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ASYL/1416: Afghanistan-Abschiebungen - Nächster Flieger in Lebensgefahr und Hoffnungslosigkeit (Pro Asyl)


Pro Asyl - Pressemitteilung vom 7. Oktober 2019

Afghanistan-Abschiebungen: Nächster Flieger in Lebensgefahr und Hoffnungslosigkeit

Studie über bislang Abgeschobene: Viele werden Opfer von Bedrohung und Gewalt


Allen Meldungen über Luftschläge, Gefechte und Anschläge in Afghanistan zum Trotz soll Medienberichten zufolge am 8. Oktober der mittlerweile 28. Sammelabschiebeflieger nach Kabul starten, diesmal von München aus. Abermals sollen auch Geflüchtete von der Abschiebung betroffen sein, die vollkommen unbescholten und zum Teil seit Jahren in Deutschland leben.

Angesichts des Wahldesasters in Afghanistan und der daraus resultierenden chaotischen politischen Situation sowie der völlig außer Kontrolle geratenen Sicherheitslage im Land fordert PRO ASYL erneut einen Abschiebungsstopp. Mit jeder Abschiebung in das Kriegsland setzt die Bundesregierung die Betroffenen wissentlich der Gefahr für Leib und Leben aus.

Studie: Situation von Rückkehrern desaströs

Bislang wurden bei 27 Flügen 676 Menschen nach Afghanistan abgeschoben. Wie eine aktuelle Studie von Afghanistan-Expertin Friederike Stahlmann über den Verbleib und die Erfahrungen der zwischen Dezember 2016 und April 2019 aus Deutschland 547 Abgeschobenen zeigt, ist ihre Situation prekär und gefährlich. Viele werden Opfer von Bedrohung, Erpressung und Gewalt. Ein Existenzaufbau ist kaum möglich: Die Wohnsituation ist für die Rückkehrer desaströs, ebenso ist es aussichtslos, dauerhaft für den eigenen Unterhalt zu sorgen. Die Befragten berichten über soziale Ausgrenzung und Stigmatisierung bis hin zu offenen Anfeindungen aufgrund ihres Aufenthaltes in Europa.

Laut Global Peace Index 2019 ist Afghanistan das unsicherste Land der Welt. Die Geländegewinne der Taliban und ihr damit verbundener Einfluss nehmen kontinuierlich zu. Sie kontrollieren inzwischen mehr als 50% des Landes und damit so viel wie noch nie seit ihrem Sturz 2001. Die Lage in Afghanistan ist derart gefährlich, dass momentan sogar die Bundespolizei das für eine Ausbildungsmission vorgesehene Personal nicht nach Kabul fliegen lässt. Im Zuge dessen hat die Polizeigewerkschaft (GdP) den Stopp der Ausbildungsmission in Afghanistan gefordert, weil das Sicherheitsrisiko zu hoch sei.

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Quelle:
Pro Asyl - Pressemitteilung vom 7. Oktober 2019
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Oktober 2019

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