Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. - 12.12.2017
Was behindert biobasierte Produkte im öffentlichen Einkauf?
• Universität Würzburg befragte Beschaffer und Anbieter
• Neue Onlineplattform zur biobasierten Beschaffung auf
www.VuBN.de gibt Hilfestellung
"Die umweltfreundliche Beschaffung im Allgemeinen und insbesondere die mit biobasierten Produkten ist noch lange nicht überall in der Praxis angekommen. Das liegt nicht zuletzt an der nach wie vor bestehenden Unsicherheit der Einkäufer, wie denn ein rechtskonformer, nachhaltiger Einkauf im Detail auszusehen hat. Das bestätigt unsere Online-Umfrage. Grundsätzlich genießen biobasierte Produkte dabei ein positives Image bei vielen Beschaffern", erklärt Professor Ronald Bogaschewsky von der Universität Würzburg. Das Team um den Wirtschaftswissenschaftler befragte im Rahmen eines Projektes zur biobasierten öffentlichen Beschaffung Einkäufer der öffentlichen Hand sowie Anbieter biobasierter Produkte. In diesem Rahmen wurde auch die Onlineplattform "Expertengruppe Biobasierte Produkte" innerhalb des Verwaltungs- und Beschaffernetzwerks www.VuBN.de realisiert, auf der sich Beschaffer und Anbieter biobasierter Produkte vernetzen und informieren können.
Das 2016 gestartete Vorhaben wird noch bis 2019 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) gefördert. Informationen stehen auf fnr.de unter dem Förderkennzeichen 22027215 zur Verfügung.
Die Beschaffung biobasierter Produkte ist ein Teilgebiet der nachhaltigen öffentlichen Beschaffung. Bislang fragen öffentliche Auftraggeber biobasierte Produkte allerdings nur vereinzelt nach. An der Identifikation der Ursachen und deren Behebung arbeiten Forscher der Universität Würzburg um Professor Bogaschewsky. Zur fundierten Ursachenanalyse hat das Forscherteam deutschlandweite Online-Befragungen u.a. zu organisatorischen Abläufen und potenziellen Problemen sowohl auf der Beschaffungs- als auch auf der Anbieterseite durchgeführt. Damit beide Seiten gemeinsam unter wissenschaftlicher Begleitung am Abbau der bestehenden Probleme arbeiten können, hat das Team zudem eine kostenfreie, einfache und komfortable Kommunikationsplattform entwickelt: Öffentliche Einkäufer und Anbieter biobasierter Produkte können sich innerhalb des bereits etablierten Verwaltungs- und Beschaffernetzwerks www.VuBN.de an der "Expertengruppe Biobasierte Produkte" beteiligen, dort austauschen und informieren. Unter anderem sind dort Materialien zu "Best Practices" und "Lessons Learned" vorgesehen. Interessenten können sich auf https://www.vubn.de/anmeldung/experten-bio-produkte (Beschaffer) bzw. https://www.vubn.de/anbieter/anmeldung/experten-bio-produkte (Anbieter) registrieren.
Inzwischen liegen die Ergebnisse aus den Befragungen vor. An der Einkäufer-Befragung haben sich über 1.000 öffentliche Auftraggeber beteiligt. Deutlich wird dabei eine große Diskrepanz zwischen der grundsätzlich positiven Einstellung zu den biobasierten Produkten einerseits und der in der Praxis kaum stattfindenden Beschaffung solcher Produkte andererseits. Als wichtigste Hürden stellten sich heraus:
Gleichzeitig empfinden viele Einkäufer Qualität, Leistung und Technik von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen als mindestens gleichwertig, bewerten die ökologische und soziale Nachhaltigkeit deutlich höher und gehen von großen Wachstumspotenzialen für diese Produkte aus.
Auf der Anbieterseite beantworteten 185 Unternehmen den Online-Fragebogen der Universität Würzburg. Das biobasierte Produktportfolio dieser Unternehmen ist nach eigener Einschätzung zu großen Teilen für die öffentlichen Verwaltungen relevant. Im Vergleich dazu haben sich jedoch wenige dieser Unternehmen in den vergangenen Jahren um öffentliche Aufträge beworben. Zu den wichtigsten Ursachen, die die Unternehmen selbst dafür sehen, gehören:
Trotz dieser Einschränkungen sehen die befragten Unternehmen die öffentliche Hand als relevante Zielgruppe an. So gehen sie künftig von einer Steigerung gezielt biobasierter Ausschreibungen sowie der eigenen Bereitschaft, sich auf diese zu bewerben, aus.
Beide Seiten, Einkäufer und Anbieter, stehen einer biobasierten Beschaffung also grundsätzlich positiv gegenüber und sehen in diesem Bereich Wachstumspotenziale. Das Forscherteam der Uni Würzburg folgert, dass zur Realisierung dieser Potenziale ein Abbau der genannten Hürden essenziell ist. Öffentliche Auftraggeber, Anbieter und auch alle Politikebenen seien hier gleichermaßen gefordert.
Die komplette Auswertung der Studien können Sie auf
http://www.VuBN.de herunterladen:
Studie öffentliche Auftraggeber
(http://www.vubn.de/userfiles/docs/Studie_bbP_oeA.pdf)
Studie Anbieterunternehmen
(http://www.vubn.de/userfiles/docs/Studie_bbP_AU.pdf)
Hintergrund:
Mit einem finanziellen Volumen von - je nach Schätzung - zwischen 250 und
400 Mrd. Euro kommt der öffentlichen Beschaffung in Deutschland eine
erhebliche volkswirtschaftliche Bedeutung zu. Nicht zuletzt aus diesem
Grund werden öffentliche Auftraggeber vielfach in der Pflicht gesehen,
eine Vorbildfunktion bei der nachhaltigen Beschaffung auszuüben.
Biobasierte Produkte sind Produkte, die anteilig oder vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Sie tragen zur Versorgungssicherheit bei, da sie Produkte aus endlichen Ressourcen wie Erdöl ersetzen. Außerdem weisen sie häufig Umweltvorteile auf, etwa bei der Entsorgung: Ihre Verbrennung oder Vergärung ist klimafreundlicher als die erdölbasierter Produkte, da aus dem Produkt selbst nur die Menge CO2 frei wird, die die Pflanzen zuvor im Wachstum gebunden haben. Hinzurechnen muss man den Herstellungsaufwand.
Weitere Informationen unter:
https://www.vubn.de/
https://www.fnr.de/
https://www.vubn.de/anbieter/anmeldung/experten-bio-produkte
https://www.vubn.de/anmeldung/experten-bio-produkte
https://www.fnr.de/index.php?id=11150&fkz=22027215
http://www.vubn.de/userfiles/docs/Studie_bbP_oeA.pdf
http://www.vubn.de/userfiles/docs/Studie_bbP_AU.pdf
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution506
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V., Dr. Torsten Gabriel, 12.12.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Dezember 2017
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