Münchner Kreis - 13.10.2016
Teilen statt Kaufen - Wie die Sharing Economy die deutsche Wirtschaft verändert
München, 12. Oktober 2016 - Über den Einfluss, die Herausforderungen sowie die Zukunftsperspektiven der sich rasant entwickelnden Ökonomie des Teilens diskutierten rund 80 Vertreter von Sharing Economy Unternehmen sowie Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik auf der gemeinsamen Fachkonferenz "Sharing Economy in Deutschland - Wirkung und Nachhaltigkeit neuartiger Formen des Wirtschaftens" des MÜNCHNER KREIS e.V., des Institute for Digitization Research e.V. und des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungskonsortiums i-share.
Den Hintergrund der Konferenz in Augsburg bildete das Forschungsprojekt
i-share, das von den Universitäten Mannheim, Göttingen und Augsburg sowie
der Hertie School of Governance getragen wird. Im Rahmen des Projektes
wird untersucht, welchen Beitrag Geschäftsmodelle der Sharing Economy zum
nachhaltigen Wirtschaften in Deutschland leisten. "Wir wollen wissen, wie
sich die Digitalisierung auf ökonomische Prozesse auswirkt und wie sich
umgekehrt ökonomische Prozesse auf die Digitalisierung auswirken. Da sich
die 'Wirtschaft des Teilens' nicht mit bisherigen Indikationssystemen
erfassen lässt, wollen wir definieren, was die Sharing Economy in
Deutschland ausmacht, welchen gesamtgesellschaftlichen Beitrag sie leistet
und was die ökologischen, ökonomischen und sozialen Auswirkungen dieser
neuen Form des Wirtschaftens sind", skizzierte Prof. Dr. Daniel Veit von
der Universität Augsburg, der das Forschungsprojekt seitens des
Projektpartners Universität Augsburg betreut.
In den Fachvorträgen beleuchteten die Referenten erste Ergebnisse: Prof. Dr. Indre Maurer von der Universität Göttingen stellte verschiedene Ansätze zur Steuerung von Communities in Sharing Economy Organisationen vor und betonte dabei die Bedeutung des Community Management: "Funktionierende Communities sind für viele Geschäftsmodelle eine zentrale Voraussetzung, da durch sie Anbieter und Nachfrager für Teil- und Tauschprozesse zusammenkommen. Aufgrund der Vielfalt an Geschäftsmodellen in der Sharing Economy wird das Community Management zu einer wichtigen, aber herausfordernden Aufgabe für diese Organisationen." Anschließend beleuchtete Prof. Dr. Daniel Veit die Rolle der Technologie in diesen Unternehmensformen: "Für den Erfolg von Sharing Economy Organisationen zeichnen sich drei Bereiche verantwortlich: Die geschäftsmodelltragende Rolle der Informationstechnologie, das Nutzererlebnis - gekennzeichnet durch Flexibilität, Zuverlässigkeit und Benutzerfreundlichkeit - sowie langfristige Partnerschaften, die helfen das Werteversprechen einzuhalten und darüber hinaus der Absicherung von Ressourcen und Infrastrukturen dienen."
Prof. Steve Elliot von der University of Sydney gab einen Überblick über die Sharing Economy Landschaft in Australien, wo die "Collaborative Consumption" bereits als erheblicher Wachstumsfaktor der Wirtschaft anerkannt ist. Er stellte ein Kategorisierungssystem vor, demzufolge soziale und Nachhaltigkeitsaspekte sowie Altruismus bei Neugründungen von Sharing Economy Unternehmen immer mehr in den Fokus rücken.
Fabien Nestmann vom Online-Vermittlungsdienst für Fahrdienstleistungen Uber beleuchtete die Unternehmensperspektive. Er forderte von der Politik im Bereich der Mobilität nicht nur Verbote zu erteilen und mit detaillierten Regulierungen neue Geschäftsmodelle zu hemmen, sondern Neues zu fördern, damit Deutschland bei der Digitalisierung endlich zu den USA aufschließen könne.
