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ROHSTOFFE/068: Afrika - Langfristige Entwicklung durch neu entdeckte Rohstoffreserven (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 2. Januar 2013

Afrika: Langfristige Entwicklung durch neu entdeckte Rohstoffreserven - Experten mahnen zu Transparenz

von Ed McKenna


Bild: © Travis Lupick/IPS

Goldmine im Nordwesten Liberias
Bild: © Travis Lupick/IPS

Addis Abeba, Äthiopien, 2. Januar (IPS) - In Afrika, dem ärmsten Kontinent der Welt, befinden sich Länder mit den am raschesten wachsenden Volkswirtschaften. Die großen Chancen, die die kürzlich entdeckten neuen Rohstoffvorkommen für eine umfassende inklusive Entwicklung bieten, werden Experten zufolge bisher jedoch noch nicht ausreichend genutzt.

"Ich glaube nicht, dass die afrikanischen Staaten auch nur annähernd erfassen, welchen enormen Reichtum ihre Rohstoffe darstellen", meint David Doepel, Vorsitzender der Forschungsgruppe für Afrika an der Murdoch-Universität im australischen Perth.

Zu denjenigen ostafrikanischen Ländern, die aus den kürzlich erschlossenen Erdöl- und -gasvorkommen Profit ziehen wollen, gehören Tansania, Uganda, Mosambik und Äthiopien.

2010 hatte allein Guinea einen Anteil von acht Prozent an der globalen Bauxit-Produktion. Sambia und die Demokratische Republik Kongo kommen zusammen auf 6,7 Prozent der weltweiten Kupferförderung, während Ghana und Mali 5,8 Prozent des gesamten Goldes abbauen. Aus Äthiopien stammt ein Sechstel des global geförderten Metalls Tantal.

Einem im vergangenen Oktober veröffentlichten Bericht der Weltbank zufolge sollten die anhaltend hohen Rohstoffpreise und das starke Wachstum der Exporte in Afrika die Länder der Region dazu veranlassen, die wirtschaftliche Bedeutung der bisher unerschlossenen natürlichen Ressourcen neu zu bewerten.


Transparenter Umgang mit Ressourcen kann Armut vermindern

Ein vernünftiger Umgang mit den Einnahmen aus diesen Verkäufen könnte die Wirtschaftsleistung afrikanischer Staaten langfristig erhöhen, neue Arbeitsplätze schaffen, die Armut bekämpfen und mehr Menschen als bisher Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung ermöglichen, betont Doepel.

"Für ein rohstoffreiches Land ist es lebensnotwendig, den Gesamtwert seiner natürlichen Ressourcen zu maximieren, solange diese Vorkommen bestehen", so der Experte. Die größtmögliche Einnahmensteigerung müsse mit einer Minimierung negativer Folgen auf Menschen und Umwelt einhergehen. "Denn Opportunismus und Eile bei der Förderung tragen nicht unbedingt dazu bei, den Wert zu maximieren", warnt er.

In Staaten wie Nigeria ist die Entwicklung über lange Zeit aufgrund von Korruption und auf raschen Profit ausgerichteten, kurzsichtigen Planungen im Erdölsektor ins Stocken geraten. Nigeria ist der größte Rohölexporteur Afrikas. Von dort aus werden täglich mehr als zwei Millionen Barrel Öl verschifft. Auch finden sich in dem Land die neuntgrößten Gasvorkommen der Welt.

Laut einer von dem nigerianischen Ölministerium in Auftrag gegebenen Untersuchung, die im Oktober veröffentlicht wurde, hat der Mangel an Transparenz bei den Ölgeschäften des westafrikanischen Landes zwischen 2002 und 2012 zu Einnahmenverlusten von 29 Milliarden US-Dollar geführt.

