Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → WIRTSCHAFT

ENERGIE/1646: Uganda - Verzögerungen bei Nil-Kraftwerksbau, größere Stromengpässe befürchtet (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 29. Oktober 2012

Uganda: Verzögerungen bei Nil-Kraftwerksbau - Größere Stromengpässe befürchtet

von Fred Ojambo


Das Bujagali-Kraftwerk am Nil - Bild: © Samson Baranga/IPS

Das Bujagali-Kraftwerk am Nil
Bild: © Samson Baranga/IPS

Kampala, 29. Oktober (IPS) - Uganda sieht sich beim Bau eines 600-Megawatt-Wasserkraftwerks an den Karuma-Wasserfällen im Nil aufgrund von Verzögerungen mit erhöhten Kosten konfrontiert.

Das ostafrikanische Land muss noch einen Bauunternehmer für das inzwischen zwei Milliarden US-Dollar teure Projekt finden, das 220 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kampala entstehen soll. Ansonsten drohen weitere Elektrizitätsengpässe.

Ursprünglich sollten die Arbeiten im April beginnen, die Eröffnung war in vier bis fünf Jahren geplant. "Die Verzögerungen könnten zu Versorgungsengpässen führen, da die Nachfrage nach Strom das Angebot übersteigen wird", warnte der Chef des 'Africa Institute for Energy Governance' in Uganda, Dickens Kamugisha.

Nach Einschätzung der ugandischen Stromregulierungsbehörde (ERA) wird die Nachfrage jährlich um durchschnittlich zehn Prozent steigen. Zu Spitzenzeiten würden 509,4 MW benötigt, bei schwacher Nachfrage dagegen 366,4 MW, sagte ERA-Sprecher Julius Wandera. "Jeder Tag Aufschub kostet die beteiligten Unternehmen und den Staat Geld, sodass die Baukosten ansteigen werden."

Nachdem die Regierung von Präsident Yoweri Museveni anfangs 1,3 Milliarden Dollar bereitgestellt hatte, sind die Kosten mittlerweile auf zwei Milliarden nach oben korrigiert worden, weil kein Bauunternehmer ernannt wurde. "Wegen des steigenden Energiebedarfs wird die Nachfrage wahrscheinlich in drei Jahren das Angebot übersteigen, wenn nicht mehr in die Stromproduktion investiert wird", sagte Kamugisha. Würden die Verzögerungen des Baubeginns genutzt, um Unregelmäßigkeiten zu beseitigen, könnten sie sich letztlich doch auszahlen.


Bujagali-Kraftwerk steigerte Stromerzeugung deutlich

Ähnliche Verzögerungen hatten Kamugisha zufolge die Kosten für das Bujagali-Wasserkraftwerk am Nil von zunächst 580 Millionen auf 900 Millionen Dollar in die Höhe getrieben. Die Stromerzeugungskapazität des Landes, das keinen Zugang zum Meer hat, stieg nach der Inbetriebnahme des 250-MW-Kraftwerks im vergangenen Januar auf 810 MW.

Bujagali hat dafür gesorgt, dass Strom in Uganda nicht mehr täglich rationiert werden muss. Im Januar wurden zunächst 50 MW in das nationale Elektrizitätsnetz eingespeist. Im Juni erreichte das Kraftwerk dann seine volle Leistungsfähigkeit. Nach Angaben der ugandischen Regierung hatte die unzureichende Energieversorgung das Wirtschaftswachstum im vergangenen Finanzjahr um ein bis 1,5 Prozent verlangsamt.

"Als Bujagali ans Netz ging, hat mein Geschäft einen großen Aufschwung erlebt, da ich nun regelmäßig Strom bekomme", sagte der Schweißer Richard Ssemanda aus Kampala. "Früher hatte ich schon mal einen ganzen Tag Ausfall oder musste nachts arbeiten, weil dann gerade Strom da war." Die Energiekosten sind allerdings so hoch, dass viele Familien mit anderen Mitteln kochen müssen. Auch das Licht kann nicht immer eingeschaltet werden.

Der Staatsminister für Energie, Simon D'Ujanga, will aber vermeiden, dass das Wirtschaftswachstum erneut leidet. "Wir sind beunruhigt über die Verzögerungen beim Karuma-Projekt und wollen erreichen, dass diese Probleme rasch gelöst werden", sagte er.

Die Nachfrage nach Energie könnte laut D'Ujanga in zwei bis drei Jahren von dem bisherigen Höchstwert 509,4 MW auf mehr als 700 MW steigen. Das Land verfügt über eine installierte Gesamtleistung von 810 MW. Wenn die Wasserspiegel zurückgehen, könnte die Leistung nach Angaben des Ministers aber auf knapp 600 MW fallen. "Kleine Projekte könnten dem nationalen Netz zwar dann Strom zuliefern. Wenn Karuma aber nicht bald ans Netz geht, lassen sich Engpässe nicht verhindern", warnte D'Ujanga.


Unterlegene Bewerber vor Gericht

Das Projekt wurde verschoben, als Firmen, die als potenzielle Bauherren nicht berücksichtigt worden waren, wegen angeblicher Benachteiligungen vor Gericht zogen und zudem bei der Regierung Protest einlegten. In die Vorauswahl waren unter anderem die chinesischen Firmen 'Sinohydro Corporation' und 'China International Water and Electric Corporation' sowie die iranische 'Perlite Construction Company' gekommen.

Zu den Bewerbern gehörten außerdem die italienische 'Salini Costruttori SPA', die ägyptische 'Orascom Construction Industries' sowie ein Konsortium aus südafrikanischen Unternehmen. 'Salini Costruttori' erklärte, dass es bei dem Vergabeverfahren Unregelmäßigkeiten gegeben habe, und verlangte eine Revision.

In dem Land könnten noch größere Wasserkraftwerke mit einer Leistung von insgesamt 2.000 MW sowie kleinere Anlagen mit 200 MW gebaut werden. Nach Angaben der Regierung gibt es außerdem mögliche Kapazitäten für die Erzeugung von 200 MW Energie aus Sonne, 1.650 MW aus Biomasse, 800 MW aus Torf und 450 MW aus Geothermik. Hinzu käme außerdem Windenergie. Museveni zufolge wird eine erhöhte Stromproduktion das Wachstum der Industrie fördern und Uganda zu einem Staat mit mittlerem Einkommen machen. In 50 Jahren könne Uganda ein Staat mit hohem Einkommen sein. (Ende/IPS/ck/2012)


Links:

http://www.afiego.org/
http://www.era.or.ug/
http://www.ipsnews.net/2012/10/nile-powers-uganda-slowly/

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH

*

Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 29. Oktober 2012
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Oktober 2012