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WISSENSCHAFT/1388: Wissenschaftsrat - Ergebnisse der Herbstsitzungen in Berlin (idw)


Wissenschaftsrat - 23.10.2017

Wissenschaftsrat | Ergebnisse der Herbstsitzungen in Berlin (18.-20. Oktober 2017)


In einem Bericht vor der Vollversammlung des Wissenschaftsrats betonte seine Vorsitzende, Professorin Martina Brockmeier, dass Vertrauen in die Wissenschaft nicht nur für die Wissenschaft, sondern für die demokratische Gesellschaft insgesamt immens wichtig sei. Auch in Deutschland sei dieses Vertrauen in Teilen gefährdet. Die Gefährdungen seien aber sehr spezifisch und rechtfertigten keine pauschale Krisendiagnose. Sie warb dafür, sich der Verantwortung der Wissenschaft bewusst zu sein und dies auch öffentlich klar zu kommunizieren.

Das Begutachtungswesen - oft als peer review bezeichnet - ist in den letzten Jahren zunehmendem Druck ausgesetzt: Sowohl die Erwartungen an die Leistungen von Gutachterinnen und Gutachtern als auch die Nachfrage nach Begutachtungen sind aus verschiedenen Gründen deutlich gewachsen, ohne dass aber die Gruppe der Gutachtenden systematisch vergrößert und Wissen über Begutachtungen strukturierter vermittelt wurde. Der Wissenschaftsrat formuliert daher in einem Positionspapier zu Begutachtungen im Wissenschaftssystem Empfehlungen, die die Qualität von Begutachtungen und auf ihnen aufbauender Entscheidungen sichern sollen.

Um den Ingenieurwissenschaften in Thüringen mehr Sichtbarkeit zu verleihen und sie zukunftssicher aufzustellen, sollen sich die Hochschulen des Landes zu einer strategischen Allianz zusammenschließen. So lautet die Kernempfehlung des Wissenschaftsrats an die sechs begutachteten Thüringer Hochschulen mit ingenieurwissenschaftlichen Angeboten. Insgesamt fällt das Urteil des Wissenschaftsrats über die Ingenieurwissenschaften an den Thüringer Hochschulen positiv aus. Die Technische Universität Ilmenau, die Bauhaus-Universität Weimar, die Ernst-Abbe-Hochschule Jena, die Fachhochschule Erfurt, die Hochschule Schmalkalden sowie die Hochschule Nordhausen besitzen klar differenzierte, komplementäre Profile.

Ungünstige Rahmenbedingungen schränken die wichtigen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten ein, die das Wehrwissenschaftliche Institut für Schutztechnologien - ABC-Schutz (WIS) in Munster zum Schutz von Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten vor der Wirkung atomarer, biologischer, chemischer und elektromagnetischer Waffen bei Auslandseinsätze in weltweiten Krisenregionen durchführen soll. Der Wissenschaftsrat spricht sich daher für die Einleitung eines strategischen Prozesses aus, der zu einer Erhöhung des Forschungs- und Entwicklungsanteils führen soll.

Als geowissenschaftliches Kompetenzzentrum und Geologischer Dienst des Bundes ist die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Hannover und Berlin, zuständig für Themen von großer gesellschaftlicher Relevanz. Dabei geht es um hochaktuelle und zukunftsweisende Fragen etwa der Endlagerung radioaktiver Abfälle, der Verringerung von Treibhausgasemissionen oder der Verfügbarkeit von Energierohstoffen. Die entsprechend vielfältigen Beratungs- und Dienstleistungen der BGR für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft stützen sich auf eigene Forschungsarbeiten von überwiegend sehr guter Qualität. Um zur internationalen Spitze aufzuschließen, muss die BGR ihre Forschungsorientierung allerdings noch weiter stärken.

