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INTERNATIONAL/088: Kenia - Strom aus Erdwärme, Land auf dem Weg zur regionalen Wirtschaftsmacht (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 25. April 2012

Kenia: Strom aus Erdwärme - Land auf dem Weg zur regionalen Wirtschaftsmacht

von Isaiah Esipisu

Kenias Energiebedarf wird zurzeit vor allem durch Wasserkraft gedeckt -  Bild: © Isaiah Esipisu/IPS

Kenias Energiebedarf wird vor allem durch Wasserkraft gedeckt
Bild: © Isaiah Esipisu/IPS

Nairobi, 25. April (IPS) - Kenia hat ein Erdwärmeprojekt gestartet, das dem ostafrikanischen Land den Aufstieg zum wirtschaftlichen 'Powerhouse' des Kontinents ermöglicht.

Entstehen wird die erste Anlage des neu gegründeten staatlichen Geothermie-Entwicklungsunternehmens GDC in der Rift-Valley-Region 180 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Nairobi. Bis 2016 soll das sogenannte Menengai-Erdwärme-Entwicklungsprojekt 400 Megawatt (MW) Strom produzieren. "So viel reicht aus, um Licht in 500.000 Haushalte zu bringen und 300.000 Kleinunternehmen zu betreiben", frohlockt der GDC-Chef Silas Simiyu. Bis 2030 wird das Kraftwerk in der Lage sein, 1.600 MW Strom zu generieren.

Nashon Adero vom Kenianischen Institut für Public Policy-Forschung und -Analyse zufolge wird das Projekt bereits nach der ersten Umsetzungsphase die Industrialisierung des Landes spürbar beschleunigen. "Derzeit verbraucht Kenia 1.600 MW Strom. Mit zusätzlichen 400 Megawatt aus dem Erdwärmekraftwerk und den 300 MW aus dem Windpark am Turkana-See wird Kenia zu einem wirtschaftlichen Schwergewicht aufsteigen", ist er überzeugt. Die Bauarbeiten am Turkana-Wind-Projekt, dem bisher größten in Subsahara-Afrika, beginnen im Juni.

Schon jetzt wird Kenia als das Finanz-, Kommunikations- und Transportzentrum Ost- und Zentralafrikas wahrgenommen. Die Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) des Landes stieg in den letzten zehn Jahren von vier auf fünf Prozent. "Kenia verdankt seiner Agroindustrie und vor allem den Tee- und Kaffeeproduzenten das größte BIP Ostafrikas", betont Ezekiel Esipisu von der Hilfsorganisation 'Habitat for Humanity'. "Auch die Investitionen an der Börse von Nairobi und in die weiterverarbeitende Industrie haben dazu beigetragen, dass Kenia zu einer der führenden Volkswirtschaften des Kontinents aufsteigen konnte. Die staatlichen Investitionen in die Energieproduktion werden diesen Trend weiter beflügeln."


Grenzen der Wasserkraft

Kenia bezieht derzeit rund 60 Prozent seines Stroms aus Wasserkraftwerken. Doch in Dürrezeiten, wenn nicht genügend Wasser zum Antrieb der Turbinen vorhanden ist, kommt es zu Stromversorgungsengpässen, die das wirtschaftliche Wachstum des Landes hemmen. Dies war von Juli bis August 2011 der Fall gewesen. Damals gelang es Kenia gerade einmal 1.200 MW Strom zu generieren.

Die Stromengpässe im vergangenen Jahr haben dem Land wirtschaftliche Verluste in Höhe von mehr als 96 Millionen US-Dollar beschert. Einen noch größeren Schaden - 400 Millionen Dollar oder vier Prozent des nationalen BIP - verursachten die Stromengpässe 1999 und 2001. "Wasserkraft hängt in hohem Maße von den klimatischen Bedingungen ab", erläutert John Omenge, Chefgeologe im kenianischen Energieministerium. "Erdwärme ist eine gute Alternative."

In Gebieten mit aktiven Vulkanen wie der Rift-Valley-Region wird das Wasser in Injektionsbrunnen geleitet und dann durch die Spalten des heißen Gesteins gefiltert. Dabei entsteht Dampf, der komprimiert zum Antrieb von Turbinen verwendet wird.


Erdwärme soll 5.000 MW Strom liefern

Kenia ist das erste afrikanische Land, das Erdwärme als Energieträger verwendet. So bezieht es 209 MW Strom aus den Olkaria-Geothermie-Projekten in Rift Valley. Zusammen mit dem Menengai-Geothermie-Projekt sind sie Teil der kenianischen Entwicklungsstrategie 'Vision 2030', die das Land mit Hilfe von insgesamt 5.000 MW Strom aus Erdwärme zu einem Industrieland mittleren Einkommens machen soll.

Zahlen des Energieministeriums belegen, dass der nationale Strombedarf jährlich um acht Prozent zunimmt. "Die Stromversorgung ist der Schlüssel für jede Form der Entwicklung", meint dazu Gabriel Negatu, Direktor des Ostafrika-Zentrums der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB). Für die erste Projektphase des Menengai-Vorhabens hat die AfDB Fördermittel bereitgestellt.

"Dieses Projekt ist wichtig für Kenia, weil das Land dadurch zur wirtschaftlichen Lokomotive des Kontinents wird", sagt er. "Das hat auch die AfDB erkannt und veranlasst, ihr Büro nach Nairobi zu verlegen. Viele andere Organisationen folgen dem Beispiel und tragen damit zum Aufstieg Nairobis zur Wirtschaftsmetropole bei." (Ende/IPS/kb/2012)

Links:
http://www.kippra.org/
http://www.habitat.org/eurasia/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=107560

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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. April 2012