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GEWERKSCHAFT/1323: Tag der sozialen Gerechtigkeit - Faire Arbeitsbedingungen im Verkehrswesen (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 19. Februar 2016

Tag der sozialen Gerechtigkeit: Faire Arbeitsbedingungen im Verkehrswesen


Berlin, 19.02.2016 - Zum Tag der sozialen Gerechtigkeit am 20. Februar rufen die Vorstände der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) gemeinsam zur Unterstützung der Europäischen Bürgerinitiative für faire Arbeitsbedingungen im Verkehrswesen "Fair Transport Europe" auf. Ziel ist es, die Europäische Kommission auf unfaire Arbeitsbedingungen für einen Teil der insgesamt zwei Millionen Beschäftigten im Europäischen Verkehrswesen hinzuweisen und zu erreichen, dass europaweit Maßnahmen durchgesetzt werden, die den Beschäftigten im Verkehrsbereich gute soziale Bedingungen und faire Löhne garantieren. Dafür sollen innerhalb eines Jahres europaweit mehr als eine Millionen Unterschriften gesammelt werden.

"Die Marktöffnung und Liberalisierung des Verkehrssektors durch die EU fand bisher überwiegend auf Kosten von sozialen Standards statt und führte vielerorts zu Lohndumping. Alle Länder sind davon gleichermaßen betroffen. Um diese Entwicklung zu stoppen, brauchen wir faire Regelungen für ein soziales Europa, betont ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christine Behle. Wir wollen mit der Bürgerinitiative Fair Transport die EU-Kommission auffordern, endlich zu handeln. Bei wettbewerblichen Vergaben, zum Beispiel im Personennahverkehr oder auch an Flughäfen, brauchen wir Regelungen, die soziale Tariftreue bei der Vergabe öffentlicher Aufträge und Mindeststandards festlegen.

Der Druck sei an drei Stellen spürbar. Zum einen sei es nicht hinzunehmen, wenn Menschen in Europa unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten müssen. Zum zweiten führe der Druck auf Arbeitnehmer oft zu einer Missachtung von Lenk- und Ruhezeiten und werde damit zum Sicherheitsrisiko für alle. Zum Dritten stehen faire Unternehmen im Wettbewerb mit Anbietern, die ihre Mitarbeiter ausbeuten und auf ihrem Rücken billigere Transporte anbieten können - damit entstehe auch Druck auf faire Unternehmen.

"In Deutschland haben wir die größten Probleme im Bereich des Öffentlichen Personennahverkehrs", betont Behle. "Vor einigen Jahren hat die Europäische Kommission geregelt, unter welchen Bedingungen Gemeinden ihre Verkehrsleistungen ausschreiben müssen. Sie hat jedoch vergessen, dass es dabei auch um soziale Kriterien gehen muss. In Deutschland haben wir beispielsweise das Problem, dass Busleistungen ausgeschrieben werden und ein Unternehmen gewinnt, nur weil es niedrige Löhne anbietet. Damit werden gute und tarifierte Arbeitsplätze vernichtet. Für einen Busfahrer, der beim Vorgängerunternehmen gearbeitet hat bedeutet das, die gleiche Arbeit zu machen wie vorher - für 300 bis 400 Euro im Monat weniger. Und hier geht es nicht um Löhne, die sich jenseits von zweieinhalbtausend Euro befinden, sondern um 1.800 Euro monatlich. Das ist ein Problem, - und übrigens auch ein Sicherheitsproblem."

Mehr zum Thema unter:
www.fairtransporteurope.de


mobifair e.V. ist ein Verein mit Sitz in Frankfurt am Main. mobifair e. V. erarbeitet in Kooperation mit Wissenschaftlern und Juristen Lösungsvorschläge und nimmt politisch Einfluss auf Gesetzesvorhaben und Gesetzesänderungen zugunsten der Beschäftigten im Transportwesen in Deutschland. Zugleich deckt es Machenschaften unseriöser Anbieter auf und kämpft für ein Ende von Lohn- und Sozialdumping sowie fairen Wettbewerb im Transportwesen. Mitglieder des Vereins sind Unternehmen, Verbände, Gewerkschaften und Einzelpersonen sowie parteiübergreifend Bundes-, Landes- und Europaabgeordnete.
www.mobifair.eu

"Fair Transport Europe" heißt eine Europäische Bürgerinitiative (EBI), die auf EU-Ebene dafür sorgen soll, dass faire Bedingungen für die Beschäftigten im Verkehrssektor gesetzlich festgeschrieben werden. Um das Ziel zu erreichen, sammeln die Beteiligten - darunter auch mobifair, ver.di und EVG - Unterschriften in Deutschland. Parallel dazu werden Menschen in ganz Europa von Organisationen, Gewerkschaften und Parteien dazu aufgerufen, die Europäische Bürgerinitiative zu unterschrieben. Ziel ist es, mehr als eine Millionen Unterschriften zu sammeln. "Fair Transport Europe" soll bei der EU-Kommission erreichen, dass europaweit Maßnahmen durchgesetzt werden, die den Beschäftigten im Verkehrsbereich gute soziale Bedingungen und faire Löhne garantieren.

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Quelle:
Presseinformation vom 19.02.2016
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Martina Sönnichsen - ver.di-Bundesvorstand
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Februar 2016

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