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BERICHT/250: Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im Januar 2011 (BMWi)


Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie - Berlin, 17. Januar 2011

Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im Januar 2011 [1]


Die deutsche Wirtschaft befreite sich mit dem stärksten Wachstum seit der Wiedervereinigung aus der Krise. Im Gesamtjahr 2010 erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um preisbereinigt 3,6 %. Dabei verbreiterte sich die Wachstumsbasis deutlich. Neben dem Außenhandel, der mit 1,1 Prozentpunkten zum Wachstum beitrug, kamen mehr als zwei Drittel der Wachstumsimpulse aus dem Inland. Insbesondere die Bruttoinvestitionen - also die Investitionen in Ausrüstungen, Bauten und Vorräte - erhöhten sich kräftig um 10,7 % und leisteten einen Wachstumsbeitrag von 1,8 Prozentpunkten. Auch die Konsumnachfrage von Verbrauchern und Staat nahm um 0,5 % bzw. 2,2 % zu. Insgesamt kam die deutsche Volkswirtschaft damit besser und schneller aus der Krise als andere größere Industrienationen.

Nicht zuletzt mit dem frühen und kräftigen Wintereinbruch verlangsamte sich das Wachstumstempo zum Jahresende. Nach einem Wachstum von preis- und saisonbereinigt [2] 0,7 % im dritten Quartal nahm das BIP nach Einschätzung des Statistischen Bundesamtes im vierten Quartal um etwa 1/2 % zu [3]. Das Wachstum dürfte, unabhängig von Sondereffekten, nunmehr etwas ruhiger verlaufen. Die Normalisierung der weltwirtschaftlichen Expansion und insbesondere die geringe Dynamik einiger Industrienationen wirken sich wachstumsdämpfend aus. Den abgeschwächten außenwirtschaftlichen Impulsen und dem weniger expansiven Staatskonsum stehen aber starke binnenwirtschaftliche Auftriebskräfte gegenüber. Niedrige Zinsen und die zunehmende Auslastung der Kapazitäten wirken sich positiv auf die Nachfrage nach Investitionen in Ausrüstungen und Bauten aus. Von der Zunahme der Beschäftigung und Einkommen erhalten die privaten Konsumausgaben Auftrieb. Das gesamtwirtschaftliche Wachstum wird sich daher im laufenden Jahr solide fortsetzen. Hierauf deutet auch die Indikatorenlage am aktuellen Rand hin.

Das Produzierende Gewerbe bleibt auch im Schlussquartal 2010 auf Expansionskurs. Nach einem kräftigen Anstieg im Vormonat ging die Erzeugung im November leicht um 0,7 % zurück. Mit einer Zunahme um saisonbereinigt 2,0 % im Dreimonatsvergleich [4] bleibt der Aufwärtstrend für das Produzierende Gewerbe jedoch intakt. Die industrielle Aktivität wird auch im laufenden Jahr das gesamtwirtschaftliche Wachstum stützen. Deren ruhigere Gangart zeichnet sich bereits angesichts der tendenziell etwas schwächeren Dynamik der Bestellungen ab. Das um Großaufträge bereinigte Auftragsvolumen nahm im November um 1,6 % zu. Im weniger schwankungsanfälligen Dreimonatsvergleich wurden zuletzt 0,5 % mehr Bestellungen registriert. In der Tendenz kommen die Nachfrageimpulse verstärkt aus dem Inland, während ein deutlicher Rückgang der Bestellungen aus der Eurozone bemerkbar ist. Aus binnenwirtschaftlicher Sicht stützt auch das Auslaufen der degressiven Abschreibung zum Jahresende durch Vorzieheffekte. Der insgesamt positive Ausblick wird zudem mehrheitlich von den aktuellen Stimmungsindikatoren unterlegt.

Die Erzeugung im Bauhauptgewerbe hat in den letzten Monaten leicht zugenommen und zeigt im Dreimonatsvergleich einen Zuwachs um 1,7 %. Die Nachfrage nach Bauleistungen tendiert bei zuletzt insgesamt kräftigen Zuwächsen sowohl im Hochbau als auch im Tiefbau uneinheitlich. Stützend wirken hier vor allem die Auftragseingänge im Wohnungsbau. Negative Impulse kommen dagegen aus dem öffentlichen Hochbau und dem Straßenbau. Das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe trübte sich im Dezember etwas ein. Vor dem Hintergrund der Indikatorenlage bleiben die Perspektiven für das Bauhauptgewerbe verhalten optimistisch.

