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LAIRE/1075: Sicherheit nur bei völliger Abschaffung von Kernwaffen (SB)


USA und Rußland wollen START-Verhandlungen fortsetzen


Weltweit wurden bislang zwei Kernwaffen im Rahmen eines kriegerischen Akts gezündet. Beide Male im August 1945, als die USA die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki mit je einer Uran- und einer Plutoniumbombe weitreichend zerstörten und dabei hunderttausende Menschen unmittelbar verdampft, verkohlt oder, je nach Schwere der radioaktiven Verseuchung, nach Wochen, Monaten oder Jahren des Siechtums in den vorzeitigen Tod geschickt wurden.

Die herrschenden Kräfte der Menschheit haben aus dieser bitteren Erfahrung gelernt und einen unzweideutigen Schluß gezogen: Mehr davon! Mehr Atomwaffen, mehr und wirkungsvoller sollten sie sein. Und die Wissenschaftler lieferten. Bald darauf war die erste Wasserstoffbombe ersonnen und verwirklicht. Nach den USA eigneten sich auch die Sowjetunion, Großbritannien, Frankreich, China, Südafrika (besitzt heute keine Kernwaffen mehr), Israel, Indien und Pakistan jene ultimativen Zerstörungswaffen an. Heute existieren Tausende von Kernwaffen, die zusammen ein Vernichtungspotential haben, mit dem die Oberfläche des Planeten mehrmals zerstört werden kann.

In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurden viele hundert Kernwaffen gezündet, anfangs oberirdisch, dann unter der Erde. Die radioaktive Verstrahlung hat sich auf dem ganzen Planeten ausgebreitet und hat, versteckt beispielsweise in der allgemeinen Krebsstatistik, fatale Krankheiten zur Folge. Da für die Herstellung von Kernwaffen Atomkraftwerke gebraucht werden, kamen die Militaristen und ihre Vertreter in den Regierungen auf die Idee, die Strahlenquelle "zivil" einzusetzen. Damit wurde die bislang zerstörerischste technologische Waffe, die allein der Sicherung herrschender Privilegien dient, scheinbar akzeptabel gemacht. Doch die Verstrahlung geht weiter, nicht nur als Folge militärischer Aktivitäten, sondern auch als Dauererbe "ziviler" Kernspaltung.

Wenn sich die USA und Rußland in diesem Jahr treffen, um einen Vertrag zur Verringerung der Strategischen Nuklearwaffen (START - Strategic Arms Reduction Treaty) auszubaldowern, dann kommen Vertreter zweier Hegemonialmächte zusammen, von denen langfristig eine (Rußland) von der anderen (USA) entwaffnet werden soll, ohne die eigene Fähigkeit des Ersteinsatzes von Nuklearbomben preiszugeben. Ungeachtet solcher geostrategischen Manöver bleibt festzuhalten, daß es sich um die Klärung von Problemen handelt, die nur gesellschaftlich Mächtigen haben. Im Mittelalter hätte man gesagt, daß Fürsten ihren Händel zu Lasten des Volkes, das einen hohen Blutzoll zu entrichten hat, austragen.

Die Fürsten von heute tragen bürgerlich Schlips und Kragen - den Blutzoll hingegen entrichten noch immer die gleichen. Nicht die Begrenzung, sondern die völlige Abschaffung von Kernwaffen aller Länder wäre ein ernstzunehmender Schritt zur Rüstungskontrolle, dem weitere folgen müßten. Das sogenannte Gleichgewicht des Schreckens, bei dem zwei Seiten immer mehr nukleare und konventionelle Waffen angehäuft haben, erweist sich als der Schrecken der Herrschenden, den sie zwecks Sicherung ihrer Vorteilsposition gegenüber dem Rest der Welt verbreiten. Sicherheit vor einem Nuklearkrieg besteht nur, wenn es keine Nuklearwaffen mehr gibt.

18. Mai 2009