Sowohl in den Workshops als auch in der abschließenden Podiumsdiskussion wurde deutlich, dass Deutschland offener für innovative Sharing Geschäftsmodelle werden muss. Das Teilen und Tauschen selbst ist keine neue Idee, doch eröffnen sich durch die Digitalisierung neue Wege und Möglichkeiten für die gemeinsame Nutzung von Ressourcen. Dass es für diese neuen Formen des Teilens Regelungen bedarf, machte Prof. Dr. Michael Dowling, Vorstandsvorsitzender des MÜNCHNER KREIS, deutlich: "Innovative Geschäftsmodelle von Sharing Organisationen sind häufig in Deutschland aufgrund starrer Regulierung in der Praxis nicht umsetzbar. Hier muss der Gesetzgeber mit Augenmaß tätig werden." Insbesondere Unternehmensvertreter erhoffen sich von der Politik zügig implementierte Richtlinien, die eine grobe Richtung vorgeben, sich aber nicht in Einzelheiten verlieren. Nur so kann sich das zweifelsohne vorhandene Potenzial entfalten und deutsche Unternehmen können auf einem Markt bestehen, der durch beschleunigte Innovationszyklen gekennzeichnet ist.
Im Mobilitätssektor spielt das Teilen beispielsweise mittlerweile eine zentrale Rolle. Junge Unternehmen wie Uber und BlaBlaCar sehen sich dabei nicht als Konkurrenten des öffentlichen Nahverkehrs, sondern wollen diesen ergänzen und mithilfe ihrer Angebote die Mobilität und das Erlebnis der Nutzer verbessern. Es wurde sogar angeregt, dass der Staat eine neutrale Mobilitätsapp zur Verfügung stellen könne, in der ÖPNV und neue alternative Angebote integriert sind. Als weiteren Grund für Deutschlands Rückstand bei der Gründung von Sharing Economy Unternehmen identifizierten die Teilnehmer das fehlende Venture Capital. Prinzipiell müsse es darum gehen, das gesellschaftliche Anliegen nach überschaubaren, menschlicheren und nachhaltigeren Wirtschaftsformen aufzugreifen und umzusetzen.
In seinem Schlusswort gab Daniel Veit einen Ausblick auf den nächsten Teil der i-share Studie. So sollen Anfang des kommenden Jahres konkrete Ergebnisse auf Basis der derzeit laufenden Phase der Datenerhebung auf der Website http://www.i-share-economy.org veröffentlicht werden.
*
Im Rahmen des i-share Projekts wird der Beitrag neuer Formen des Teilens,
Tauschens und Gemeinsam-Nutzens zur Erreichung von ökologischen, sozialen
und ökonomischen Zielen in Deutschland abgeschätzt. Um eine solche
Abschätzung vornehmen zu können, werden Organisationen und Initiativen der
Sharing Economy kartiert und dann systematisch befragt. Das i-share
Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) im Rahmenprogramm "Forschung für Nachhaltige Entwicklungen" (FONA).
Das Projekt wird durchgeführt von ForscherInnen der Universität Mannheim,
der Universität Göttingen, der Hertie School of Governance (Berlin) und
der Universität Augsburg.
www.i-share-economy.org
Der MÜNCHNER KREIS möchte die digitalisierte Wissens- und
Informationsgesellschaft durch seine Arbeit aktiv mitgestalten. Als
gemeinnützige, internationale Vereinigung an der Nahtstelle zwischen
Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft bietet der MÜNCHNER
KREIS eine unabhängige Plattform, die gleichermaßen Hersteller,
Dienstleister und alle Anwenderbranchen wie Automotive, Energie etc.
anspricht. Mit einer Vielzahl unterschiedlicher Aktivitäten setzt er sich
konstruktiv mit den Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung
auseinander, um Orientierung in der digitalen Transformation zu geben.
www.muenchner-kreis.de
Das Institute for Digitization Research e.V. bietet öffentlichen
Einrichtungen, politischen Entscheidungsträgern, Unternehmen und anderen
gesellschaftlichen Gruppierungen ein Forum zum Erfahrungsaustausch über
die Philosophie der Digitalisierung.
www.idr-ev.eu
Weitere Informationen unter:
https://www.muenchner-kreis.de/index.php?eID=tx_nawsecuredl&u=0&g=0&t=1476459286&hash=18384e282f077de2f30ef5168ad20fd1303f1746&file=fileadmin/dokumente/Pressemitteilungen/161012_PM_Sharing_Economy_in_Deutschland_MK.pdf
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1439
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Münchner Kreis, Mareike von Frieling, 13.10.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Oktober 2016
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang