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INTERNATIONAL/028: Bangladesch - Weltbank dreht wegen Korruption Geldhahn für Brückenprojekt zu (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 6. Juli 2012

Bangladesch: Weltbank dreht wegen Korruption Geldhahn für Brückenprojekt zu

von Carey L. Biron



Washington, 6. Juli (IPS) - Die Weltbank hat sich aus einem Brückenbauprojekt in Bangladesch zurückgezogen, nachdem sich Hinweise auf Korruption verdichtet haben. Ursprünglich wollte die Finanzorganisation 1,2 Millionen US-Dollar für die insgesamt 2,9 Millionen Dollar teure Brücke über den Padma-Fluss bereitstellen.

Der neue Weltbankchef Jim Yong Kim verteidigte in einer Mitteilung am 2. Juli die Entscheidung der Bank als "angemessen". Die Brücke, die für Fahrzeuge und Züge vorgesehen ist, soll den verarmten Südwesten des südasiatischen Landes mit der Hauptstadt Dhaka verbinden. Die Hürden werden aber immer höher. Nach der Erklärung der Weltbank haben auch die Asiatische Entwicklungsbank und die japanische Behörde für Entwicklungshilfe einen Rückzieher angedeutet.

Die Bank berief sich auf "glaubhafte Hinweise", die auf "Korruption auf hoher Ebene" schließen ließen. Daher werde die Kreditlinie mit sofortiger Wirkung gestrichen. "Die Weltbank kann und will angesichts von Hinweisen auf Korruption kein Auge zudrücken", hieß es in einer Mitteilung.

Die Entscheidung hatte im vergangenen September bereits Kims Vorgänger Robert Zoellick getroffen. Kim erklärte, die Weltbank sei "sehr besorgt über das Wohlergehen der ärmsten Menschen in Bangladesch. Dennoch muss ich betonen, dass wir keine Bestechlichkeit tolerieren."

Der Bank, die weltweit 9.000 Beschäftigte hat und jährlich 43 Milliarden Dollar an Ausgaben verzeichnet, wird seit Längerem vorgeworfen, dass ein Teil ihrer Zuschüsse durch Korruption verloren geht. Die Effizienz der Programme zur Armutsbekämpfung und zur Entwicklung wird dadurch in Frage gestellt.

Während seiner fünfjährigen Amtszeit rückte Zoellick das Thema Korruption verstärkt in den Fokus und erhielt breite Zustimmung dafür. Ende Juni veröffentlichte die nichtstaatliche Organisation 'Transparency International' eine Mitteilung, in der der Kampf gegen die Bestechlichkeit als 'anerkennenswert' bezeichnet wurde.


Weltbank wird verzögertes Handeln gegen Bestechlichkeit vorgeworfen

Beobachter wenden allerdings auch ein, dass die Bank erst mit Verspätung Maßnahmen gegen Korruption ergriffen habe. "Die Weltbank scheint seit Kurzem die Strategie umzusetzen, bei Kopfschmerzen gleich den Kopf abzuschlagen", sagte der Geschäftsführer von 'Transparency International Bangladesh', Iftekharuzzaman. "Anstatt dass die Bank den Menschen die Vorteile von Zuschüssen vorenthält, die sie weltweit aus staatlichen Quellen bezieht, sollte sie lieber als Treuhänder des Projekts auftreten, um Transparenz und Verifizierbarkeit bei der Umsetzung zu garantieren."

Die Weltbank wollte sich indes gegenüber IPS nicht zu der Kritik äußern. Mit Blick auf zwei Untersuchungen erklärte sie am 29. Juni, dass die Behörden in Bangladesch aufgefordert worden seien, die Angelegenheit vollständig aufzuklären und die Verantwortlichen ihrer Strafe zuzuführen. "Da wir die Bedeutung der Brücke für die Entwicklung von Bangladesch erkennen, haben wir ein hochrangiges Team nach Dhaka geschickt, um die Position der Bank vollständig darzulegen und eine Antwort der Regierung entgegenzunehmen. Diese Antwort ist unbefriedigend gewesen."

Ende Juni wurden zwei Beamte der kanadischen Ingenieursfirma 'SNC-Lavalin' formell beschuldigt, bangladeschische Beamte, die an dem Projekt beteiligt waren, bestochen zu haben. Diese Informationen wurden im Zuge der von der Weltbank durchgeführten Untersuchung bekannt.

Gegen die beiden Beamten ist bisher nichts Substanzielles unternommen worden, obwohl der Vorfall in Bangladesch für politischen Wirbel gesorgt hat. Vor allem das Ansehen der regierenden Awami-Liga erlitt Schaden. Durch die Korruptionsvorwürfe der Bank dürfte das Padma-Projekt ein Thema im Vorfeld der im nächsten Jahr geplanten Wahlen werden.

Ein Vertreter der größten Oppositionspartei 'Bangladesh Nationalistic Party' (BNP) bezeichnete die Entscheidung der Weltbank als "moralische Niederlage der Regierung". (Ende/IPS/ck/jt/2012)


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http://www.transparency.org/
http://www.ipsnews.net/2012/07/new-world-bank-chief-backs-defunding-bangladesh-bridge-project/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juli 2012