Die Universitätsmedizin in Sachsen hat sich seit den letzten Begutachtungen der Standorte Dresden und Leipzig durch den Wissenschaftsrat in den 1990er Jahren wissenschaftlich überzeugend entwickelt. Heute verfügt der Freistaat Sachsen mit Dresden und Leipzig über zwei konkurrenz- und leistungsfähige, in Forschung und Versorgung gut aufgestellte Universitätsmedizinstandorte. Die Zusammenarbeit zwischen den Medizinischen Fakultäten und den Universitätsklinika im Kooperationsmodell wird positiv bewertet, sollte jedoch vom Land durch Anpassungen im Detail weiterentwickelt werden. Mit Blick auf die finanziellen Rahmenbedingungen der Universitätsmedizin in Sachsen empfiehlt der Wissenschaftsrat dem Land, zum einen eine auskömmliche Grundfinanzierung sicherzustellen und zum anderen mit einer zusätzlichen Ergänzungsausstattung den finanziellen Mehraufwand für die Profilbildung in der Forschung zu berücksichtigen.

Auf seinen Herbstsitzungen hat der Wissenschaftsrat zudem sieben Verfahren der Institutionellen Akkreditierung beraten, darunter sechs Reakkreditierungen (Hertie School of Governance (Hertie School), Berlin; Fachhochschule Dresden (FHD); Fachhochschule des Mittelstands (FHM), Bielefeld; AKAD Hochschule (AKAD), Stuttgart; Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG), Saarbrücken) und zwei Akkreditierungen (Wilhelm Löhe Hochschule für angewandte Wissenschaften (WLH), Fürth; hochschule 21 (hs 21), Buxtehude).

Information in eigener Sache: Für die Antragstellung in der Förderlinie Exzellenzuniversitäten im Programm "Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder" hat der Wissenschaftsrat die Antragsmuster veröffentlicht. Die Antragsmuster wurden im international besetzten Expertengremium für die Exzellenzstrategie verabschiedet, in dem die Vorsitzende des Wissenschaftsrates gemeinsam mit dem Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) den Vorsitz führt. Diese Dokumente und weitere Informationen sind auf der Webseite des Wissenschaftsrates verfügbar. Die Anträge können bis zum 10. Dezember 2018 in der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates eingereicht werden.

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WR | Gutachterliche Expertise verdient mehr Wertschätzung und bessere Untersützung


Das Begutachtungswesen - oft als peer review bezeichnet - ist in den letzten Jahren zunehmendem Druck ausgesetzt: Sowohl die Erwartungen an die Leistungen von Gutachterinnen und Gutachtern als auch die Nachfrage nach Begutachtungen sind aus verschiedenen Gründen deutlich gewachsen, ohne dass aber die Gruppe der Gutachtenden systematisch vergrößert und Wissen über Begutachtungen strukturierter vermittelt wurde.

Der Wissenschaftsrat formuliert daher in einem Positionspapier zu Begutachtungen im Wissenschaftssystem Empfehlungen, die die Qualität von Begutachtungen und auf ihnen aufbauender Entscheidungen sichern sollen. Begutachtungsverfahren müssen überprüft, auf Wichtiges beschränkt werden und zudem sollten Erfahrungen mit alternativen Verfahren kontrolliert erprobt werden. So sollte mit innovativen Auswahlverfahren der Gefahr des sogenannten Mainstreamings in der Forschungsförderung begegnet werden - etwa mit Zufallsauswahl oder mit Hilfe eines Sondervotums (wild card).

Begutachtungsprozesse müssen bestmöglich organisiert und unterstützt werden. Die Gruppe von Gutachtenden muss durch innovative Maßnahmen erweitert werden. Dazu gehört insbesondere, dass Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler an das Begutachten über Mentoring durch erfahrene Gutachtende herangeführt werden. Gutachterinnen und Gutachter müssen auf ihre Aufgaben besser vorbereitet und mit Feedback zu ihren Begutachtungsleistungen begleitet werden. Auch sollten sie mehr Anerkennung erfahren für den unverzichtbaren Beitrag, den sie zum Nutzen von Wissenschaft und Gesellschaft leisten.

Begutachtungen unterschiedlichster Art spielen im Wissenschaftsbetrieb eine fundamentale Rolle. Sie sichern Qualität und begründen die Verteilung von Ressourcen. Mit Hilfe von schriftlichen und mündlichen Gutachten entscheiden Zeitschriftenredaktionen und Verlage über Publikationsmöglichkeiten, Förderer aus Stiftungen, Privatwirtschaft und öffentlicher Hand über Finanzmittel für Personen und Institutionen, Einrichtungsleitungen über Stellenbesetzungen oder Infrastrukturzugang und Jurys über Preise.

