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LANDWIRTSCHAFT/1473: Wintergerste und Winterraps am stärksten von Frühjahrstrockenheit betroffen (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 21. Juli 2011

Wintergerste und Winterraps am stärksten von Frühjahrstrockenheit betroffen

DBV legt 1. Erntebericht vor


Die Ernte 2011 hat unter schwierigen Wetterbedingungen begonnen. Die deutschen Bauern haben bisher vor allem Wintergerste und erste Flächen Winterraps geerntet. Erste Ergebnisse zur eingebrachten Ernte, basierend auf einer Umfrage bei den Landesbauernverbänden, legt der Deutsche Bauernverband (DBV) mit diesem 1 Erntebericht vor. In der 31. und 33. Kalenderwoche wird der DBV mit einem 2. und 3. Bericht über den weiteren Verlauf der Ernte informieren.

Die diesjährige Ernte wuchs unter schwierigen Vegetationsbedingungen heran. Dem langen Winter mit Wechsel- und Kahlfrösten folgte eine ausgesprochen lange Phase der Trockenheit mit teils hochsommerlichen Temperaturen in den Monaten März, April und Mai. Vor allem der lang anhaltende Wassermangel hat sich negativ auf die Entwicklung der Pflanzen und damit auf das Ertragspotenzial ausgewirkt. Die Niederschläge im Juni kamen für die Wintergerste und den Raps vielfach zu spät, was sich deutlich in den Erträgen widerspiegelt. Die Erntearbeiten mussten durch die Niederschläge der vergangenen Tage immer wieder unterbrochen werden und gingen nur schleppend voran. Zudem erschwert Zwiewuchs, bei dem die nahezu reife Pflanze neue Triebe ausbildet, die Erntearbeiten in vielen Regionen Deutschlands und erhöht den Feuchtigkeitsgehalt der Erntemenge durch die ungleichmäßige Abreife der Körner.

Die Ernte der Wintergerste ist naturgemäß am weitesten vorangeschritten. Hier konnten große Teile bereits geerntet werden. Lediglich in den Höhenlagen und im nördlichsten Bundesland Schleswig-Holstein hat die Ernte der Wintergerste erst begonnen. Die bisherigen Ertragsergebnisse weisen eine deutliche Spannweite auf. Mindererträge von bis zu 50 Prozent des Vorjahresergebnisses sind in einzelnen Regionen zu beobachten. In der Regel liegen die Mindererträge in einer Größenordnung von 10 bis 30 Prozent. Damit ergibt sich nach den bisherigen Druschergebnissen für die Wintergerstenernte eine Ertragsminderung gegenüber dem Vorjahr von durchschnittlich 20 Prozent. Die Erzeugerpreise liegen derzeit im Bereich von 160 bis 190 Euro pro Tonne Wintergerste.

Die Qualität der geernteten Wintergerste variiert ebenfalls stark. So liegen die Hektolitergewichte teilweise nur im Bereich von 60 Kilogramm, was auf einen erhöhten Anteil an zu kleinen Körnern (Schmachtkörner) schließen lässt. Es gibt aber auch Regionen, in denen erfreulich hohe Eigengewichte von bis zu 70 Kilogramm pro Hektoliter erzielt werden. Dies sind bodenbedingt bessere Standorte, wo die Pflanzen im Frühjahr von der höheren Wasserspeicherkapazität der Böden und von gelegentlichen Gewitterschauern profitierten.

In den wichtigen Rapsanbaugebieten Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein hat die Ernte noch nicht begonnen. Im Südwesten und in Ostdeutschland wurden dagegen erste Flächen geerntet. Diese Druschergebnisse sind aufgrund der wenigen vorliegenden Erntedaten noch mit Zurückhaltung zu betrachten, bestätigen jedoch die Schätzungen vor der Ernte, wonach Mindererträge von 15 bis 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr erwartet werden. Die Gesamtmenge liegt auch unter Vorjahr, weil aufgrund von Auswinterungsschäden und Umbruch infolge der Frühjahrstrockenheit knapp 7 Prozent weniger Raps angebaut wurde (Ernte 2011: 1,36 Millionen Hektar, Vorjahr: 1,46 Millionen Hektar).

Die Ernte der anderen Getreidekulturen hat erst vereinzelt begonnen. Die bedeutendste Getreidekultur in Deutschland ist mit einer Anbaufläche von 3,19 Millionen Hektar von insgesamt 6,48 Millionen Hektar Getreideanbaufläche der Winterweizen. Zwar ist darauf zu hoffen, dass die Weizenbestände von den Niederschlägen im Juni/Juli noch profitieren konnten, eine Ertragsminderung gegenüber dem Vorjahr ist aufgrund der geringeren Anzahl der Ähren tragenden Halme dennoch zu befürchten.

Derzeit hoffen die Landwirte auf eine stabile Schönwetterlage, die für die endgültige Abreife der Getreidebestände erforderlich ist. Auch zur Vermeidung von Ertrags- und Qualitätsverlusten ist der Fortgang der Ernte der bereits abgereiften Bestände notwendig.

Die Rodung der Frühkartoffeln ist naturgemäß deutschlandweit in einem sehr unterschiedlichen Stadium - die Pfalz ist nahezu geräumt (75 bis 80 Prozent), während es in anderen Hauptanbaugebieten wie Niedersachsen und Bayern noch einiges zu tun gibt, zumal die Arbeiten durch Regenereignisse in den letzten Tagen unterbrochen worden sind. Die Erträge weisen ein unterschiedliches Bild auf - während in der Pfalz und auch in einigen anderen Anbaugebieten von guten bis durchschnittlichen Erträgen auszugehen ist, kann es mengenmäßig einige Einbußen in Niedersachsen und Baden-Württemberg geben. Die Qualitäten sind zufriedenstellend.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 21. Juli 2011
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
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Tel.: 030 / 31 904 239
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Juli 2011