Das unabhängige 'Revenue Watch Institute' empfiehlt den afrikanischen Ländern im Interesse der Allgemeinheit eine transparente Verwaltung der Bodenschätze. "Gerade für die neuen Produzenten in Afrika kann ein gutes Geschäft eine echte Herausforderung werden", meinte die Mitarbeiterin der Organisation, Alexandra Gillies. Die politischen Entscheidungsträger sollten sich nicht zu hastigen Entscheidungen hinreißen und somit um gute und langfristig angelegte Verträge bringen lassen.

In Ghana erweisen sich inzwischen Modelle als erfolgreich, die sicherstellen, dass die Privatwirtschaft und die Regierung über den Umgang mit den Rohstoffen Rechenschaft ablegen. Das Land hat Gillies zufolge vielversprechende Schritte in seinem noch jungen Erdölsektor getan. Dort wurde eine von Bürgern geführte Kommission geschaffen, die die Verwendung der Erdöleinnahmen kontrolliert.

Staaten, die über reiche Rohstoffreserven verfügen, neigen dazu, ihre Wirtschaftsaktivitäten vor allem auf Abbau und Export der Ressourcen als Primärprodukte zu konzentrieren. Wie Doepel erklärt, beschränken sie damit ihre eigenen Entwicklungsmöglichkeiten und machen sich anfällig für Preisschwankungen an den internationalen Rohstoffbörsen und bei der Nachfrage. Nigeria besitzt beispielsweise 2,9 Prozent der globalen Erdöl- und -gasvorkommen. Diese Rohstoffe erwirtschaften 90 Prozent der nationalen Exporteinnahmen.

Dem Experten zufolge laufen Länder, die ihre Ressourcen exportieren, ohne ihnen einen Mehrwert hinzuzufügen, Gefahr, ihre Entwicklung langfristig zu hemmen. Nicht nur die Rohstoffe allein seien entwicklungsfördernd. Auch die Weiterverarbeitung durch eine lokale Industrie im Umkreis der Förderanlagen habe daran einen entscheidenden Anteil.

Francis Steven George, Geschäftsführer des Beratungsdienstes 'Innovation Africa', ist überzeugt, dass gerade die bislang unerschlossenen Rohstoffe die Entwicklung der Länder voranbringen könnten. Die Organisation berät Unternehmen und Institutionen, wie sie ihre wirtschaftlichen Aktivitäten zugunsten von Entwicklung und Armutsbekämpfung nutzen können. Die Regierungen müssten die nötigen Voraussetzungen dafür schaffen, dass durch die Rohstoffproduktion und - weiterverarbeitung neue Arbeitsplätze entstehen könnten.


De Beers soll Produktionsabläufe nach Botswana verlegen

Botswana hatte Anfang vergangenen Jahres den weltgrößten Diamantenproduzenten De Beers aufgefordert, Geschäftsbereiche aus Großbritannien in das afrikanische Land zu verlagern, um dessen Entwicklung zu fördern. Auch die äthiopische Regierung scheint entschlossen, die Gewinne aus dem Gold- und Tantalabbau transparent zu verwalten und verstärkt zum Nutzen der etwa 90 Millionen Einwohner des Staates einzusetzen.

'British Nyota Mineral's' wird voraussichtlich als erstes ausländisches Unternehmen demnächst eine Lizenz zum Goldschürfen im Westen Äthiopiens erhalten. Kürzlich durchgeführte Untersuchungen lassen auf Lagerstätten im Umfang von 500 Tonnen Gold schließen. Nach Einschätzung von Experten könnte die jährliche Fördermenge von bisher rund vier auf 40 Tonnen verzehnfacht werden. Nach dem derzeitigen Stand der Goldpreise würde sich dies in Einnahmen von etwa 1,7 Milliarden Dollar niederschlagen. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:
http://www.worldbank.org/en/news/2012/10/04/despite-global-slowdown-african-economies-growing-strongly-world-bank-urges-countries-spend-new-oil-gas-mineral-wealth-wisely
http://www.innovationafrica.org/
http://www.revenuewatch.org/
http://www.ipsnews.net/2012/12/africa-cashes-in-on-mineral-wealth/

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Januar 2013