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VERBAND/1792: "Uns brennt der Tierschutz unter den Nägeln" (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 10. Februar 2012

"Uns brennt der Tierschutz unter den Nägeln"

DBV-Präsident Gerd Sonnleitner auf Kreisbauerntag in Stormarn


"Unser Beschluss zum Leitbild im Sommer 2011 in Koblenz kann nur ein erster Etappenschritt gewesen sein. Wir wollen den breiten Dialog um grundsätzliche und brennende Fragen fortsetzen." Diese Aussage traf Gerd Sonnleitner auf dem Kreisbauerntag in Stormarn, Schleswig-Holstein, am 09. Februar 2012 in seiner Ansprache unter dem Motto "Wir schaffen Werte!". "Zurzeit brennt uns der Tierschutz unter den Nägeln". Hier sind wir dran, um uns mit den brennenden Fragen zur Zukunft der Stallhaltungssysteme, zu Eingriffen am Tier, aber auch zu aktuellen Fragen wie dem Antibiotikaeinsatz auseinanderzusetzen", sagte der Präsident vor den rund 450 Teilnehmern und machte weiter deutlich, dass "wir ganz im Gegensatz zu den ständigen Vorwürfen keine industrialisierte Massentierhaltung und keine Latifundien mit Monokulturen im Ackerbau haben. Unser Ackerbau in Deutschland wird von Familienbetrieben getragen, die gelernt haben, auch hunderte von Hektar nachhaltig zu bewirtschaften und größere Tierbestände artgerecht zu halten." Über Rind, Schwein und Huhn würden letztendlich zwei Drittel der Wertschöpfung in der Land-, Agrar- und Ernährungswirtschaft in Deutschland geschaffen, erklärte der DBV-Präsident und betonte: "Wir werden nicht müde zu signalisieren, dass wir verlässliche Nährstoffkreisläufe sichern wollen, mit jedem Stallneubau mehr für Tierschutz und Artgerechtigkeit tun, bei Tierarzneimitteln eine Minimierungsstrategie mittragen und bereit sind, von der Ferkelkastration, dem Schwänzekupieren und Schnäbelkürzen sowie der Enthornung der Rinder wegzukommen."

Mit Bezug auf die laufende GAP-Debatte sagte Sonnleitner, dass die Grundprinzipien, die Agrarkommissar Ciolos definiert hat, durchaus anzuerkennen sind. "Die weitere Marktorientierung der europäischen Landwirtschaft, die Verstetigung des Direktausgleichs in unseren Betrieben sowie dessen gerechtere Verteilung innerhalb Europas und die Entbürokratisierung der EU-Agrarpolitik - diese Ziele sind auch die unsrigen." Die Detailvorschläge widersprächen klar diesen Zielen. Zweifel übte Sonnleitner z.B. an den Vorschlägen, den "aktiven Landwirt" per Verordnung festzumachen, die Erweiterung von Cross-Compliance um die Wasserrahmenrichtlinie durchzusetzen oder an der Ausgrenzung großer wie kleiner Betriebe. "Das alles ist kein Beitrag zur Entbürokratisierung. So etwas schafft nur Frust und fördert eine spalterische Neiddiskussion im Berufsstand."

Der DBV-Präsident nahm auch Stellung zum geplanten "Greening" innerhalb der GAP-Reform. "Noch so schöne Worthülsen wie 'ökologische Vorrangflächen' können nicht verschleiern, dass zusätzlich 500.000 oder 600.000 Hektar in Deutschland oder 5 Millionen Hektar in Europa aus der Produktion gehen. Das ist mit uns nicht zu machen", stellte Sonnleitner klar. In Deutschland seien 40 Prozent der Gesamtfläche mehr oder minder unter Schutz gestellt oder in Agrarumweltprogramme einbezogen. "Es soll uns niemand erklären, wie das Begrünen der Agrarpolitik geht. Wir Bauern zeigen tagtäglich, dass wir mit Boden, Luft und Wasser, Nutztieren und Nutzpflanzen, ja mit der gesamten Kulturlandschaft pfleglich umgehen."


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Quelle:
Pressemitteilung vom 10. Februar 2012
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
Claire-Waldoff-Straße 7
10117 Berlin
Tel.: 030 / 31 904 239
Mail: presse@bauernverband.net
Internet: www.bauernverband.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Februar 2012