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MELDUNG/103: D. R. Kongo - UN bemüht sich um ein rasches Ende der humanitären Krise (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 22. Januar 2013

D. R. KONGO: UN bemüht sich um rasches Ende der humanitären Krise

von Richard Johnson



Genf, 22. Januar (IPS/IDN*) - Die Zunahme der Gewalt zwischen ethnischen Gruppen hat in der Demokratischen Republik Kongo (DRC) zu einer schweren humanitären Krise geführt. Tausende Menschen wurden vertrieben. Die UN-Stabilisierungsmission MONUSCO will nun mit ihren Partnerorganisationen 30,5 Millionen US-Dollar an Hilfsgeldern zusammenbringen, um 59.000 Menschen in der östlichen Provinz Nord-Kivu zu helfen.

"Der Nord-Kivu-Notfallplan ist unsere Antwort auf die Verluste und das Leid, das tausende Menschen in den letzten Monaten erfahren haben", meinte die Leiterin des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) in der DRC, Barbara Shenstone. "Wir wollen den betroffenen Familien die Hilfe bereitstellen, die sie brauchen, um ihre unmittelbaren und grundlegenden Bedürfnisse zu befriedigen, während sie ihre Lebensgrundlagen wiederaufbauen."

Die Kämpfe zwischen den Rebellen der Bewegung 23. März (M23) und der kongolesischen Nationalarmee seien zwar abgeflaut, berichtete die MONUSCO am 17. Januar. Doch aufgrund der vielen, im Umlauf befindlichen Waffen, der sporadischen Scharmützel zwischen den Konfliktparteien und der Spannungen zwischen Gemeinden sei die Lage nach wie vor angespannt.

Seit vergangenem April hat die M23 etwa 500.000 Menschen in die Flucht getrieben, 150.000 waren es allein Mitte November. Derzeit leben in Nord-Kivu, das vier Mal so groß wie Belgien ist, etwa 914.000 Binnenflüchtlinge.

Der sechsmonatige Notfallplan der Vereinten Nationen, der im letzten Monat angelaufen ist, zielt vor allem auf die Verbesserung der humanitären Lage im Umkreis der Stadt Goma und der benachbarten Gebiete Masisi-Zentrum und Kitchanga, die am schlimmsten von den jüngsten Gewaltausbrüchen betroffen sind.


Drei-Phasen-Plan

OCHA zufolge soll in einer ersten Phase Nothilfe für alle Flüchtlingslager bereitgestellt und die Rückkehr der Vertriebenen vorangetrieben werden. Phase zwei sieht die Unterstützung der Rückkehrer vor, Phase drei die umfassende Hilfe für die Binnenflüchtlinge, die sich entschließen, in den Auffanglagern zu bleiben.

Zu den größten Herausforderungen der Helfer gehört die Verbesserung der Wasser- und Sanitärsituation in den Camps. Dort ist das Trinkwasser knapp, was zum Ausbruch der Cholera und anderer Krankheiten geführt hat. Auch sollen die Kliniken instandgesetzt und die geplünderten Medikamentenlager wieder aufgefüllt werden.

Hilfsorganisationen schätzen, dass etwa 320.000 Menschen auf landwirtschaftliche Hilfe und 13.000 unterernährte Kinder in den kommenden Monaten auf Spezialnahrung angewiesen sein werden. Zudem müssen 300 Schulen wieder aufgebaut werden. Etwa 240.000 Kinder brauchen Schulmaterialien, psychosoziale Unterstützung und Freizeitangebote, damit sie die erlittenen traumatischen Erlebnisse besser überwinden können.

Der Notfallplan sieht ferner den Schutz und die Sicherheit aller Zivilisten vor. "Während die Lage in Goma ruhig aber angespannt ist, kommt es anderswo in Nord-Goma immer wieder zu neuen Vertreibungen. Die betroffenen Menschen versuchen sich in Süd-Kivu in Sicherheit zu bringen", berichtet Barbara Beintein, Vertreterin des Weltkinderhilfswerks UNICEF in der DRC. "Viele Menschen, und vor allem die Kinder laufen Gefahr, getötet, von den bewaffneten Gruppen zwangsrekrutiert oder missbraucht zu werden." Sie appellierte an alle Konfliktparteien, sich an internationale Abkommen zu halten, damit die Hilfsorganisationen die Betroffenen angemessen versorgen und betreuen können.

Der Sechs-Monats-Plan ist Teil eines landesweiten 892 Millionen Dollar teuren Aktionsprogramms, das in wenigen Wochen in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa gestartet werden soll.

Noch scheint der Frieden in der DRC, dem ehemalige Zaire, ein ferner Traum zu sein. Der Zweite Kongo-Krieg, der 1998 seinen Anfang nahm, führte zur Zerstörung des zweitgrößten afrikanischen Landes. Aufgrund der Verwicklung von neun afrikanischen Staaten und etwa 20 bewaffneten Gruppen wird er auch als 'afrikanischer Weltkrieg' bezeichnet. Offiziell wurde er zwar im Juli 2003 beendet, als die Übergangsregierung der DRC die Macht übernahm, doch die gewaltsamen Übergriffe dauern bis heute an.


Fluch Ressourcenreichtum

Das hat unter anderem mit dem Ressourcenreichtum des Landes zu tun. In der DRC lagern 70 Prozent des weltweiten Koltans und mehr als 30 Prozent aller Diamanten. Koltan enthält Tantal, das zur Herstellung elektronischer Komponenten in Computern und Mobiltelefonen benötigt wird. 2002 wurde im Osten des Landes Zinn entdeckt, doch bisher wird der Rohstoff nur in kleinem Umfang abgebaut.

Der Schmuggel mit 'Blutdiamanten', Koltan und Zinnerz hält den Konflikt im Osten der DRC in Gang. 'Katanga Mining Limited', ein Unternehmen in Schweizer Besitz, betreibt eine metallverarbeitende Anlage in Luilu, die die Kapazitäten besitzt, pro Jahr 175.000 Tonnen Kupfer und 8.000 Tonnen Kobalt zu produzieren. Sie ist somit die größte Kobaltraffinerie der Welt.

Nach einem größeren Rehabilitationsprogramm hatte das Unternehmen die Kupferproduktion im Dezember 2007 und die Kobaltherstellung im Mai 2008 wieder aufgenommen. Die Demokratische Republik Kongo verfügt über die Hälfte der afrikanischen Wälder und ein Flusssystem, das einem UN-Bericht über die strategische Bedeutung des Landes und dessen strategischer Rolle zufolge den gesamten Kontinent mit Energie aus Wasserkraft versorgen könnte. (Ende/IPS/kb/2013)

* Der von 'Global Cooperation Council' und 'Globalom Media' erstellte IDN-InDepthNews ist Partner von IPS-Deutschland unter dem Dach von GlobalNewsHub.Net


Links:

http://www.un.org/en/peacekeeping/missions/monusco/
http://www.unocha.org/
http://www.indepthnews.info/index.php/global-issues/1387-un-keen-to-end-humanitarian-crisis-in-congo

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IPS-Tagesdienst vom 22. Januar 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Januar 2013