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MELDUNG/114: UN weltweit hoch im Kurs - Israelis und Palästinenser haben die stärksten Vorbehalte (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 19. September 2013

UN: Weltweit hoch im Kurs - Israelis und Palästinenser haben die stärksten Vorbehalte

von Jim Lobe



Washington, 19. September (IPS) - Die Vereinten Nationen haben auf der Welt nach wie vor einen guten Ruf. Das belegt eine Studie mit Ergebnissen aus 39 Staaten, die kurz vor Beginn der 68. Sitzungsperiode der UN-Vollversammlung am 17. September veröffentlicht wurde.

Wie das 'Global Attitudes Project' (GAP) des 'Pew Research Center' ermittelte, nimmt eine klare Mehrheit der Befragten in 22 Ländern eine wohlwollende Haltung zu den UN ein. Auch in sechs weiteren Staaten ist der Zuspruch groß. Insgesamt bewerteten 58 Prozent aller in den 39 Staaten Befragten die Weltorganisation positiv, während sich 27 Prozent negativ äußerten.

Bei der Untersuchung kam außerdem heraus, dass in etwa der Hälfte der Länder jüngere Erwachsene den UN eher gewogen sind als ältere Befragte. Die Unterschiede zwischen den Generationen zeigten sich besonders deutlich in den USA, Kanada und der Türkei. Die Umfrage ergab ferner, dass die Zustimmung zu den Vereinten Nationen in den bildungsnahen Schichten höher ist als in den bildungsfernen. Dies gilt insbesondere für die Türkei, Japan, Pakistan und Kanada.

Überraschenderweise tendieren in vielen Ländern Männer zu einer positiveren Sicht als Frauen. Das gilt etwa in Subsahara-Afrika, Ostasien, Brasilien und Pakistan, wie der GAP-Analyst Bruce Stokes berichtet. Frauen hätten dort eingeräumt, sich mit dem Thema nicht auszukennen. In Pakistan sei dies bei fast 80 Prozent der weiblichen Befragten der Fall, in Uganda bei 42 Prozent.


Besonders beliebt in Ost- und Südostasien

Laut der zwischen März und Mai durchgeführten Untersuchung genießt die Weltorganisation, in deren Vollversammlung in den kommenden zwei Wochen zahlreiche politische Führungspersönlichkeiten das Wort ergreifen werden, den größten Rückhalt in Ost- und Südostasien, gefolgt von den afrikanischen Staaten südlich der Sahara.

Bei 45 Prozent der Befragten in China, einem der fünf ständigen Mitglieder im UN-Sicherheitsrat, sind die Vereinten Nationen offenbar nicht sonderlich gut gelitten. Nur 39 Prozent hatten einen günstigen Gesamteindruck von der Weltorganisation. Noch vor vier Jahren hatten sich dagegen 55 Prozent der Befragten in der Volksrepublik positiv und nur 32 Prozent kritisch zu den Vereinten Nationen geäußert.

In Japan liegt der Anteil der UN-Befürworter in diesem Jahr nur leicht über dem der Kritiker (45 zu 40 Prozent). Vor zwei Jahren hatte das Verhältnis noch 61 zu 27 Prozent betragen. Die größte Ablehnung wurde im Nahen und Mittleren Osten festgestellt. Israel verzeichnet mit 70 Prozent den höchsten Anteil an Befragten, die eine ablehnende Haltung einnehmen.

Fast ebenso missbilligend zeigten sich Palästinenser im Westjordanland und im Gazastreifen. 69 Prozent erklärten, sie hielten wenig von der Weltorganisation. In Jordanien wird sie von 61 Prozent, in der Türkei von 56 Prozent und in Ägypten von 52 Prozent abgelehnt. Auch in Pakistan bekannte sich eine Mehrheit zu einer kritischen Haltung gegenüber den UN.

"Es liegt nicht daran, dass die Öffentlichkeit die UN-Ziele oder ihren Zweck ablehnt", meinte Steven Kull, der an der Universität im US-Bundesstaat Maryland für das 'Programme on International Policy Attitudes' (PIPA) arbeitet, über die Ergebnisse aus dem vorwiegend von Muslimen bewohnten Pakistan. Ähnlich äußerte sich das Meinungsforschungsprojekt 'worldpublicopinion.org'.


Kritik an mangelhafter Umsetzung von UN-Resolutionen

"Vielmehr sind die Kritiker der Meinung, dass die UN ihren Zweck nicht erfüllen. Als Beispiel nennen sie das Versagen bei der Umsetzung der Resolutionen 224 und 338 des UN-Sicherheitsrats, mit denen der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern beigelegt worden soll", sagte Kull, der an zahlreichen internationalen Meinungsumfragen beteiligt war. "Und sie sehen die USA dazu in der Lage, den Handlungsspielraum des UN-Sicherheitsrats einzuengen, damit er ihren Interessen dient."

An der Befragung hatten sich fast 36.000 Personen in 39 Ländern beteiligt. Die größte Zustimmung zu den UN wurde mit 84 Prozent in Südkorea, der Heimat von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, verzeichnet, gefolgt von je 82 Prozent in Indonesien und den Philippinen.

Verglichen mit der GAP-Umfrage von 2007 wurden jetzt günstigere Ergebnisse in Argentinien (plus elf Prozent) sowie in Südkorea und den USA (plus zehn Prozent) ermittelt. An Popularität verlor die Weltorganisation vor allem in China und Spanien (minus 13 Prozent), in Ghana und Kenia (minus zwölf Prozent), in Israel (minus elf Prozent) und in Mexiko (minus neun Prozent). (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

www.pewglobal.org/files/201http://www.worldpublicopinion.org/3/09/Pew-Global-Attitudes-Project-United-Nations-Report-FINAL-9-17-132.pdf
http://www.worldpublicopinion.org/
http://www.ipsnews.net/2013/09/united-nations-still-popular-in-most-countries/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 19. September 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. September 2013