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GEWERKSCHAFT/182: Schleswig-Holstein - Viele Kitas dicht, andere nur mit dünner Besetzung (GEW)


Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft - 16. April 2015

Schleswig-Holstein: Landesweiter Warnstreik
Viele Kitas dicht - andere nur mit dünner Besetzung


Kiel - Viele Kindertagesstätten geschlossen, andere nur mit dünner Besetzung: Der landesweite Warnstreik der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst am Donnerstag, 16. April 2015 in Schleswig-Holstein zeigte vor allem in den Städten starke Auswirkungen. Aber auch auf dem Lande folgten viele Beschäftigte dem Streikaufruf der Gewerkschaften ver.di .und GEW. In der Landeshauptstadt Kiel machten gegen Mittag rund 300 Streikende bei einer Demonstration zum kommunalen Arbeitgeberverband ihrem Unmut darüber Luft, dass die Arbeitgeber noch kein Angebot vorlegt haben. Die Erzieherinnen verlangen eine gerechtere Bezahlung und eine bessere Eingruppierung.

Unterstützung erhielten die Streikenden in Kiel von der GEW-Bundesvorsitzenden Marlis Tepe. "Die pädagogische Arbeit in Kindertagesstätten wurde in den vergangenen Jahren deutlich aufgewertet: Arbeit mit Bildungsplänen, gezielte Sprachförderung, Kinderschutz, Umsetzung der Inklusion, Förderung und Integration von Flüchtlingskindern. Diese Aufwertung muss sich jetzt endlich auch bei der Bezahlung niederschlagen", rief die GEW-Bundesvorsitzende bei der Abschlusskundgebung.

Sie erinnerte in ihrer Rede an die große Verantwortung, die Erzieherinnen und Erzieher für Bildung, Erziehung und Betreuung der Kinder tragen. Eingruppierung und Bezahlung der Beschäftigten würden dieser Verantwortung in keiner Weise gerecht. "Die Verantwortung wächst stetig, während das Niveau der Bezahlung konstant niedrig bleibt. Um das zu ändern, kämpfen Beschäftigte und Gewerkschaften für eine bessere Eingruppierung", sagte Marlis Tepe unter dem Beifall der Streikenden.

Zuvor hatte der GEW-Landesvorsitzende Matthias Heidn auf einer Streikversammlung im Kieler Gewerkschaftshaus Äußerungen der kommunalen Arbeitgeber zum Einkommen der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst aufs Korn genommen: "Was manche Arbeitgebervertreter zur Bezahlung von Erzieherinnen in die Mikros fabulieren, spottet jeder Beschreibung. Da werden Erzieherinnen wundersamerweise plötzlich zu Spitzenverdienerinnen. Deshalb hier noch einmal das Einstiegsgehalt von Erzieherinnen: 2360 Euro! Das Einstiegsgehalt von Sozialpädagogischen Assistentinnen: 2043 Euro! Nach 17 Jahren Berufspraxis verdient eine Erzieherin: 3300 Euro. Die Leiterin eine Kita mit 70 Plätzen bekommt zu Beginn: 2879 Euro! Das sind keine Spitzeneinkommen. Das ist die Realität. Und in dieser Realität liegen die Einkommen im Sozial- und Erziehungsdienst um rund 600 Euro unter dem Durchschnittseinkommen aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Das muss endlich ein Ende haben!"


Info
Das Einstiegsgehalt einer Erzieherin liegt zum Beispiel bei 2.366 Euro, das einer Sozialpädagogischen Assistentin bei 2.043 Euro. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass ein sehr hoher Anteil der Beschäftigten wegen der Öffnungszeiten der Kitas in Teilzeit arbeiten muss. Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) hat die Forderungen der Gewerkschaften entgegengenommen, aber bisher kein Angebot vorgelegt. Die Forderungen der Gewerkschaften bedeuten für die Beschäftigten im Durchschnitt eine Gehaltssteigerung von zehn Prozent. Die Gewerkschaften hatten die Entgeltordnung (EGO) für den Sozial- und Erziehungsdienst (SuE) zum Jahreswechsel 2014/15 gekündigt. Die Verhandlungen werden heute in Hannover fortgesetzt.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 16. April 2015
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
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Telefon: 069/78973-0, Fax: 069/78973-201
E-Mail: info@gew.de
Internet: www.gew.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. April 2015

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