Weitere Informationen unter:
https://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/6680-17.pdf
- Begutachtungen im Wissenschaftssystem | Positionspapier

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WR | Thüringer Ingenieurwissenschaften können von strategischer Abstimmung wesentlich profitieren


Um den Ingenieurwissenschaften in Thüringen mehr Sichtbarkeit zu verleihen und sie zukunftssicher aufzustellen, sollen sich die Hochschulen des Landes zu einer strategischen Allianz zusammenschließen. So lautet die Kernempfehlung des Wissenschaftsrats an die sechs begutachteten Thüringer Hochschulen mit ingenieurwissenschaftlichen Angeboten.

Insgesamt fällt das Urteil des Wissenschaftsrats über die Ingenieurwissenschaften an den Thüringer Hochschulen positiv aus. Die Technische Universität Ilmenau, die Bauhaus-Universität Weimar, die Ernst-Abbe-Hochschule Jena, die Fachhochschule Erfurt, die Hochschule Schmalkalden sowie die Hochschule Nordhausen besitzen klar differenzierte, komplementäre Profile. Sie ergänzen sich sowohl thematisch als auch in den Leistungsdimensionen Lehre, Forschung und Transfer. Die strukturellen Zentren der Ingenieurwissenschaften befinden sich in Ilmenau und Jena, wobei auch und gerade die peripher gelegenen Hochschulen Innovationsmotoren ihrer Region sind. Über spezifische Studien- und Weiterbildungsangebote sowie gemeinsame Forschungsprojekte sind sie oft eng mit den Unternehmen am Standort verknüpft.

Zugleich stehen die Thüringer Hochschulen vor bedeutenden, sie alle gleichermaßen betreffenden Herausforderungen. So erschweren der demografisch bedingte Rückgang der Studienberechtigten, die geringe Zahl von Großunternehmen im Land sowie künftig wegfallende Strukturmittel ihre Positionierung im bundesweiten Wettbewerb.

"Mehr werden als die Summe ihrer zweifellos soliden Teile - das ist der Kernappell an die Thüringer Ingenieurwissenschaften", erklärt die Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Martina Brockmeier. "Mit ihren bestehenden Potenzialen kann es ihnen in Zukunft durchaus gelingen, sich im Wettbewerb um Studierende und Drittmittel besser aufzustellen und das Land als Innovationsstandort weiter voranzubringen."

Um ihre Potenziale vollständig ausschöpfen zu können, müssen die Hochschulen ihre jeweiligen Stärken bündeln. In der Forschung, insbesondere in der Verbundforschung, bedeutet dies, Grundlagen- und Anwendungsforschung zusammenzuführen und sich intensiver an nationalen und europäischen Förderprogrammen zu beteiligen. Mit dem Landesprogramm für industrienahe Forschergruppen und den Innovationszentren in Ilmenau und Jena finden die Hochschulen bereits einen guten strukturellen Rahmen vor, um sich untereinander sowie mit der Industrie und der außeruniversitären Forschung zu vernetzen.

In der Lehre können die Hochschulen gemeinsam voranschreiten, indem sie ihr differenziertes Angebot für Studierende der jeweils anderen Hochschulen über Wahlpflichtmodule öffnen. Um den Studienerfolg in den Ingenieurwissenschaften zu erhöhen, sollten die Hochschulen aus den teils vielversprechenden Einzelmaßnahmen übergreifende Best Practices entwickeln. Die Studienorganisation folgt bereits an mehreren Hochschulen innovativen Modellen: Modulbaukastensysteme in den Grundlagenfächern der Ingenieurwissenschaften gestalten die Lehre effizient und sind didaktisch sinnvoll.

Das bestehende ingenieurwissenschaftliche Studienangebot in Thüringen hält der Wissenschaftsrat für inhaltlich, räumlich und strukturell hinreichend differenziert. Stark spezialisierte Studiengänge sollten die Thüringer Hochschulen jedoch künftig auf ihre Profilbereiche beschränken, da die dynamische Entwicklung im Ingenieurwesen von den Absolventinnen und Absolventen primär ein breites Grundlagenwissen verlangt.

Eine große Chance für die Thüringer Ingenieurwissenschaften sieht der Wissenschaftsrat in der Weiterbildung. Abgestimmte Angebote können zusätzliche Studierende anziehen und die Verzahnung mit den Unternehmen der Region weiter intensivieren.

