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GEWERKSCHAFT/1227: Aktionswoche "Tarifverträge fallen nicht vom Himmel" (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 22. Juni 2015

ver.di-Aktionswoche: "Tarifverträge fallen nicht vom Himmel"

Umfrage: Zwei Drittel der Beschäftigten fürchten schlechtere Bezahlung durch Tarifflucht


Berlin, 22.06.2015 - Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ruft ihre Beschäftigten erneut zu einer Aktionswoche auf. Thema vielfältiger Informationen in Betrieben und Dienststellen ist der Wert von Tarifverträgen. Unter dem Motto "Tarifverträge fallen nicht vom Himmel" besuchen ver.di-Beschäftigte und viele ehrenamtliche Mitglieder vom 22. bis 26. Juni 2015 einige hundert Unternehmen und Verwaltungen, informieren dort über die Vorteile einer Gewerkschaftsmitgliedschaft und werben um neue Mitglieder. "Dort, wo es keine Tarifverträge gibt, herrscht reine Arbeitgeberwillkür. Vorteile gibt es nur mit Tarifverträgen. Tarifverträge schützen", sagte der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske. "Nur starke Gewerkschaften können in Tarifverträgen ein festes, verlässliches Einkommen und gute und gesunde Arbeitsbedingungen durchsetzen. Für uns ist es aber wichtig, nicht nur in Tarifkonflikten oder bei Betriebsratswahlen wahrgenommen zu werden. Wir wollen ganzjährig Ansprechpartner für die Beschäftigten in den von uns vertretenen Branchen sein", betonte Bsirske.

In einer repräsentativen Umfrage von TNS Infratest im Auftrag von ver.di befürchten 65 Prozent der Befragten, dass die Tarifflucht von Arbeitgebern zu schlechterer Bezahlung und Arbeitsbedingungen führt. Gäbe es im eigenen Betrieb keinen Tarifvertrag, erwarteten 57 Prozent der Tarifbeschäftigten im Westen und sogar 72 Prozent der Tarifbeschäftigten im Osten Einschnitte beim Einkommen.

Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Beschäftigte, deren Einkommen tarifvertraglich geregelt ist, verdienen in der Regel mehr. Bei einem Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 3.000 Euro geben 64 Prozent der Befragten an, dass in ihrem Unternehmen ein Tarifvertrag gilt. Bei 1.500 bis 3.000 Euro sind es 65 Prozent, Beschäftigte mit einem Haushaltsnettoeinkommen von unter 1.500 Euro sind mehrheitlich (52 Prozent) nicht über einen Tarifvertrag gesichert. Insgesamt arbeiten 64 Prozent der Befragten im Geltungsbereich eines Tarifvertrages. Dabei ist die Tarifbindung im Westen (66 Prozent) höher als im Osten (58 Prozent). Während jüngere Beschäftigte (14 bis 34 Jahre) mehrheitlich (51 Prozent) ohne Tarifvertrag tätig sind, gelten für 67 Prozent der 35- bis 49-Jährigen und sogar für 72 Prozent der Beschäftigten ab 50 Jahren Tarifverträge.

Eine deutliche Mehrheit der Befragten sieht Tarifverhandlungen am besten in den Händen einer kollektiven Interessenvertretung: 53 Prozent wollen das von der Gewerkschaft geregelt wissen, 23 Prozent durch eine betriebliche Interessenvertretung (Betriebs- beziehungsweise Personalräte). Neben Lohn und Gehalt sollten nach Ansicht der überwiegenden Mehrheit der Befragten auch weitere Bereiche des Arbeitslebens tarifvertraglich geregelt werden: Arbeitszeit (86 Prozent), altersgerechte Arbeitsbedingungen (86 Prozent), Arbeitsschutz (83 Prozent), Gesundheitsschutz (78 Prozent), Vereinbarkeit von Familie und Beruf (78 Prozent) sowie Qualifikation und Weiterbildung (74 Prozent).

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Quelle:
Presseinformation vom 22.06.2015
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Christoph Schmitz - ver.di-Bundesvorstand
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juni 2015

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