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ROHSTOFFE/066: Israel - Im Diamantenfieber, Bergbaufirma glaubt an Prophezeiung von Rabbiner (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 11. Dezember 2012

Israel: Im Diamantenfieber - Bergbaufirma glaubt an Prophezeiung von Rabbiner

von Pierre Klochendler


Suche nach Diamantenvorkommen in Israel - Bild: © Pierre Klochendler/IPS

Suche nach Diamantenvorkommen in Israel
Bild: © Pierre Klochendler/IPS

Acre, Nordisrael, 11. Dezember (IPS) - Der Handel mit Diamanten ist für Israel an sich nichts Neues. Die Suche nach den glitzernden Steinen dagegen schon. 'Shefa Yamim', das erste Explorations- und Bergbauunternehmen des Landes, lässt sich von den Worten eines bekannten Rabbiners leiten, nach denen im Heiligen Land Edelsteine vergraben sind.

Irgendwo an den Nebenflüssen des Kishon wird inzwischen eifrig nach Diamanten geforscht. Die Schürfer ließen sich nicht von den jüngsten Militäraktionen gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen stören, der nur 170 Kilometer weiter südlich liegt.

"Es ist göttliche Vorsehung, dass wir hier Diamanten finden", sagt Vered Toledano, leitende Managerin bei Shefa Yamim. Während der vergangenen zehn Jahre hat die Firma bereits im ganzen Land nach Edelsteinen gesucht, in der Hoffnung, dass sich die Prophezeiung des Rabbis erfüllt.

1988 hatte der Geistliche Lubavitcher Rebbe Menachem Mendel Schneerson im über 9.000 Kilometer entfernten New Yorker Stadtteil Brooklyn erklärt, dass in den Tälern und Flüssen Israels Edelsteine lagerten. Mehr als 20 Jahre später geht der Geschäftsführer von Shefa Yamim, Abraham Taub, sogar soweit, Schneerson mit Moses zu vergleichen. "Er wird sich offenbaren und uns in eine viel bessere Welt führen", sagt er.

Taub, der den Rabbi gut kennt, gründete 1999 das Unternehmen, dessen Namen 'Überfluss der Meere' bedeutet, um die verborgenen Schätze zu heben. Und tatsächlich deutet alles darauf hin, dass er tatsächlich fündig geworden ist. "Alle Mineralien, die für gewöhnlich in der Nähe von Diamantenminen vorkommen, sind hier gefunden worden", berichtet er.


Glühendes Magma bringt Diamanten hervor

Die Schürfer stießen bereits auf das Gestein Kimberlit, das Diamanten enthalten kann. Die wertvollen Kristalle bilden sich bei extremer Hitze und Druck im Innern der Erde. Bei Vulkanausbrüchen werden Kimberlit-Steine an die Erdoberfläche geschleudert. Diamanten finden sich allerdings nur in einem Prozent von ihnen.

Bislang wurden in dem Gebiet im Norden Israels Hunderte wertvoller Steine ausgegraben - Rubine, Saphire, Granate sowie 77 Mikrodiamanten, darunter ein 0,8 Karat schwerer naturreiner weißer Diamant. Auch ein äußerst seltener Moissanit wurde entdeckt, ein Mineral, das Diamanten in Härte und Glanz nahe kommt. Wie Toledano stolz berichtet, wurde im August ein 4,1 Millimeter großer natürlicher Moissanit gefunden.

An mehr als 30 Stellen wird pausenlos gebohrt, gegraben, gewaschen und gesiebt. Einen Diamanten zu suchen, ist ebenso mühsam, wie nach der Nadel im Heuhaufen. In dem so genannten 'Schokoladenkuchen', einem dichten, kuchenähnlichen dunkelbraunen Schwermetall, hoffen die Experten am Ende eines langwierigen Verfahrens die ersehnte 'Kirsche' zu finden. "Jedes Gesteinskorn wird in unserem Labor genauestens unter dem Mikroskop untersucht", sagt Toledano.

In den Ländern Afrikas haben die Diamantminen eine blutige Vergangenheit. Internationale Regelungen, die von den Regierungen der Region, Unternehmen und der Zivilgesellschaft vereinbart wurden, sollen verhindern, dass mit 'Kriegsdiamanten' gehandelt wird. Die Abmachungen sind Teil des sogenannten Kimberley-Zertifizierungsprozesses. Israel, das sich weltweit einen guten Ruf bei Verarbeitung und Verkauf von Diamanten erworben hat, wurde 2010 Vorsitzender des Kimberley-Prozesses.

Etwa zu der Zeit überlegte die Leitung von Shefa Yamim, an die Börse von Tel Aviv zu gehen. Im vergangenen April war es dann soweit. "Unsere Firma ist hundert Millionen US-Dollar wert", verkündete das Aufsichtsratsmitglied Shimon Heiblom.


Weltweit lange keine größeren Vorkommen mehr gefunden

Weltweit werden Diamanten immer knapper. Seit 15 Jahren sind keine größeren Vorkommen mehr entdeckt worden. Und in wirtschaftlich aufstrebenden asiatischen Ländern wie China und Indien steigt die Nachfrage weiter an.

Heiblom ist überzeugt, dass die begehrten Steine in Israel zu finden sind. "Ob in 24 oder in 2.400 Stunden - wir sind ganz nahe dran", meint er. Wenn israelische Diamanten in den Handel kämen, würden sie den Weltmarkt deutlich verändern.

Der kanadische Geochemiker Mark Fedikow, der Shefa Yamim berät, geht immerhin von einer Chance von 20 bis 30 Prozent aus, dass das Unternehmen in drei bis fünf Jahren in größerem Umfang Diamanten fördern könnte. Bis dahin braucht die Firma allerdings noch kräftige Kapitalspritzen, die über die anfänglichen Investitionen von 15 Millionen Dollar weit hinausgehen. Andernfalls kann nicht tief genug gebohrt werden, um besonders große Edelsteine zu finden. (Ende/IPS/ck/2012)


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http://www.ipsnews.net/2012/12/diamonds-are-israels-best-friend/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Dezember 2012