Perspektiven, um die Thüringer Ingenieurwissenschaften gezielt weiterzuentwickeln, bietet auch das Themenfeld Digitalisierung. Mit Schwerpunkten wie "Digital Engineering", und "Building Information Modeling" bestehen bereits vielversprechende Ansätze für interdisziplinäre Forschungsprojekte. Eingebettet in die landesweite Digitalisierungsstrategie könnte ein digitaler Campus die Thüringer Ingenieurwissenschaften in wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Hinsicht weiter profilieren.

Damit die Hochschulen nachhaltig wettbewerbsfähig sein können, sollten ihre professoralen Ressourcen erhalten, Stellen im Mittelbau geschaffen und eine grundlegende Ausstattung mit apparativen Ressourcen weiterhin gesichert werden. Ohne die Unterstützung durch das Land werden die personelle und sächliche Ausstattung der Hochschulen, die bislang vielfach durch EU-Fördermittel und Drittmittel finanziert sind, künftig nicht auskommen. Mit Hilfe zusätzlicher Förderprogramme, die sich speziell auch an die Fachhochschulen richten, kann das Land Thüringen weiterhin die richtigen strukturellen und inhaltlichen Impulse für eine aussichtsreiche Zukunft seiner ingenieurwissenschaftlichen Standorte setzen. Um die Strategien der Hochschulen besser mit der Landesstrategie verzahnen zu können, empfiehlt der Wissenschaftsrat zudem, dass Land und Hochschulen ein übergreifendes Basisdatensystem entwickeln.

Weitere Informationen unter:

https://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/6603-17.pdf
- Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Ingenieurwissenschaften in Thüringen (Drs. 6603-17)

https://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/6605-17.pdf
- Anlage zu den Empfehlungen zur Weiterenwicklung der Ingenieurwissenschaften in Thüringen | Ausgangslagen der Hochschulen (Drs. 6605-17)

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WR | Bessere Forschungsbedingungen für Bundeswehrinstitut erforderlich

Ungünstige Rahmenbedingungen schränken die wichtigen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten ein, die das Wehrwissenschaftliche Institut für Schutztechnologien - ABC-Schutz (WIS) in Munster zum Schutz von Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten durchführen soll. Zu diesem Ergebnis kommt der Wissenschaftsrat in seiner Stellungnahme. Er spricht sich daher für die Einleitung eines strategischen Prozesses aus, der zu einer Erhöhung des Forschungs- und Entwicklungsanteils führen soll.

"Angesichts zunehmender Auslandseinsätze in weltweiten Krisenregionen müssen die Bundeswehrangehörigen bestmöglich vor der Wirkung atomarer, biologischer, chemischer und elektromagnetischer Waffen geschützt werden. Hierzu leistet das WIS bereits einen wertvollen Beitrag. Wichtig ist aber auch eine vorausschauende Forschung, die mögliche künftige Herausforderungen identifiziert und Lösungen dafür entwickelt. Diese Vorlaufforschung muss am WIS dringend ausgebaut werden", so die Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Martina Brockmeier.

Der Wissenschaftsrat empfiehlt dem WIS daher, die Freiräume für Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zu erhöhen und forschungsfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, soll das WIS ein Teil seiner Routineaufgaben im Prüfbereich an externe Dienstleister abgeben und über Drittmitteleinwerbungen zusätzliche Forschungskapazitäten schaffen. Große Bedeutung misst der Wissenschaftsrat auch einer besseren Einbindung in das Wissenschaftssystem bei. Er empfiehlt dem WIS nachdrücklich, ein Anreizsystem zu entwickeln, um Forschungsergebnisse in angesehenen Fachzeitschriften zu veröffentlichen, mit eigenen Vorträgen auf Fachtagungen präsent zu sein und vor allem Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen für gemeinsame Forschungsprojekte zu gewinnen. Dabei sollte das WIS auch seine hervorragende Forschungsinfrastruktur für externe Kooperationspartner zugänglich machen. Außerdem spricht sich der Wissenschaftsrat dafür aus, Leitungspositionen des Instituts möglichst in gemeinsamer Berufung mit Hochschulen zu besetzen und vakante Stellen für wissenschaftliche Nachwuchskräfte zu nutzen, um auf diese Weise neue Impulse für die Forschung zu gewinnen. Dringenden Handlungsbedarf sieht der Wissenschaftsrat im Bereich der IT-Ausstattung, die nicht den Anforderungen einer Einrichtung mit Forschungs- und Entwicklungsaufgaben entspricht.

