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MELDUNG/590: Die wirtschaftliche Lage in Deutschland - Dezember 2015 (BMWi)


Bundesministerium für Wirtschaft und Energie - Berlin, 11. Dezember 2015

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland - Dezember 2015


  • Die deutsche Wirtschaft bleibt auf Expansionskurs, allerdings mit leichtem Gegenwind aus dem weltwirtschaftlichen Umfeld.
  • Die Industrie beginnt, ihre Schwächephase aus dem dritten Quartal zu überwinden. Sowohl die Aufträge als auch die Produktion entwickelten sich zuletzt positiv. Die Bauwirtschaft hat ihre ruhigere Gangart vorerst beibehalten.
  • Die stärker binnenwirtschaftlich ausgerichteten Dienstleistungsbereiche sind weiter im Aufwärtstrend.
  • Der Arbeitsmarkt verzeichnet weiterhin solide Beschäftigungszuwächse.

Die deutsche Wirtschaft bleibt auf Expansionskurs.[1] Die Industrie startete positiv in das Jahresschlussquartal und hat begonnen, ihre Schwächephase des dritten Quartals zu überwinden. Nach drei Monaten mit rückläufiger Nachfrage zogen die Auftragseingänge zuletzt wieder etwas an. Impulse kamen sowohl aus dem Ausland als auch aus dem Inland. Auch das Geschäftsklima in der Industrie erholte sich im November deutlich. Insbesondere die Geschäftserwartungen haben sich nunmehr drei Monate in Folge merklich verbessert. Die Bauproduktion entwickelte sich nach dem starken Jahresbeginn bisher seitwärts. Allerdings hat sich das Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe seit dem Frühjahr erheblich aufgehellt. In den kommenden Monaten dürfte sich daher insbesondere der Wohnungsbau beleben. Die Konjunktur in den stärker binnenwirtschaftlich ausgerichteten Dienstleistungsbereichen ist weiter stabil aufwärtsgerichtet. Eine zentrale Rolle für die robuste binnenwirtschaftliche Entwicklung spielt dabei nach wie vor die anhaltend positive Lage des Arbeitsmarktes mit einer hohen und weiter steigenden Beschäftigung und einer guten Einkommensentwicklung. Weitere Stützen der Konjunktur bleiben der niedrige Ölpreis und der für die Exportwirtschaft günstige Wechselkurs des Euro. Zusätzliche wirtschaftliche Impulse, wenn auch in begrenztem Umfang, gehen von der zusätzlichen Nachfrage durch die Flüchtlingsmigration aus. Insgesamt dürfte die Wirtschaftsleistung in Deutschland daher auch im Schlussquartal ausgeweitet werden.

Die Entwicklung der Weltwirtschaft verlief in diesem Jahr schwächer als erwartet. Insbesondere die Nachfrage aus den Schwellenländern zeigte sich weniger dynamisch. Die Wirtschaft der rohstoffexportierenden Schwellenländer wie Russland oder Brasilien wird nach wie vor durch das niedrige Öl- und Rohstoffpreisniveau belastet. In den Industrieländern war das Wirtschaftswachstum dagegen relativ robust. In den Vereinigten Staaten stieg das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal 2015 auf das Jahr annualisiert um 2,1 %. Im Eurogebiet setzte sich die moderate konjunkturelle Erholung fort. Bis September war die weltweite Industrieproduktion im Trend leicht aufwärtsgerichtet. Das vom ifo Institut ermittelte Weltwirtschaftsklima geht allerdings seit dem zweiten Vierteljahr zurück und signalisiert keine deutliche Verbesserung. Die internationalen Organisationen - OECD, IWF - erwarten dennoch, dass sich die Konjunktur in den Schwellenländern trotz der generell zu beobachtenden Wachstumsnormalisierung teilweise wieder etwas belebt.

Die deutschen Unternehmen haben ihre Warenausfuhren im Berichtsmonat Oktober merklich reduziert. Schon die Entwicklung im dritten Quartal war schwach verlaufen. Im Vergleich zum Vormonat sanken im Oktober die nominalen Ausfuhren um 1,2 %.[2] Hier zeigt sich die wenig dynamische weltwirtschaftliche Nachfrage. Die nominalen Wareneinfuhren waren im Berichtsmonat Oktober mit 3,4 % noch deutlich stärker rückläufig als die Ausfuhren. Im gesamten dritten Quartal gingen die nominalen Warenausfuhren - in der Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen - um saisonbereinigt 0,1 % zurück; die Wareneinfuhren legten um 0,8 % zu. Dabei waren Ein- und Ausfuhrpreise rückläufig.

