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SICHERHEIT/135: Abrüstung - Anti-Atomwaffen-Bewegung sieht Chancen für baldigen Verhandlungsbeginn (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 17. Februar 2014

Abrüstung: Anti-Atomwaffen-Bewegung sieht Chancen für baldigen Verhandlungsbeginn

von Emilio Godoy


Bild: Mit der freundlichen Genehmigung von Kimiaki Kawai

Hirotsugu Terasaki, Vizevorsitzender der buddhistischen Friedensorganisation 'Soka Gakkai International', fasste in Mexiko die bisherigen Ergebnisse auf dem Weg zu einer atomwaffenfreien Welt zusammen
Bild: Mit der freundlichen Genehmigung von Kimiaki Kawai

Nuevo Vallarta, 17. Februar (IPS) - Die Staaten, die für eine atomare Abrüstung eintreten, sind offenbar bereit, sich noch in diesem Jahr auf einen Termin für die Aufnahme formaler Verhandlungen über die Abschaffung von Kernwaffen zu einigen. Das haben Teilnehmer der zweiten Konferenz über die humanitären Folgen von Atomwaffen durchblicken lassen, die vom 13. bis 14. Februar in Nuevo Vallarta stattfand.

Vertreten in dem westmexikanischen Urlaubszentrum waren 146 Länder und mehr als 100 Nichtregierungsorganisationen (NGOs) aus aller Welt. Die Delegierten sprachen über die Gefahren, die von den rund 19.000 atomaren Sprengköpfen ausgehen, die sich in Besitz Chinas, Frankreichs, Indiens, Großbritanniens, Israels, Pakistans, Russlands und der USA befinden sollen.

"Wir sind unserem Ziel, einen Fahrplan für ein Verbot von Kernwaffen zu erstellen, einen Schritt näher gekommen. Ich gehe davon aus, dass er auf unserer dritten Konferenz fertiggestellt werden kann", sagte Hirotsugu Terasaki, der japanische Vizevorsitzende der buddhistischen Friedensorganisation 'Soka Gakkai International', im IPS Gespräch und fügte hinzu, "dass wir mit unserem Bekenntnis zu einer atomwaffenfreien Welt den Atommächten weit voraus sind".

Wie Terasaki weiter erklärte, geht es den Kernwaffengegnern darum, ein Klima zu schaffen, dass der Abschaffung von Atomwaffen förderlich ist. Denn die Nuklearstaaten hätten sich zur Nichtverbreitung von Atomwaffen bekannt, seien aber nicht bereit, ihre Kernwaffenarsenale aufzugeben.


Nächste Konferenz in Österreich

Die österreichische Regierung kündigte am 13. Februar an, dass sie Ende 2014 die dritte Konferenz über die Gefahren von Atomwaffen für die Menschheit ausrichten wird. Diese wird somit vor der Revisionskonferenz des Atomwaffensperrvertrags (NPT) im kommenden Jahr stattfinden. In den letzten 15 Jahren konnten durch dieses wichtige internationale Instrument, das die Vertragsstaaten dazu verpflichtet, auf eine Nichtverbreitung von Atomwaffen und atomare Abrüstung hinzuarbeiten, keine Fortschritte erzielen.

Wie Héctor Guerra betonte, Lateinamerika- und Karibik-Koordinator der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN), "ist der Weg frei für die nächste Runde in Richtung eines verbindlichen internationalen Instruments der atomaren Abrüstung". ICAN ist ein Zusammenschluss von 350 Organisationen in 81 Ländern. Sollten die Atommächte nicht an der Konferenz in Österreich teilnehmen, sei dies zwar bedauerlich, aber kein Problem, sagte Guerra.

Schon wie auf der Oslo-Konferenz im letzten Jahr glänzten die fünf Atommächte China, Frankreich, Großbritannien, Russland und USA, die das NPT überhaupt erst auf den Weg gebracht hatten, durch Abwesenheit. Pakistan, wie Israel und Indien kein Mitglied des Atomwaffensperrvertrags, nahm an dem Treffen teil. Insgesamt gehören dem NPT derzeit 147 Staaten an.

Seit Oslo, wo die Anti-Atomwaffen-Bewegung ihren Fokus auf die katastrophalen Auswirkungen von Atomwaffen auf die Menschheit legte, konnten bemerkenswerte Fortschritte erzielt werden. Im Mai 2013 griff das Vorbereitungskomitee für die NPT-Revisionskonferenz, und wenige Monate später auch die UN-Vollversammlung in New York den Aspekt auf.

Im Urlaubszentrum Nuevo Vallarta wurde ausführlich auf die nukleare Bedrohung durch menschliches und technologisches Versagen hingewiesen, die der Journalist Eric Schlossersen ausführlich in seinem Buch 'Command and Control' dargelegt hat. "Es gab bereits viele Augenblicke, in denen Bombe aufgrund von Fehlberechnungen und Irrtümern fast gezündet worden wäre", warnte Patricia Lewis, Leiterin für internationale Sicherheitsforschung der Denkfabrik 'Chatham House' mit Sitz in London. "Die Wahrscheinlichkeit ist größer als wir denken."


Enorme Risiken

Lewis und ihr Team hatten sich mit atomaren Zwischenfällen bei Tests, militärischen Übungen und potenzialen Risikowarnungen auseinandergesetzt, die sich in Frankreich, Großbritannien, Israel, Indien, Pakistan, Russland und USA in den Jahren 1962 bis 2013 zugetragen hatten. Eine der in Mexiko vorgestellten Erkenntnisse war, dass auf allen Ebenen physikalische und operative Sicherheitsschwächen bei der US-Luftwaffe festzustellen waren.

Solange die atomaren Sprengköpfe nicht zerstört sind, sollten nach Ansicht von Lewis größere Militärübungen in spannungsreichen Zeiten ausbleiben und die in den Warnsystemen eingestellte Reaktionszeit für einen atomaren Gegenschlag verlängert werden.

Nach Ansicht von Guerra sollten Atomwaffen spätestens bis 2020 verboten sein. "Die politischen Bedingungen sind reif für Verhandlungen, die unter dem Banner der Vereinten Nationen stattfinden sollten". Nach Ansicht von Terasaki sollte die Geiselnahme der Menschheit durch Atomwaffen beendet werden. (Ende/IPS/kb/2014)


Links:

http://www.ipsnoticias.net/2014/02/abolicionistas-quieren-emplazar-potencias-nucleares/
http://www.ipsnews.net/2014/02/abolitionists-want-set-deadline-nuclear-ban/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 17. Februar 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Februar 2014