Das WIS hat die Aufgabe, mit Forschungs- und Entwicklungsarbeiten sowie vielfältigen Dienstleistungen vor allem im Prüfbereich zu einer Ausrüstung von Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten beizutragen, die vor der Wirkung atomarer, biologischer, chemischer, nuklearer und elektromagnetischer Waffen schützt. Darüber hinaus entwickelt das WIS Verfahren zur Reinigung von Trinkwasser und zum Brandschutz und betreibt auf seinem gesamten Aufgabengebiet Politikberatung.

Weitere Informationen unter:
https://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/6663-17.pdf
- Stellungnahme zum Wehrwissenschaftlichen Institut für Schutztechnologien - ABC-Schutz, Munster (Drs. 6663-17), Oktober 2017

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Wissenschaftsrat | Geowissenschaftliche Ressortforschung von großer gesellschaftlicher Bedeutung

Weitere Anstrengungen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe für internationale Spitzenstellung notwendig


Als geowissenschaftliches Kompetenzzentrum und Geologischer Dienst des Bundes ist die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Hannover und Berlin, zuständig für Themen von großer gesellschaftlicher Relevanz. Dabei geht es um hochaktuelle und zukunftsweisende Fragen etwa der Endlagerung radioaktiver Abfälle, der Verringerung von Treibhausgasemissionen oder der Verfügbarkeit von Energierohstoffen.

Die entsprechend vielfältigen Beratungs- und Dienstleistungen der BGR für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft stützen sich auf eigene Forschungsarbeiten von überwiegend sehr guter Qualität. "Der Wissenschaftsrat bescheinigt der BGR eine insgesamt positive Entwicklung. Dazu hat die Aufwertung forschungsstrategischer Prozesse in der BGR wesentlich beigetragen", unterstreicht die Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Martina Brockmeier. "Um zur internationalen Spitze aufzuschließen, muss die BGR ihre Forschungsorientierung allerdings noch weiter stärken. Ein Schlüssel hierfür ist die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen", erläutert Brockmeier das Ergebnis der vorliegenden Evaluation. Dazu sollte die BGR in einigen Bereichen die Weichen neu stellen, dies gilt insbesondere für die wissenschaftliche Publikationstätigkeit, die Betreuung gemeinsamer Promotionen im Rahmen der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung und die Beteiligung an der Hochschullehre. Auch das wissenschaftliche Potenzial der wertvollen Datensammlungen sollte die BGR im Zusammenhang mit wissenschaftlichen Kooperationen und einer entsprechenden Nachwuchsförderung stärker nutzen.

Handlungsbedarf stellt der Wissenschaftsrat darüber hinaus bei den rechtlichen Grundlagen fest. Nach seiner Auffassung ist eine Modernisierung des Errichtungserlasses von 1958 dringend notwendig, in dem künftig Forschung und Entwicklung, Mitwirkung in der Lehre, Beratung und Information zur Förderung von Wissenschaft und Wirtschaft als wichtige und selbstverständliche Aufgaben der BGR verankert sein sollten.

Weitere Informationen unter:
https://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/6662-17.pdf
- Stellungnahme zur Bundesanstalt fur Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Hannover und Berlin (Drs. 6662-17), Oktober 2017

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Wissenschaftsrat | Universitätsmedizin in Sachsen überzeugt


Die Universitätsmedizin in Sachsen hat sich seit den letzten Begutachtungen der Standorte Dresden und Leipzig durch den Wissenschaftsrat in den 1990er Jahren wissenschaftlich überzeugend entwickelt. Heute verfügt der Freistaat Sachsen mit Dresden und Leipzig über zwei konkurrenz- und leistungsfähige, in Forschung und Versorgung gut aufgestellte Universitätsmedizinstandorte.

