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MARKT/1716: Zahlen zum Öko-Markt - die Datenlage ist widersprüchlich (BÖLW)


Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. (BÖLW) - 5. August 2009

Zahlen zum Öko-Markt: Die Datenlage ist widersprüchlich

Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) kommentiert die aktuellen Meldungen zur Entwicklung des Biomarktes.


Berlin, 05.08.2009. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hat aus Ergebnissen von Haushaltsbefragungen den Schluss gezogen, der Biomarkt sei nach Jahren des starken Wachstums rückläufig.

Positive Rückmeldungen aus dem Fachhandel ergeben ein anderes Bild

"Eigentlich wäre es ja nicht verwunderlich, wenn sich die durch die Wirtschaftskrise getrübte Kauflaune zuerst in einem Marktsegment mit einem höheren Preisniveau bemerkbar machen würde", kommentierte Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des BÖLW diese Nachricht.

Die Signale aus dem Naturkost-Fachhandel sprächen jedoch eine andere Sprache: Das WOB-Fachhandelsbarometer Naturkost zeigte im zweiten Quartal ein Umsatzwachstum von 2,5%, womit nach einem leichten Rückgang im ersten Quartal die Steigerungsrate des Vorjahres wieder erreicht sei. Die Großhandelszahlen des Bundesverbandes Naturkost Naturwaren Herstellung und Handel e.V. für das 1. Halbjahr 2009 bestätigten diese Tendenz, müssten jedoch noch ausgewertet werden, ehe sie Mitte August veröffentlicht würden.

Auch die Unternehmen, die in der Assoziation ökologischer Lebensmittel-Hersteller (AoeL) organisiert sind, können keinen Negativ-Trend in der Biobranche erkennen - im Gegenteil: "Wir haben im ersten Halbjahr 2009 sogar einen Mengenzuwachs verbucht", so Peter Geldner, Geschäftsführer der Landshuter Kunstmühle und AoeL-Vorstand. "Nur durch den Preisverfall sind unsere Umsätze zurückgegangen."

Zukunftsprognosen von Unsicherheiten geprägt

"Wir sind deshalb als Branchenverband derzeit nicht in Sorge, was die Zukunft unseres Marktes betrifft", erklärte Löwenstein. "Allerdings ist nicht klar, welche Entwicklung der Verkauf von Öko-Produkten im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel nimmt und welche Wirkung eine Verschärfung der Wirtschaftskrise entfalten würde", schränkte er ein.

Wirtschaftskrise verstärkt die Motive der Öko-Käufer

"Grundsätzlich dürfte die Wirtschafts- und Klimakrise die Nachfrage nach Bio-Produkten auch stärken. Viele Verbraucher wollen gerade jetzt nachhaltig konsumieren, sie wollen faires und regionales Wirtschaften stützen. Denn das Bedürfnis nach überschaubaren, regionalen Wirtschaftskreisläufen, die unabhängig von weltweiten Stoffströmen und den Chemiekonzernen sind, ist gestiegen", meint der BÖLW-Vorsitzende.

Positive Nachrichten über Qualität von Öko-Produkten

Auch hätten gerade in letzter Zeit Nachrichten ihren Weg in die Medien gefunden, die die Vorteile von Öko-Produkten deutlich herausstellen. Löwenstein verwies als Beispiel auf die Studie der Technischen Universität München, nach der Bio-Eier erheblich weniger mit antibiotika-resistenten Keimen belastet sind, als die Eier aus konventioneller Haltung.

Eine anderes Beispiel ist die jüngst veröffentlichte europäische "QLIF-Studie", nach der Öko-Produkte deutlich höhere Anteile an gesundheitsfördernden und deutlich geringere Anteile an gesundheitsschädlichen Stoffen aufweisen, als das bei konventionellen Nahrungsmitteln der Fall ist.

Verbraucher akzeptieren Preise, die die ökologische Wahrheit sprechen

Als bemerkenswert bezeichnet Löwenstein in diesem Zusammenhang eine kürzlich abgeschlossene Untersuchung der Uni Kassel. Demnach sind die höheren Preise für Bio-Produkte bei Weitem keine so große Kaufbarriere, wie bislang angenommen. Die Kasseler Wissenschaftler fanden dies heraus, indem sie Befragungsergebnisse von Öko-Kunden mit deren tatsächlichem Kaufverhalten verglichen. "Vielleicht hängt das mit der bei vielen Verbrauchern wachsenden Einsicht zusammen, dass es besser ist, ein qualitativ hochwertiges Produkt zu einem höheren Preis zu erwerben, als zuzulassen, dass der Großteil der tatsächlichen Kosten der Umwelt und der Gesundheit der Konsumenten angelastet wird", meint der Vorsitzende des Branchenverbandes.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 05.08.2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. August 2009