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GENDER/012: Mehr CO2 durch Männer - Konsumverhalten von Frauen klimafreundlicher (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 18. Februar 2011

Klima: Mehr CO2 durch Männer - Konsumverhalten von Frauen klimafreundlicher

Von Julio Godoy


Paris, 18. Februar (IPS) - Über die Unterschiede zwischen Mann und Frau ist viel gesagt und geschrieben worden. Weniger bekannt ist jedoch, dass in den Industriestaaten Männer mit ihrem Konsumverhalten stärker zum Klimawandel beitragen als Frauen.

Nach Erkenntnissen des französischen Umwelt- und Entwicklungsberaters Frédéric Chomé ist ein Franzose für die Freisetzung von durchschnittlich 39,3 Kilogrammn CO2 am Tag verantwortlich, eine Französin hingegen verursacht hingegen mit ihrem Konsumgebaren eine um sieben Kilogramm geringere Menge an Klimagasen.

Außer der Tatsache, dass Männer häufiger Autos und Flugzeuge besteigen, sorgt auch ihr hoher Fleischverzehr dafür, dass sie einen größeren CO2-Fußabdruck als Frauen hinterlassen. Der CO2-Fussabdruck misst die Menge an Klimagasen, die durch die Produktion von Warmwasser, Strom, Benzin, Nahrungsmitteln und andere Konsumgüter und -leistungen für den Lebensstil des Menschen freigesetzt werden.

In der Sparte der Essgewohnheiten verursachen französische Männer indirekt den Ausstoß von 7,98 Kilo Klimagasen pro Tag, also 1,19 Kilo CO2 mehr als Frauen, wie Chomé in seiner Studie '24 Hours Exactly: Your Personal Carbon Account' festhält. Der einzige Bereich, in dem Frauen größere Mengen an Klimagasen verursachen, ist der Haushalt.

Zu ähnlichen Erkenntnissen kommen die Schwedin Annika Carlsson-Kanyama und die Finnin Riita Räty, die das Konsumverhalten von Frauen und Männern in Deutschland, Griechenland, Norwegen und Schweden genauer unter die Lupe nahmen. Aus ihrer Untersuchung 'Comparing Energy Use by Gender, Age and Income in Some European Countries' geht hervor, dass der tiefere CO2-Fußabruck von Männern auch darauf zurückzuführen ist, das diese häufiger zu industriell weiterverarbeiteten Getränken wie Alkoholika und zu Tabak greifen.


Konsumverhalten eine Frage der Rollenverteilung

Nach Ansicht von Corinna Altenburg und Fritz Reusswig vom deutschen Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung in Berlin erklären die unterschiedlichen gesellschaftlichen Rollen die geschlechtsbedingten Unterschiede im Konsumverhalten: Je mehr Frauen die berufliche Karriereleiter erklimmen, umso mehr von ihnen werden sich ins Auto oder Flugzeug setzen.

Dass Männer mehr Fleisch, Frauen mehr Obst und Gemüse essen, wird sich nach Ansicht von Altenburg und Reusswig nicht so leicht ändern lassen. Mögliche Versuche, die Essgewohnheiten von Männern zu verändern, sollten auf eine Verringerung des Fleischverzehrs zugunsten von mehr Qualität abzielen. Dies würde einen Rückgang der Massentierhaltung nach sich ziehen, was wiederum dem Kampf gegen den Klimawandel zugute komme.


Hoher Stromverbrauch

Für ihre Studie hatten Carlsson-Kanyama und Ko-Autorin Räty den Energieverbrauch pro Hauhalt in den vier untersuchten Ländern zusammengerechnet und durch den individuellen Verbrauch von Mann und Frau nach Konsumaktivitäten geteilt. Heraus kam, dass Norweger sechs Prozent, Deutsche 22 Prozent, Schweden und Griechen jeweils 39 Prozent mehr Strom als ihre jeweiligen Landsmänninnen verbrauchen.

Die Aktivität mit den größten klimatischen Negativauswirkungen sei der Transport, betonte Carlsson-Kanyama. Allein in dieser Rubrik verbrauchen in Deutschland und Norwegen Männer zwischen 70 und 80 Prozent mehr Energie als Frauen. In Schweden und Griechenland sind es sogar 100 beziehungsweise 350 Prozent mehr. Dass Männer öfter als Frauen Auto fahren, schlägt mit einem erhöhten Bedarf an Treibstoff, Ersatzteilen und Reparaturen zu Buche. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.terra-economica.info/24-heures-chrono-votre-bilan,13860.html
http://www2.foi.se/rapp/foir2800.pdf
http://www.insee.fr/fr/default.asp
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=54517

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Februar 2011