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ENERGIE/1676: Alarmstimmung bei Biokraftstoffen (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 17. Januar 2013

Alarmstimmung bei Biokraftstoffen

"Landwirte können Teller und Tank"



"Die aktuellen Pläne der Europäischen Kommission zur Neuregelung bei Biokraftstoffen kann man nur als Kapitulation bezeichnen. Kapitulation vor einer inhaltsarmen und verblendeten Debatte, die versucht, die europäische Biokraftstoffproduktion für den Hunger in der Welt mitverantwortlich zu machen." Das betonte Wolfgang Vogel, Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes und Vorsitzender des Fachausschusses Getreide des Deutschen Bauernverbandes (DBV) in Reaktion auf die von der EU-Kommission im Oktober 2012 vorgelegten Richtlinienvorschläge in der aktuell erschienenen Januarausgabe der Deutschen Bauern Korrespondenz (dbk).

Vogel, der auch Vorsitzender der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen ist, kritisierte weiter: "Tank oder Teller" sei zu einer Art Schlachtruf geworden, der sich seit Jahren eines starken Echos in Medien und Öffentlichkeit erfreut. Laut Vogel wolle man in Brüssel diesem Echo nun nachgeben und durch Änderung der entsprechenden Richtlinien die Abkehr von der Biokraftstoffproduktion aus nachwachsenden Rohstoffen vorschlagen. Die Begrenzung auf 5 Prozent und die völlige Streichung der Förderung konventioneller Biokraftstoffe ab 2021 bedeuten daher, dass Bioenergie vom Acker seitens der EU-Kommission als "Auslaufmodell" gewertet wird. "Gleichzeitig werden Biokraftstoffe aus Abfall- und Reststoffen durch die geplanten Mehrfachanrechnungen künstlich aufgewertet und als angeblich 'saubere Alternative' verkauft", erklärt Vogel im Wortlaut. Die Einteilung in "gute" und "böse" Biokraftstoffe sei damit von offizieller Seite quasi besiegelt und der Schwarze Peter eindeutig zugeteilt, kritisierte Vogel.

Damit drohen der heimische Rapsanbau und die dahinterstehende Wertschöpfungskette trotz ihrer Nachhaltigkeitszertifizierung der politischen Kursänderung zum Opfer zu fallen. Vogel gibt jedoch zu bedenken, dass die vorgeschlagenen Änderungen aus Brüssel keinesfalls positive Auswirkungen auf Nahrungsmittelsicherheit oder Naturschutz in Drittländern hätten. Es ist, wie Vogel in der dbk kommentierte "unverantwortlich und geschmacklos, Emotionen gegen Bioenergie aus nachwachsenden Rohstoffen zu schüren, indem man unsere heimischen Biokraftstoffproduzenten für den Hungertod afrikanischer Kinder oder das Aussterben der Orang-Utans in Südostasien verantwortlich macht. Behauptungen über derlei Zusammenhänge entbehren einer gesicherten wissenschaftlichen Basis, sind psychologisch aber äußerst wirkungsvoll."

Unverständnis äußerte Vogel darüber, dass der europäischen Landwirtschaft nicht zugetraut werde, Teller, Trog und Tank sinnvoll miteinander zu verbinden. Vogel wörtlich: "Das haben wir schließlich schon vor hundert Jahren gemacht, als noch ein Viertel der Getreideernte an die Zugtiere verfüttert wurde." Die Rohstoffmärkte für Nahrungsmittel, Futtermittel und Energie seien untereinander eng verflochten und stellen ein ganzheitliches System dar. Das bedeute, dass derjenige, der die heimische Biokraftstoffproduktion ablehne auch die Versorgung mit heimischen Eiweißfuttermitteln blockiere. Ca. 2,3 Mio. Tonnen Sojaschrotimporte werden durch die Nutzung von Rapsschrot und Ethanolschlempe als Eiweißfuttermittel vermieden.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 17. Januar 2013
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Januar 2013