Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → FAKTEN

DEMOGRAPHIE/312: Unermessliche Potenziale (idw)


Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung - 20.01.2015

Unermessliche Potenziale



Laut Internationaler Arbeitsorganisation (ILO) sind seit Ausbruch der globalen Wirtschaftskrise im Jahr 2008 61 Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen. Dieser Trend dürfte sich in den kommenden Jahren fortsetzen. Darunter leiden insbesondere junge Menschen. Was das im Detail bedeutet, beleuchtet der aktuelle Weltbevölkerungsbericht der Vereinten Nationen (UN), der im vergangenen November unter Mitwirkung des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung veröffentlicht wurde.

Dem Bevölkerungsbericht zufolge sind heute 1,8 Milliarden Menschen zwischen 10 und 24 Jahre alt. Bis Mitte des Jahrtausends dürfte ihre Zahl die Zwei-Milliarden-Marke überschreiten. Das stellt besonders die Arbeitsmärkte vor große Herausforderungen, die sich schwer darin tun, jungen Menschen eine Beschäftigung zu bieten. Nach Angaben der ILO ist die Jugendarbeitslosigkeitsrate dreimal höher als die von Erwachsenen. "Wenn wir Abermillionen junger Menschen keine Perspektive bieten, sind Konflikte programmiert", warnt Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. "Die Proteste in Kairo und anderswo haben darauf bereits einen Vorgeschmack geliefert."

Um weitere Konflikte zu vermeiden, sei vor allem Bildung nötig, so der Wissenschaftler weiter. Aus dem Weltbevölkerungsbericht geht hervor, dass derzeit 64 Millionen Heranwachsende keine Schule besuchen, und damit etwa so viele wie Großbritannien Einwohner zählt. "Selbst wenn sie in den Genuss von Bildung kommen, werden Jugendliche viel zu selten mit den Kenntnissen versorgt, die sich auf dem Arbeitsmarkt brauchen", so Klingholz. Die Folge: Arbeitslosigkeit, Unterbeschäftigung und informelle Arbeitsverhältnisse.

Trotz aller Risiken hält der Berliner Demografie-Experte die momentane Lage für eine große Chance. "Das Potenzial einer jungen Bevölkerung ist unermesslich. Wir müssen dafür sorgen, dass es nicht ungenutzt bleibt. Wenn sinnvolle Bildungsprogramme alle erreichen, können sie einen beachtlichen wirtschaftlichen Aufschwung auslösen. Wir nennen das 'demografische Dividende'." Welche weiteren Faktoren diese Dividende ermöglichen, stellt der UN-Weltbevölkerungsbericht dar und liefert damit eine zentrale Ergänzung und Handlungsorientierung zu den beunruhigenden Zahlen der ILO.


Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung ist ein unabhängiger Thinktank, der sich mit Fragen regionaler und globaler demografischer Veränderungen beschäftigt. Das Institut wurde 2000 als gemeinnützige Stiftung gegründet und hat die Aufgabe, das Bewusstsein für den demografischen Wandel zu schärfen, nachhaltige Entwicklung zu fördern, neue Ideen in die Politik einzubringen und Konzepte zur Lösung demografischer und entwicklungspolitischer Probleme zu erarbeiten.

Das Berlin-Institut erstellt Studien, Diskussions- und Hintergrundpapiere, bereitet wissenschaftliche Informationen für den politischen Entscheidungsprozess auf und betreibt ein Online-Handbuch zum Thema Bevölkerung.

Weitere Informationen, wie auch die Möglichkeit, den kostenlosen regelmäßigen Newsletter "Demos" zu abonnieren, finden Sie unter:
www.berlin-institut.org


Den Weltbevölkerungsbericht erreichen Sie kostenlos unter:
http://www.unfpa.org/swop

Weitere Informationen zur demografischen Dividende erhalten Sie im Themenspecial des Berlin-Instituts unter:
http://www.berlin-institut.org/themenspecials/demografische-dividende.html

Den weltweiten Arbeitsmarktbericht der ILO erreichen Sie unter:
http://www.ilo.org/global/research/global-reports/weso/2015/WCMS_337069/lang--en/index.htm#


Weitere Informationen unter:
http://www.unfpa.org/swop
http://www.berlin-institut.org

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1343

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, Ruth Müller, 20.01.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Januar 2015


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang