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FORSCHUNG/952: Soziale und ökologische Herausforderungen der globalen Textilwirtschaft (idw)


Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE) - 10.09.2019

Soziale und ökologische Herausforderungen der globalen Textilwirtschaft


Zum Start des Siegels "Der Grüne Knopf" für nachhaltige Textilien hat das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE) eine Studie zu sozialen und ökologischen Herausforderungen der globalen Textilwirtschaft veröffentlicht. Sie betont drei Hauptproblemfelder: Arbeitsbedingungen in der Konfektion; Umweltprobleme in den vorgeschalteten Nassprozessen; und soziale und ökologische Probleme in der Baumwollerzeugung.

Bekleidung für den rasch wachsenden Weltmarkt wird fast ausschließlich in Entwicklungs- und Schwellenländern gefertigt. Die Produktionsbedingungen in diesen Ländern gehen mit erheblichen sozialen und ökologischen Problemen einher. Diese in den Griff zu bekommen, ist eines der wesentlichen Ziele der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.

Auf Grundlage einer umfangreichen Analyse der wissenschaftlichen Literatur identifiziert die vorliegende Studie die wichtigsten sozialen und ökologischen Herausforderungen in der Textil-Lieferkette. Als Hauptprobleme nennt sie Arbeitsbedingungen in der Konfektion; Umweltprobleme in den vorgeschalteten Nassprozessen; und soziale und ökologischen Probleme in der Baumwollerzeugung und belegt die Defizite im Detail. Des Weiteren wird die deutsche Zusammenarbeit in diesem Bereich dargestellt. Für vier Handlungsfelder wird beschrieben, wo Deutschland bereits viel tut und wo künftig noch mehr getan werden könnte: (1) den Konsum nachhaltiger gestalten; (2) unternehmerische Sorgfaltspflicht einfordern; (3) die lokale Wertschöpfung in der Produktion steigern; und (4) Institutionen vor Ort stärken.

Andreas Stamm, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprogramm "Transformation der Wirtschafts- und Sozialsysteme" am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik, betont die Bedeutung der Textilwirtschaft in den Produktionsländern: "Die exportorientierte Textilwirtschaft ist für viele Menschen in Ländern mit geringem Einkommensniveau mittelfristig unverzichtbar. Die Herausforderung liegt darin, die Textilherstellung so zu verbessern, dass sie überall gute Arbeit und ökologische Nachhaltigkeit gewährleistet."

Gleichzeitig hebt er hervor, dass es in den vergangenen Jahren schon viele Fortschritte gegeben habe: "Bei sozialen Herausforderungen in der Bekleidungsfertigung hat es durch die Arbeit der Entwicklungszusammenarbeit, engagierter Nichtregierungsorganisationen und aufmerksamer Medien gemeinsam mit Akteuren vor Ort wichtige Fortschritte gegeben. Das Ziel einer fair gestalteten Lieferkette ist aber noch lange nicht erreicht."

Tilman Altenburg, Leiter des Forschungsprogramms, sieht Potentiale für Siegel wie "Der Grüne Knopf": "Immer mehr Menschen finden die Diskrepanz zwischen Mode-Shopping in reichen Ländern und menschenunwürdigen Bedingungen bei der Herstellung ethisch inakzeptabel und wünschen sich bessere Bedingungen. Hier können Siegel mit transparenten Kriterien den Konsumenten Orientierung geben."


Originalpublikation:
Stamm, Andreas / Tilman Altenburg / Maximilian Müngersdorff / Tim Stoffel / Kasper Vrolijk (2019).
Soziale und ökologische Herausforderungen der globalen Textilwirtschaft: Lösungsbeiträge der deutschen Entwicklungszusammenarbeit,
Bonn: Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)
doi.org/10.23661/rep1.2019

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1774

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), 10.09.2019
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. September 2019

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