Diskussion. "Mexiko hat seine Handelsbarrieren bisher vor allem damit erklärt, seine Produkte vor Pflanzenschädlingen schützen zu wollen. Doch dieses Argument entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage", sagte John Keeling, Vizepräsident des Kartoffelrates. Mexiko geht davon aus, dass die US-Kartoffeln unter anderem vom Fadenwurm befallen sind, was von den US-Produzenten bestritten wird. (Ende/IPS/jt//2012)


Links:

http://www.mfat.govt.nz/downloads/trade-agreement/transpacific/main-agreement.pdf
http://www.conpapa.org.mx/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=101744

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Oktober 2012