Die Produktion im Produzierenden Gewerbe hat sich im Berichtsmonat Oktober nach einem schwachen dritten Quartal leicht erholt. Spürbare positive Impulse aus der Industrie und dem Baugewerbe überkompensierten den starken Rückgang bei der Energieerzeugung. Während sich die Produktion von Vorleistungsgütern abschwächte und die Erzeugung von Konsumgütern stagnierte, weiteten die Hersteller von Investitionsgütern ihre Produktion im Oktober deutlich aus. Insbesondere der Maschinenbau und die Hersteller von Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeugteilen meldeten kräftige Produktionssteigerungen. Nachfrageimpulse für die Industrie kamen, gemessen an den Umsatzsteigerungen im Oktober, vor allem von der Inlandsnachfrage nach industriellen Produkten sowie der Nachfrage aus Staaten außerhalb des Euroraums. Insgesamt ist die Industrie noch durch die deutliche Abschwächung der Auftragseingänge im dritten Quartal vorbelastet. Die deutliche Erholung der Auftragseingänge im Oktober aus dem In- und Ausland deuten jedoch eine Wende an. Die anziehende Nachfrage sowie die sich spürbar aufhellenden Stimmungsindikatoren stimmen daher zuversichtlich für den weiteren Jahresverlauf und den Einstieg in das kommende Jahr. Die Dynamik des Wachstums dürfte jedoch noch verhalten ausfallen.

Nach wie vor ist der private Konsum die tragende Wachstumssäule. Weiter steigende Erwerbstätigenzahlen und reale Einkommenszuwächse führten im dritten Quartal zu einer merklichen Zunahme der privaten Konsumausgaben von preisbereinigt 0,6 %. Der Start in das Schlussquartal blieb jedoch eher verhalten, die Umsätze im Einzelhandel ohne Kraftfahrzeuge gingen leicht um 0,4 % zurück. Auch die Stimmung von Konsumenten und Einzelhändlern hat sich etwas abgeschwächt. Die Konsumlaune und das Geschäftsklima bewegen sich jedoch weiter auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau. Die Aussichten für den privaten Konsum sind angesichts einer moderaten Preisniveausteigerung, eines hohen Beschäftigungsstands und einer guten Einkommensentwicklung durchweg positiv.

Die günstige Entwicklung am Arbeitsmarkt hält an, unterstützt durch den moderaten wirtschaftlichen Aufschwung. Mit einem Zuwachs von 385.000 Personen binnen Jahresfrist liegt die Erwerbstätigkeit im Inland im Oktober bei 43,5 Mio. Personen (Ursprungszahl). Sie nahm im Monatsverlauf saisonbereinigt um 27.000 Personen erneut deutlich zu. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg im September erneut stärker als die Erwerbstätigkeit. Die registrierte Arbeitslosigkeit nahm im November saisonbereinigt um 13.000 Personen ab. Nach Ursprungszahlen sank die Arbeitslosigkeit auf 2,633 Mio. Personen. Die Nachfrage nach Arbeitskräften nimmt weiterhin spürbar zu. Alles spricht für eine Fortsetzung der positiven Entwicklungen am Arbeitsmarkt.

Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird in der Januar-Ausgabe des Monatsberichts "Schlaglichter der Wirtschaftspolitik" veröffentlicht. Diese Ausgabe wird voraussichtlich in der 53. Kalenderwoche auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zu finden sein.

[1] In diesem Bericht werden Daten verwendet, die bis zum 9. Dezember 2015 vorlagen.

[2] Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis preisbereinigter sowie nach dem Verfahren Census X-12-ARIMA kalender- und saisonbereinigter Daten.

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Quelle:
BMWi-Pressemitteilung vom 11. Dezember 2015
Herausgeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Telefon: 030-186150
E-Mail: info@bmwi.bund.de
Internet: http://www.bmwi.de facebook


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Dezember 2015

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