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MEDIEN/226: Bangladesch - Tipps zur Mangozucht aus dem Radio, Bauern profitieren von Lokalsender (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 25. Februar 2013

Bangladesch: Tipps zur Mangozucht aus dem Radio - Tausende Bauern profitieren von Lokalsender

von Naimul Haq


Bild: © Naimul Haq/IPS

Der Lokalsender Radio Mahananda gibt Bauern gute Tipps
Bild: © Naimul Haq/IPS

Chapainawabganj, Bangladesch, 25. Februar (IPS) - Die Sonne geht gerade unter, als eine Gruppe von Bauern sich auf dem Gelände einer Schule im Nordwesten von Bangladesch um ein kleines tragbares Radio versammelt. Die Stimmen der beiden Farmer Kauser Ali und Dhiren Karmakaur, die 15 Kilometer entfernt in einem Studio sitzen, sind deutlich zu verstehen. Sie begrüßen die Hörer zu dem Programm 'Krishi O Jibon' (Landwirtschaft und Leben), das täglich von dem Rundfunksender Mahananda ausgestrahlt wird.

Zuerst sagt der Moderator das Lied einer lokalen Musikgruppe im populären Gambhira-Stil an. Ist das Stück in der Lokalsprache zu Ende, folgt eine Diskussion über die Bekämpfung von Schädlingen auf Maisfeldern. Den meisten der rund 5.000 Bauern in dem Distrikt Chapainawabganj ist dieses Problem allzu vertraut. "Meine Senfpflanzen sind vor zwei Jahren von Schädlingen befallen worden. In der letzten Saison konnte ich das verhindern, indem ich mich an den Rat der Experten gehalten habe, die über das Problem live im Radio sprachen", sagt der Bauer Habibur Rahman.

"Das Gefühl hier ist absolut elektrisierend", meint der Moderator Selim Kabir, ebenfalls ein Landwirt, der mit Hilfe des Radios für den Getreideanbau in Chapainawabganj wirbt. "Gambhira klärt die Bauern über verschiedene Aspekte der Landwirtschaft auf", sagt er. "Wir vermitteln wichtige Botschaften und bringen Live-Diskussionen über die bestmöglichen Lösungen für Probleme auf den Feldern."

Radio Mahananda ist im vergangenen April auf Sendung gegangen und hat sich inzwischen zu einem unentbehrlichen Kommunikationsmittel in einer Region entwickelt, die fast vollständig vom Agrarsektor abhängig ist. Hunderte Kilometer von den geschäftigen Industriezentren des südasiatischen Staates entfernt erreicht die Analphabetenrate etwa 50 Prozent.


Klimawandel bringt Dürre

Chapainawabganj liegt zum Teil in der 7.780 Quadratkilometer großen trockenen Region Barind. Durch den Klimawandel verursachte extreme Wetterphänomene machen den Bauern das Leben schwer. Die Einwohner der sehr dicht bevölkerten Region sind in den Sommermonaten mit einer heftigen Dürre konfrontiert, und in der Monsunzeit fällt nicht mehr genügend Regen. Infolgedessen sinkt der Grundwasserspiegel, die Böden verlieren immer mehr an Feuchtigkeit, und die Wälder schwinden.

Um diese Probleme in den Griff zu bekommen, hat die Regierung den Agrarinformationsdienst (AIS) gegründet. In den 64 Distrikten wurden mehr als 1.000 Bauernvereinigungen ins Leben gerufen, die jeweils 30 bis 50 Mitglieder haben und den Austausch von Informationen über verbesserte Anbautechniken ermöglichen sollen. Die traditionellen Anbaumethoden sollen zudem an das veränderte Klima angepasst werden.

Mit Hilfe von Radio Mahananda zeigt die Initiative der Regierung noch größere Wirkung. Der lokale Sender erreicht eine Hörerschaft in einem Umkreis von 17 Kilometern und ermöglicht den Bauern einen nützlichen Erfahrungsaustausch. Farmer werden in das Studio eingeladen, um etwa über die Aussaat von neuen Sorten, den Einsatz von organischem Dünger und sparsame Bewässerungsmethoden zu debattieren.

Wie Ahmed Moin, der Produzent einer 30-minütigen Krishi O Jibon-Sendung, erklärt, konzentrieren sich die Programme zu 60 Prozent auf Fragen der Landwirtschaft. "Wir nutzen die Vorteile des Radios, um die Menschen zu sensibilisieren und Lösungen anzubieten, wenn es Probleme beim Anbau gibt."

Aufgrund der großen Nachfrage führte Radio Mahananda Anfang dieses Jahres das neue Programm 'A Masher Krishi' - Landwirtschaft in diesem Monat - ein. Darin geht es um den saisonalen Anbau. "Wir senden täglich etwa sieben Stunden", erklärt Hasib Hossain, der leitende Manager des Kanals. "Da Chapainawabganj eine wichtige Agrarregion ist, richten wir unsere Programme so aus, dass die Bauern den maximalen Nutzen daraus ziehen können."


Radioinformationen erreichen auch Analphabeten

Die meisten Sendungen fangen nach 15 Uhr an, wenn die Bauern Zeit finden, sich zusammenzusetzen. Fernsehgeräte sind hier Luxus, und die hohe Zahl von Analphabeten macht die Verbreitung gedruckter Informationen sinnlos. Die Radiosendungen sind eine gute Alternative und können von den Bauern auch über ihre Mobiltelefone verfolgt werden.

Die Farmer werden dazu angeregt, ihre Fragen an den Sender durch Anrufe und SMS direkt zu übermitteln. "Wir erhalten immer viele Fragen von Ratsuchenden. Viele haben uns berichtet, dass ihre Ernten reichlicher ausfallen, seit es die Radioprogramme gibt", sagt Moin.

Auch Mohammad Mosharaf Hossain, der für ein lokales Mango-Forschungsinstitut arbeitet, zeigt sich zufrieden. In diesem Jahr entwickelt das Institut vier neue süße Mango-Varietäten, für die im Radio Werbung gemacht wurde. In Chapainawabganj, wo mehr als 90 Prozent aller landesweiten Mangos produziert werden, fallen diese Informationen auf besonders fruchtbaren Boden. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://radiomahananda.fm/
http://www.ipsnews.net/2013/02/agriculture-on-the-air/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 25. Februar 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Februar 2013