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AFRIKA/1817: Söldnerunternehmen Xe rekrutiert in Liberia (SB)


Ehemalige Kindersoldaten und Milizionäre des Bürgerkriegs in Liberia werden von Xe, ehemals Blackwater, für US-Kriege angeworben

Liberias Regierung hat die Rekrutierung verboten, kann sie aber nicht beenden


Die Vereinigten Staaten von Amerika benötigen für die militärische Durchsetzung ihres globalhegemonialen Anspruchs Kanonenfutter. Das eigene Land gibt nicht genügend her - was liegt da in Zeiten der wirtschaftlichen Not näher, als es dort einzukaufen, wo es am billigsten zu haben ist? Söldnerunternehmen, die sich heute Sicherheitsfirmen schimpfen und vom US-Verteidigungsministerium in Anspruch genommen werden, rekrutieren gern in englischsprachigen afrikanischen Ländern wie Uganda, Kenia und selbst Liberia. Tausende Ugander arbeiten im Irak. Dort bezahlt ihnen das Söldnerunternehmen Dershak International Ltd., das seinen Sitz in Ugandas Hauptstadt Kampala hat, nicht 1300 Dollar monatlich, die ein Söldner aus den USA für die gleiche Arbeit erhält, sondern nur 600 Dollar. Nachdem das ugandische Arbeitsministerium im April 2008 ankündigte, daß Ugander nicht weniger als 600 Dollar im Monat verdienen dürften, begann Dershak im Kenia zu rekrutieren. Dort kostet ein Söldner 500 Dollar monatlich. [1]

Liberia leidet zwar noch immer unter einem vierzehn Jahre währenden Bürgerkrieg, der 2003 endete, und könnte jede Kraft beim Aufbau des Landes benötigen. Aber die Arbeitslosigkeit liegt bei 85 Prozent, selbst die Einbindung der früheren Milizen in die reguläre Armee gelang nur unzureichend. Eben jene Bürgerkriegszeit hat vielen Einwohnern zu einer militärisch nützlichen Ausbildung verholfen. Viele von ihnen waren damals Kindersoldaten, was bedeutet, daß sie heute in genau dem richtigen Alter für die Arbeit als Transport- und Personenschützer oder Wachhabende für US-Lager in Irak und Afghanistan sind.

Medienberichten zufolge hat das in Verruf geratene Söldnerunternehmen Blackwater, das sich wegen der vielen Skandale, die mit seinem Namen verbunden werden, seit Februar 2009 Xe nennt, versucht, 250 Kämpfer in Liberia zu rekrutieren. Dies wurde von der liberianischen Regierung gestoppt, [2] da Xe keine Rekrutierungslizenz besitzt. Doch haben sich in dem westafrikanischen Land viele junge Männer von dem Job angezogen gefühlt. Das Söldnerunternehmen Xe kann jedoch nur, wenn überhaupt, befristet aufgehalten werden. Denn die staatliche Kontrolle über die Bürger ist nicht so weit entwickelt, daß ein Einwohner daran gehindert werden könnte, das Land zu verlassen. Die Rekrutierung wurde ins Nachbarland Sierra Leone verlegt.

Inwiefern die Bereitschaft, sich von Xe anwerben zu lassen, allein auf die negativen sozioökonomischen Verhältnisse in Liberia zurückgehen, oder ob nicht das Tragen einer Waffe, die Überlegenheit gegenüber Unbewaffneten und der Kampf an sich einen Reiz darstellen, oder ob nicht womöglich auch ein Verpflichtungsgefühl gegenüber den USA ins Spiel kommt, da Liberia einst von befreiten US-Sklaven gegründet wurde [3], sind Fragen, die in der liberianischen Gesellschaft, die den Bürgerkrieg auch in den Köpfen zu überwinden trachtet, zu diskutieren sein werden.


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Anmerkungen:

[1] "Cheap Labor for Private Security Welcome to Iraq", ISN Security Watch, 7.4.2009
http://www.isn.ethz.ch/isn/Current-Affairs/Security- Watch/Detail/?coguid=EB06339B-2726-928E-0216- 1B3F15392DD8&lng=en&id=98671

[2] "Liberia Stops Blackwater Recruiting Former Combatants", Voice of America, 6. März 2009
http://www.51voa.com/VOA_Standard_English/VOA_Standard_English_28549.html

[3] "Recruiting Ex-Child Soldiers and Ex-Combantants in West Africa for War in Iraq? Blackwater in Liberia", CounterPunch, 6.4.2009
http://www.counterpunch.org/metzger04062009.html

14. April 2009