Diakonie Deutschland
Gemeinsame Pressemitteilung vom 25. November 2019
Weiterentwicklung der Pflegeversicherung
AWO, Diakonie, ver.di und Angehörigenvertreter fordern Weiterentwicklung der Pflegeversicherung - Begrenzung der Eigenanteile der pflegebedürftigen Menschen notwendig.
Spitzenvertreterinnen und Spitzenvertreter der Arbeiterwohlfahrt (AWO), der Diakonie Deutschland, der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und einer Angehörigeninitiative haben am heutigen Montag (25. November 2019) in der Bundespressekonferenz in Berlin eine Weiterentwicklung der Pflegeversicherung angemahnt. Diese müsse dringend auf die politische Tagesordnung.
Sylvia Bühler, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand:
"Arbeiten in der Altenpflege muss attraktiver werden. Die Beschäftigten
brauchen gute Arbeitsbedingungen, vor allem mehr Personal und eine
angemessene Vergütung für diese verantwortungsvolle und oft auch körperlich
und emotional anstrengende Arbeit. Die meisten kommerziellen Anbieter
verweigern Tarifverträge. Wir wollen wieder Gemeinwohl statt Hedgefonds,
die auf Kosten der zu pflegenden Menschen und der Beschäftigten hohe
Profite machen. Die Politik hat die Altenpflege dem wirtschaftlichen
Wettbewerb ausgesetzt; deshalb ist die Politik auch in der Verantwortung,
die unsägliche Entwicklung zu stoppen und die Beschäftigten vor Ausbeutung
zu schützen."
Wolfgang Stadler, Vorsitzender des Vorstandes des AWO-
Bundesverbandes:
"Schon heute leidet die Pflegebranche unter einem akuten Fachkräftemangel.
Viele junge Menschen sehen ihre Zukunft nicht in der Pflege, weil soziale
Berufe in Wertschätzung und Bezahlung weit abgehängt sind. Es darf nicht
sein, dass eine Arbeit an Maschinen bei gleicher Qualifikation höher
angesehen ist und deutlich besser bezahlt wird als die Arbeit mit Menschen.
Wir können den Fachkräftemangel nur bekämpfen, wenn wir die Pflegeberufe
aufwerten und besser bezahlen. Das Pflegelöhneverbesserungsgesetz, das
kürzlich erst verabschiedet wurde, ebnet den Weg für einen bundesweiten,
allgemeinverbindlichen Tarifvertrag für die Pflegebranche."
Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland:
"Die Pflegeversicherung muss reformiert werden. Das bekannteste Problem
sind die immer weiter steigenden Eigenanteile, die im Pflegeheim bezahlt
werden müssen. Insgesamt steigen die Kosten für die Pflege, aber die
Leistungen der Pflegeversicherung sind gedeckelt. Lohnerhöhungen und
Qualitätsverbesserungen in der Pflege müssen heute vollständig von den
pflegebedürftigen Menschen finanziert werden oder vom Sozialamt, wenn die
Eigenmittel aufgebraucht sind. Die Pflegeversicherung muss deshalb zu einer
bedarfsdeckenden Sozialversicherung ausgebaut werden. Die begründeten
Kostensteigerungen für die Pflege müssen von der Pflegeversicherung
finanziert werden. Die pflegebedürftigen Menschen übernehmen einen
begrenzten und kalkulierbaren Eigenanteil."
Klaus Hommel, Angehörigeninitiative: "Eigenanteile der Pflegekosten in
Seniorenheimen senken":
"Pflegebedürftige müssen jede kleine Verbesserung finanzieren: durch höhere
Versicherungsbeiträge und durch höhere Eigenanteile, die immer weiter
steigen. Diese Situation ist für uns untragbar, denn Pflegebedürftigkeit
darf nicht ins Sozialamt führen. Wir wollen gute Löhne für die Pflegekräfte
und eine gute Pflege; das muss von allen mitfinanziert werden. Wir wollen,
dass die Eigenanteile der Pflegebedürftigen sofort gesenkt und
mittelfristig durch eine Pflegebürgervollversicherung abgeschafft werden.
Die Bundesregierung muss umgehend einen Zeitplan für die Einführung einer
zukunftsorientierten Pflegeversicherung vorlegen."
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Quelle:
Diakonie Deutschland
Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. November 2019
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