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ENERGIE/1615: Bioenergie umfassend betrachten (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 16. August 2012

DBV zu Leopoldina-Studie: Bioenergie umfassend betrachten

Generalsekretär wendet sich an Nationale Akademie der Wissenschaften



"Ihrer Empfehlung, den weiteren Ausbau der Bioenergienutzung zu unterlassen, kann ich nicht zustimmen. Aus unserer Sicht kann die Bioenergie sehr wohl in den einzelnen Segmenten Elektrizität, Wärme und Verkehr einen zwar begrenzten, aber durchaus wachsenden Beitrag leisten, ohne andere Ziele der Ökologie oder der Nahrungsmittelsicherheit in Frage zu stellen." Zu dieser Aussage kommt Dr. Helmut Born, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV) in einem Schreiben an Prof. Jörg Hacker von der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina.

Born, der selbst Mitglied des Bioökonomierates ist, machte gegenüber der Leopoldina deutlich, dass in der arbeitsteiligen Land- und Agrarwirtschaft ein weit verzweigtes Geflecht von Material- und Energieströmen bestehe und deshalb eine einfache Unterteilung in Agrarrohstoffe für die Nahrungsmittelproduktion und in Rest- und Abfallstoffe für die Bioenergienutzung die Realität nicht träfe. Eine Koppelproduktion und teilweise Kreislaufproduktion sei die Regel in der Branche. "Aus diesem Grund kann ich nicht nachvollziehen, warum ausgerechnet aus naturwissenschaftlicher Sicht die Rest- und Abfallstoffe in der Bioenergieförderung politisch privilegiert und 'normale' nachwachsende Rohstoffe politisch diskriminiert werden sollen", schrieb Born an den Wissenschaftler. Das könne nur zu neuerlichen Verzerrungen der Rohstoffmärkte führen, die ihrerseits unerwünschte ökologische Effekte nach sich ziehen würden.

Born machte dies am Beispiel der aus seiner Sicht fehlerhaften Treibhausgasbilanzierungssysteme für Biokraftstoffe deutlich. So entstehe bei der Biodieselproduktion aus Raps das Koppelprodukt Rapsschrot als wertvolles Eiweißfuttermittel für die Tierhaltung, welches in der Treibhausgasbilanz aber nur nach dem Heizwert bewertet wird.

Scharf kritisierte Born die Kommunikation der Leopoldina-Empfehlungen gegenüber den Medien. So verdecke schon die Pressemitteilung unter dem Titel "Leopoldina legt kritische Stellungnahme zur Nutzung der Bioenergie vor", dass die Studie eigentlich zu dem Ergebnis kommt, dass Biokraftstoffe langfristig nur schwer zu ersetzen seien. Ausdrücklich empfehle die Studie sogar den Einsatz von Biotreibstoffen für Schwerlastwagen, Flugzeuge und Lastschiffe. Born forderte die Leopoldina in ihrer Funktion als wissenschaftliches Beratungsgremium dazu auf, "auf plakative Überschriften zu Gunsten einer sachlichen Darstellung zu verzichten."

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Quelle:
Pressemitteilung vom 16. August 2012
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. August 2012