Die privaten Konsumausgaben lieferten im Jahr 2010 einen spürbaren Beitrag zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum und trugen damit maßgeblich zur Festigung des Aufschwungs bei. Basis der gestiegenen Kaufbereitschaft der Verbraucher sind die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt, das immer noch ruhige Preisklima sowie umfangreiche fiskalische Entlastungen, die den privaten Haushalten eine reale Verbesserung ihrer verfügbaren Einkommen bescherten. Die bis November vorliegenden Umsätze im Einzelhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) zeigen sich zwar tendenziell rückläufig. Die Ausgaben für den Kauf von Kraftfahrzeugen sind aber weiter aufwärts gerichtet. Die insgesamt positive Perspektive für den privaten Konsum wird auch durch die spürbare Verbesserung des ifo-Geschäftsklimas untermauert. Angesichts der weiterhin günstigen Rahmenbedingungen dürfte der private Konsum auch im laufenden Jahr eine wichtige Stütze der Konjunktur bleiben.

Die deutschen Warenausfuhren nahmen im November saisonbereinigt und in jeweiligen Preisen leicht zu und blieben in der Tendenz aufwärts gerichtet. Die Dynamik der Ausfuhrentwicklung ist aber insgesamt schwächer als in der ersten Hälfte des Jahres 2010, was maßgeblich auf das inzwischen geringere Wachstum der Weltwirtschaft zurückzuführen ist. Die Wareneinfuhren stiegen kräftig an, sind in der Tendenz aber derzeit eher uneinheitlich. Die Indikatoren für die Exportperspektiven sind überwiegend positiv. Sowohl ifo- als auch Markit-Exporterwartungen verbesserten sich zuletzt. Trotz anhaltenden Wachstums des Welthandels und der Auslandsnachfrage nach deutschen Produkten dürfte die Stärke des außenwirtschaftlichen Impulses dennoch weiter nachlassen.

Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiterhin günstig. Dies zeigt sich insbesondere in dem erneuten Anstieg der saisonbereinigten Beschäftigung und der nach wie vor hohen Nachfrage nach Arbeitskräften. Die Erwerbstätigkeit in Ursprungszahlen blieb zuletzt stabil bei über 41 Millionen. Auf Grund von Sondereffekten, darunter der frühe Wintereinbruch, nahm die Arbeitslosigkeit im saisonbereinigten Verlauf erstmals seit fast anderthalb Jahren geringfügig zu. Ein jahresdurchschnittliches Niveau von unter drei Millionen Arbeitslosen bleibt für 2011 ein realistisches Szenario.

Trotz der zuletzt höheren Preissteigerung auf der Verbraucherstufe (Dezember: +1,0% zum Vormonat) blieb die Preisentwicklung in Deutschland im letzten Jahr relativ moderat. Auf den vorgelagerten Stufen hat sich der Preisdruck bei den Einfuhrpreisen durch die Verteuerung von Energieträgern und Rohstoffen zwar wieder etwas verstärkt, die Preiserhöhungsspielräume der Unternehmen bleiben jedoch begrenzt. Im Jahresdurchschnitt stiegen die Verbraucherpreise um 1,1 %. Die Kerninflationsrate, also ohne die Berücksichtigung von Energie und saisonabhängigen Nahrungsmitteln, betrug 0,7 %.

Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird in der Februar-2011-Ausgabe des Monatsberichts "Schlaglichter der Wirtschaftspolitik" veröffentlicht. Die aktuelle Ausgabe wird voraussichtlich am Ende der 3. Kalenderwoche auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zu finden sein.

[1] In diesem Bericht werden statistische Daten verwendet, die bis zum 17. Januar 2011 vorlagen.

[2] Wenn nicht anders vermerkt, handelt es sich bei den saisonbereinigten Angaben um Berechnungen nach dem Verfahren Census-X12-ARIMA.

[3] Die amtlichen Ergebnisse werden vom Statistischen Bundesamt in seiner Schnellmeldung am 15. Februar 2011 veröffentlicht.

[4] Mehrmonatsvergleiche sind einfache Verfahren, um den Einfluss von Zufallsschwankungen zu reduzieren und die Grundtendenz deutlicher herauszuheben. Zweimonatsvergleich: Veränderung Oktober/November gegenüber August/September; Dreimonatsvergleich: Veränderung September/Oktober/November gegenüber Juni/Juli/August.


Weiterführende Informationen

Zur Rubrik Konjunktur
http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Wirtschaft/konjunktur.html

Downloads

Ausgewählte Daten zur wirtschaftlichen Lage
Stand: Januar 2011
PDF: 35,1 KB
http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/W/wirtschaftliche-lage-brd-01-2011,property=pdf,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.pdf


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Quelle:
BMWi-Pressemitteilung vom 17. Januar 2011
Herausgeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
Pressestelle des BMWi
Telefon: 03018-615-6121 oder -6131
E-Mail: buero-L2@bmwi.bund.de
Internet: http://www.bmwi.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Januar 2011