Die Zusammenarbeit zwischen den Medizinischen Fakultäten und den Universitätsklinika im Kooperationsmodell wird positiv bewertet, sollte jedoch vom Land durch Anpassungen im Detail weiterentwickelt werden - insbesondere durch die stimmberechtige Mitgliedschaft von Dekanin bzw. Dekan im Klinikumsvorstand und umgekehrt.

Mit drei Forschungsschwerpunkten - "Onkologische Erkrankungen", "Metabolische Erkrankungen", "Neurologische und psychiatrische Erkrankungen" - verfügt die Universitätsmedizin Dresden über ein Forschungsprofil auf internationalem Niveau. Entscheidend für die bisherige Entwicklung und die Weiterentwicklung sind die sehr gute Vernetzung der medizinischen Forschung mit dem Center for Regenerative Therapies Dresden (CRTD), einem Exzellenzcluster der Technischen Universität Dresden, sowie mit zahlreichen außeruniversitären Forschungseinrichtungen, z. B. mit den Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG).

Auch die Universitätsmedizin Leipzig hat in der Forschung einen erfolgreichen Weg eingeschlagen, der durch eine weitere Fokussierung des Forschungsprofils konsequent weiter verfolgt werden sollte: Mit dem Forschungsschwerpunkt "Zivilisationskrankheiten" zählt Leipzig zu den führenden deutschen Zentren der Adipositasforschung. Die inhaltliche Erweiterung des Forschungsschwerpunkts "Klinische Regeneration" durch die Herz- und Gefäßforschung ist sinnvoll, ihr Erfolg wird jedoch auch von der Ausgestaltung der Kooperation mit dem privaten Herzzentrum Leipzig abhängen. Darüber hinaus verfügen auch die Leipziger Neurowissenschaften über großes wissenschaftliches Potenzial.

Verbesserungsbedarf besteht an beiden Standorten in der Lehre, die im Gegensatz zur Forschung in den letzten Jahren von einer eher geringen Entwicklungsdynamik geprägt war. Der Wissenschaftsrat empfiehlt daher, Aufbau und Organisation des Studiums kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu modernisieren. Bei dem dringend erforderlichen Ausbau der IT-Infrastrukturen der sächsischen Universitätsmedizin sollten Synergien sowohl an als auch zwischen den Standorten stärker genutzt werden.

Die finanziellen Anstrengungen des Landes zum Ausbau der Standorte werden anerkannt. Jedoch kommt der Wissenschaftsrat zu dem Ergebnis, dass die finanzielle Ausstattung dem Entwicklungstempo der Standorte nicht mehr angemessen ist. "Mit Blick auf die positive Entwicklung in Dresden und Leipzig ist es nun entscheidend, die finanziellen Rahmenbedingungen der Universitätsmedizin in Sachsen für die Zukunft zu verbessern und so zu gestalten, dass die beiden Standorte Dresden und Leipzig nachhaltig konkurrenz- und leistungsfähig erhalten werden und sich auch dynamisch in Forschung und Lehre weiterentwickeln können", so Martina Brockmeier, die Vorsitzende des Wissenschaftsrates. Das Land sollte daher zum einen eine auskömmliche Grundfinanzierung sicherstellen und zum anderen mit einer zusätzlichen Ergänzungsausstattung, die als leistungsbasierter Zuschuss gewährt wird, darüber hinaus den Mehraufwand für die Profilbildung in der Forschung berücksichtigen. Dringender finanzieller Handlungsbedarf besteht in Dresden und Leipzig auch angesichts der teilweise dramatischen Investitionsstaus bei der technischen Ausstattung und den Baumaßnahmen. Aus Sicht des Wissenschaftsrates wird das Land nur mit erhöhten Investitionen und einer langfristigen Investitionsplanung das erreichte Entwicklungsniveau erhalten und der Universitätsmedizin in Sachsen auch künftig eine erfolgreiche Weiterentwicklung ermöglichen können.

Weitere Informationen unter:
https://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/6655-17.pdf
- Stellungnahme zur Weiterentwicklung der Universitätsmedizin in Sachsen (Drs. 6655-17)

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Weitere Informationen unter:
https://www.wissenschaftsrat.de/index.php?area=&ptyp=3&year=2017&keyword=Oktober&suchen=suchen&id=836&rpp=&searchdata=1&L=0

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution415

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Wissenschaftsrat, Dr. Christiane Kling-Mathey, 23.10.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Oktober 2017

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