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ARBEIT/549: Neue Vollzeitmodelle für Väter und Mütter (idw)


Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung - 14.01.2014

Neue Vollzeitmodelle für Väter und Mütter



Eine gestern erschienene Forsa-Umfrage kommt zu dem Ergebnis, dass viele Väter Schwierigkeiten haben, eine Balance zwischen Familien- und Berufsleben zu finden. Im Interview mit dem Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung erklärt Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB), wie neue Arbeitszeitmodelle Müttern Karrierewege eröffnen und Männer beruflich entlasten könnten.

Männer sehen sich laut Forsa als Familienernährer, stehen deshalb unter beruflichem Druck und gehen meistens Vollzeitjobs nach. Anders als früher möchten sie aber auch mehr Zeit mit ihren Familien verbringen und im Haushalt mit anpacken. Beides zu vereinen, so zeigen die in der Zeitschrift "Eltern" erschienenen Studienergebnisse, bedeutet für die Männer Stress.

Während Vätern es schwer fällt, neben der Karriere genügend Zeit für die Familie zu finden, kämpfen Mütter darum, beruflich Verantwortung zu übernehmen. Kinder bedeuten für sie oft das Ende einer Karriere, so Jutta Allmendinger im Interview mit dem Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung. Als Soziologin befasst sich die Berliner Professorin intensiv mit sich wandelnden Rollenbildern von Frauen und Männern und formuliert Vorschläge für eine veränderte Arbeitsmarktpolitik. "Betriebe bieten zu wenige Möglichkeiten, auch mit einer 32-Stunden-Woche Karriere zu machen, also in langer Teilzeit", so Allmendinger. "Es gilt noch immer: Wer viele Überstunden schiebt, flaggt eine hohe Arbeitsmoral und Einsatzbereitschaft und qualifiziert sich damit zu Höherem. Das aber wollen und können junge Mütter in diesem Lebensstadium nicht. Sie werden daher oft übersehen und übergangen. Für Frauen ist das enttäuschend und für Betriebe ein Verlust, da sie viel Potential ungenutzt lassen. Wir brauchen eine neue Zeitpolitik."

Um Frauen einen erfolgreichen beruflichen Werdegang zu ermöglichen, fordert Allmendinger, dass sowohl Männer als auch Frauen Vollzeit arbeiten. Allerdings unter der Voraussetzung, dass Vollzeit-Modelle für Familien neu gedacht werden. Die 32-Stunden-Woche, wie kürzlich auch von Familienministerin Manuela Schwesig vorgeschlagen, hält die Soziologin dabei für ein geeignetes Richtmaß. Für Männer würde das einige Arbeitsstunden weniger bedeuten, für Frauen einige mehr. Laut Statistischem Bundesamt arbeitet zurzeit nicht einmal ein Viertel aller Mütter in Vollzeit. Bei den Vätern liegt der Anteil dreimal so hoch.


Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung ist ein unabhängiger Thinktank, der sich mit Fragen regionaler und globaler demografischer Veränderungen beschäftigt. Das Institut wurde 2000 als gemeinnützige Stiftung gegründet und hat die Aufgabe, das Bewusstsein für den demografischen Wandel zu schärfen, nachhaltige Entwicklung zu fördern, neue Ideen in die Politik einzubringen und Konzepte zur Lösung demografischer und entwicklungspolitischer Probleme zu erarbeiten.

Das Berlin-Institut erstellt Studien, Diskussions- und Hintergrundpapiere, bereitet wissenschaftliche Informationen für den politischen Entscheidungsprozess auf und betreibt ein Online-Handbuch zum Thema Bevölkerung.

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Das vollständige Interview mit Jutta Allmendinger erreichen Sie hier:
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, Ruth Müller, 14.01.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Januar 2014