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INTERNATIONAL/253: Zentralafrikanische Republik - Handel mit "Blutdiamanten" blüht (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 27. März 2015

Zentralafrikanische Republik: Handel mit 'Blutdiamanten' blüht

von Lisa Vives


New York, 27. März (IPS) - In der Zentralafrikanischen Republik (CAR) hat sich seit dem Putsch vor zwei Jahren und der sich anschließenden Gräuel nicht viel verändert. Davon profitieren vor allem Diamantenschmuggler. Seit das schwarzafrikanische Land wieder weitgehend aus den internationalen Schlagzeilen verschwunden ist, floriert der verbotene Handel mit 'Blutdiamanten'.

Die illegalen Aktivitäten bedeuten einen Verstoß gegen den Kimberley- Prozess, einen Mechanismus, auf den sich Staaten, Diamantenindustrie und Zivilgesellschaft geeinigt hatten. Das auf Betreiben der UN- Vollversammlung 2003 etablierte Zertifizierungssystem soll verhindern, dass die so genannten 'Blutdiamanten', mit denen Waffenkäufe und Bürgerkriege finanziert werden, in den internationalen Handel gelangen.

Die CAR ist das einzige der 22 diamantenproduzierenden afrikanischen Länder, das mit einem Verbot belegt wurde. In Kraft trat es im Mai 2013, zwei Monate nach dem Putsch gegen den damaligen Präsidenten François Bozizé. Mitte des gleichen Jahres kam es zur Gründung der sogenannten Anti-Balaka-Milizen, die mit äußerster Brutalität gegen die Muslime im Lande vorgehen. Zuvor hatten muslimische Seleka- Rebellen Christen und andere Bevölkerungsgruppen terrorisiert.

Obwohl es in der CAR inzwischen eine Übergangsregierung gibt, gehen die Übergriffe auf die Zivilbevölkerung weiter. Hunderte Muslime sollen in Enklaven im Westen des Landes eingeschlossen sein und laufen Gefahr, von den Anti-Balaka-Kämpfern ermordet zu werden. UN-Vertreter sprechen von ethnischen Säuberungen. Das Wort 'Völkermord' wurde bisher nicht in den Mund genommen.


30 Prozent der Diamanten illegal exportiert

Bereits vor dem Diamantenhandelsverbot galt die CAR als lukrativer Schwarzmarkt für die Edelsteine. Diamantensteuern in Höhe von zwölf Prozent - gegenüber 3,25 Prozent in der Demokratischen Republik Kongo - haben das illegale Geschäft weiter beflügelt. So werden etwa 30 Prozent der glitzernden Steine illegal nach Kamerun oder in die sudanesische Region Darfur geschmuggelt, schätzt der Internationale Friedensinformationsdienst IPIS mit Sitz im belgischen Antwerpen.

Ein UN-Experten-Panel, das sich mit der Lage in der CAR beschäftigt, hat den boomenden Handel mit Diamanten bestätigt. Seit Inkrafttreten des Verbots seien Diamanten im Wert von mindestens 24 Millionen Dollar außer Landes geschafft worden, schätzt Aurelien Llorca, der das Panel koordiniert.

Mit den Einnahmen aus den Konfliktdiamanten beschaffen sich die Milizen Waffen, bezahlen ihre Kämpfer, bereichern ihre Anführer und verbreiten Angst und Schrecken. In und um die Stadt Bamberi herum sowie in anderen Regionen ist fast täglich von Anschlägen auf Zivilisten zu hören.

Eine im Juli 2014 zwischen den Konfliktparteien in Brazzaville, der Hauptstadt der Republik Kongo, verhandelten Feuerpause, wird weitgehend ignoriert.

Die CAR gehörte einst, was die Höhe der Einnahmen anging, zu den zehn größten Diamantenherstellern der Welt. Die Edelsteine wurden sukzessiv seit der Unabhängigkeit von Frankreich im Jahre 1960 zur Finanzierung von Militärregimen verwendet.

Diese Woche hat die UN-Agrarorganisation in einem Dringlichkeitsappell die Bereitstellung von Saatgut für die Bauern im Vorfeld der kommenden Pflanzzeit gefordert. Derzeit leben 1,5 Millionen Bürger der CAR in Ernährungsunsicherheit. Ohne unverzügliche Hilfe wird die Zahl weiter steigen. (Ende/IPS/kb/2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/03/smugglers-peddle-conflict-diamonds-from-central-african-republic-ignoring-ban/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. März 2015

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