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ARBEIT/377: Stimmen für den Mindestlohn (SoVD)


Sozialverband Deutschland - SoVD-Zeitung Nr. 4 / April 2009

ver.di, NGG, AWO, VdK und SoVD fordern als Bündnispartner "Soziales Deutschland" Politik gegen die Armut

Stimmen für den Mindestlohn


Ein Bündnis von Gewerkschaften und Sozialverbänden will im Wahljahr der Forderung nach einer Politik gegen die wachsende Armut in Deutschland Nachdruck verleihen. Hauptanliegen der fünf Organisationen mit insgesamt mehr als fünf Millionen Mitgliedern ist die Einführung eines flächendeckenden Mindestlohnes.


Hinter dem "Bündnis soziales Deutschland - Stimmen für den Mindestlohn", das sich Anfang März mit einer Pressekonferenz in Berlin vorstellte, stehen die Gewerkschaften ver.di und Nahrung-Genuss-Gast-"Minilöhne Beschäftigte für einen anderen Akzent setzen". Sonst drohe der soziale Zusammenhalt der Gesellschaft zu zerbrechen. "Wer Milliarden für bankrotte Finanzinstitute bereitstellt, (...) der sollte dafür sorgen, dass die Löhne und Renten auch zum Leben reichen") sagte Bsirske.

Auch der Sozialverband Deutschland fordert seit Langem einen gesetzlichen Mindestlohn. Vor dem Hintergrund, dass der Niedriglohnsektor in Deutschland inzwischen dramatische Ausmaße erreicht habe und fast jeder vierte Beschäftigte für einen Niedriglohn arbeite, forderte SoVD-Präsident Adolf Bauer ein Ende dieses Missstandes: "Niedriglöhne führen geradewegs in die Altersarmut: Minilöhne führen im Alter zu Minirenten. Mindestlöhne sind daher ein wichtiger Baustein zur Verringerung von Altersarmut. Wer sein Leben lang hart gearbeitet hat, darf im Alter nicht zum Sozialamt geschickt werden."

Niedriglöhne führten auch zu Kinderarmut, so der SoVD-Präsident. Denn Niedriglöhne träfen nicht alle die Arbeitnehmer, sondern auch deren Familien und ganz besonders die Kinder: "Niedriglöhne bedeuten auch, dass Kinder in Armut aufwachsen."

Wie dramatisch die Situation für viele Menschen und zunehmend für Kinder in Deutschland ist, zeigen die Fakten, auf die die Bündnispartner in ihrem Aufruf für ein "soziales Deutschland" hinweisen: Bereits 15 Millionen Menschen in Deutschland leben in Armut. Ihre Zahl hat sich in den vergangenen Jahren ständig vergrößert. Zwei Millionen Menschen arbeiten "zu Hungerlöhnen" von fünf Euro oder weniger. Weit über 1 Million Beschäftigte erhalten zusätzliche Leistungen der Grundsicherung.

Die Bündnispartner der Kampagne für einen flächendeckenden Mindestlohn zeigen auf, wo die Armut sichtbar wird: in den Suppenküchen und Obdachlosenasylen, auf den Straßen, in den Bussen und Bahnen, wo Menschen betteln, in den Kindertagesstätten, wo Kinder ohne Essen hinkommen, in den Schulen, wo sich Jugendliche keine Schulbücher leisten und an Klassenfahrten nicht teilnehmen können. Und nicht zuletzt: "Armut zeigt sich auf den Fluren der Arbeits- und Sozialämter, in den Stadtteilen und mehr und mehr auch in den Senioren- und Pflegezentren."

Der Präsident des AWO-Bundesverbandes, Wilhelm Schmidt, forderte im Rahmen der gemeinsamen Pressekonferenz der Bündnispartner, Mindestlöhne dürften keine Höchstlöhne werden. NGG-Chef Franz-Josef Möllenberg sagte, nach dem Rettungsschirm für die Banken sei es nun Zeit für einen Rettungsschirm für die Menschen. VdK-Präsidentin Ulrike Mascher forderte für das Arbeitslosengeld II eine Erhöhung von 351 auf 435 Euro monatlich. Für die Kampagne "Bündnis soziales Deutschland - Stimmen für den Mindestlohn" wurden zwei Plakatmotive entwickelt, die die Themen "Mindestlohn und Kinderarmut" bzw. "Mindestlohn und Altersarmut" zum Inhalt haben. Die Plakate werden nicht allein in Verbandszeitungen veröffentlicht, sondern auch auf Großplakaten in acht Städten und im Lesezirkel, der häufig in Arztpraxen ausliegt.

Auch für die einzelnen Geschäftsstellen werden Plakate gedruckt. Sobald das fertige Druckmaterial vorliegt, wird es den SoVD-Gliederungen in einem Info-Paket zugesandt. Informationen über die Kampagne, über die wir in den kommenden Ausgaben fortlaufend berichten werden, erhalten Mitglieder und Interessierte auch auf der SoVD-Internetseite www.sovd.de bzw. auf der Kampagnenseite www.mindestlohn09.de.


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Quelle:
SoVD-Zeitung des Sozialverband Deutschland (SoVD)
Nr. 4 / April 2009, S. 3
Herausgeber: Bundesvorstand des Sozialverband Deutschland e.V.
Stralauer Str. 63, 10179 Berlin
Tel.: 030/72 62 22-0, Fax: 030/72 62 22-145
E-Mail: redaktion@sovd.de
Internet: www.sovd.de

Die SoVD-Zeitung erscheint am 1. eines jeden Monats.
Der Bezugspreis wird im Rahmen des Verbandsbeitrages
erhoben.


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Juni 2009