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LAIRE/1102: Harvard-Forscher verbessern Resultate der Folter (SB)


Jede Folterforschung ist affirmativ


Da Folter in welcher Form auch immer streng verboten ist und sogar ihre Androhung eine Verletzung der von vielen Staaten anerkannten UN-Antifolterkonvention darstellt, folgt daraus logischerweise, daß die Erforschung der Wirksamkeit von Folter bzw. die Analyse der Plausibilität von unter Folter erpreßten Aussagen ausschließlich demjenigen von Nutzen sein kann, der das Verbot mißachtet oder beabsichtigt, es zu mißachten. Daraus ist herzuleiten, daß es keine Folter ablehnende Forschung geben kann. Umgekehrt bedeutet es, daß Folterforschung stets affirmativ ist.

"The pain of torture can make the innocent seem guilty" (Der Schmerz der Folter kann Unschuldige schuldig erscheinen lassen) überschrieb die Wissenschaftsinformations-Website brightsurf.com [1] einen Bericht über die Ergebnisse einer Studie an der renommierten US-amerikanischen Universität Harvard, die im "Journal of Experimental Social Psychology" veröffentlicht wurde.

Der Doktorand der Psychologie Kurt Gray und Psychologieprofessor Daniel M. Wegner von der Faculty of Arts and Sciences hatten eine Experimentanordnung gewählt, durch die sie glaubten feststellen zu können, daß eine Person für Außenstehende um so schuldiger wirkte, je mehr Schmerzen ihr zugefügt wurde.

Es spielt keine Rolle, ob die Psychologen die Absicht hegten, die unter Folter erzwungenen Aussagen plausibler zu gestalten, oder ob sie mit ihrer Forschung sagen wollten, daß Folter gar nicht wirkt, da sie nur falsche Ergebnisse produziert. An dem Ergebnis können nur diejenigen interessiert sein, die Folter praktizieren. Wer dagegen das absolute Folterverbot anerkennt, benötigt dafür keine Begründung, vor allem keine, bei der Folter nach dem Kriterium seiner Wirksamkeit bewertet wird.

Wer argumentiert, daß Folter unterlassen werden sollte, da sie zu falschen Geständnissen führe oder beim Folterer falsche Eindrücke hervorrufe, hat sich längst auf die andere Seite geschlagen. Das kann man von den beiden US-Psychologen Jim Mitchell und Bruce Jessen allerdings nicht sagen. Sie haben sich von Anfang an auf die Seite der Folterer gestellt und Foltertechniken entwickelt, die in Guantánamo zum Einsatz kamen.


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Anmerkungen:

[1] "The pain of torture can make the innocent seem guilty", 27. Oktober 2009
http://www.brightsurf.com/news/headlines/49795/The_pain_of_torture_ can_make_the_innocent_seem_guilty.html

4. November 2009